78 - Wenn der Beobachter bestraft wird

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Wie versteinert liege ich auf der Treppe, unfähig, mich zu bewegen. Das Licht wird angeknipst.
„Ähm...Fine? Kann man dir irgendwie helfen?", fragt Alex relativ leise.
Etwas unbeholfen rappele ich mich auf. Wird nur nichts mit dem ordentlichen Stehen. Kaum belaste ich meinen rechten Fuß, durchfährt mich ein teuflischer Schmerz. Zischend kneife ich meine Augen zu. Scheiße.
„Ich, ähm...also ich war gerade was trinken und dann...ja, bin ich halt umgeknickt?", stammele ich irgendwie zusammen.
Alex macht ein belustigtes Geräusch und kommt auf mich zu. „Ah ja. Lügen war noch nie eine deiner Stärken. Lass mich raten: du hast mich gerade beobachtet, wolltest flüchten und bist dann...ja, was bist du dann?" Sein Blick gleitet an mir herunter. „Umgeknickt?"
„Habe ich doch gesagt", stimme ich schnell zu und wende mich zum Gehen. „Ich bin müde und habe schon geschlafen. Bin dann mal weg." Ha, bin dann mal weg. Wenn mein Fuß mitmachen würde, wäre ich ihm sehr verbunden. 
Alex verliert die Beherrschung und lacht endgültig los. „Halt, hier geblieben. Warum lügst du? Ist doch normal, dass du neugierig warst und gucken wolltest. Übrigens läuft der Fernseher noch, doch irgendwie sitzt keiner im Wohnzimmer. Kannst du mir das auch noch erklären? Haben die sich vielleicht unter der Couch versteckt? Oder hast du eine andere fabelhafte Idee?"
„Schön, dass du dich so amüsieren kannst. Ich bin gerade umgeknickt, habe mich auf die Fresse gepackt und mich natürlich automatisch mit meiner verbrühten Hand abgefangen, die jetzt auch wieder doppelt so doll rumzickt. Aber klar, ich lache auch gleich. Ha ha ha."
„He, beruhige dich mal", besänftigt er mich, hört jedoch mit dem Lachen auf. „Was ist denn jetzt bei dir los?" Er probiert krampfhaft, nicht erneut zu lachen, doch seine aufgeplusterten Wangen verraten ihn.
Genervt stöhne ich auf. „Komm, lass es raus. Aber weck keinen. Und kümmere dich um meinen Fuß."
Das lässt sich Alex nicht zweimal sagen, greift mir gleichzeitig jedoch auch unter die Arme und verfrachtet mich so auf die Couch.
Vorsichtig zieht er mir die Socke aus. „Du bist nach außen umgeknickt?"
„Nee, nach oben, weißt du?"
Alex seufzt. „Wer hat dich denn jetzt gebissen?"
„Der Schmerz."
„Aha." Er belässt das dabei und drückt dafür ohne Vorwarnung auf eine Stelle, die inzwischen etwas blau ist.
„Au! Sag mal, bist du bekloppt?", fauche ich ihn an.
„Nö, eigentlich nicht", grinst er blöd. „Jedenfalls würde ich dir jetzt einen stabilisierenden Verband anlegen. Und meinetwegen eine Salbe gegen Schmerzen, obwohl die mir zum Beispiel gar nicht hilft. Aber dir vielleicht. Sollte es aber morgen nicht besser sein, wäre ein Arzt ratsam."
Ich lege meinen Kopf schief. „Bist du etwa keiner? O Gott, und von dir lasse ich mich behandeln?"
Er verdreht die Augen, greift wortlos nach der Fernbedienung und stellt den Fernseher aus. „Du weißt, was ich meine."

Mit Leichtigkeit nimmt er mich hoch, setzt mich im Büro wieder ab und verarztet mich. Währenddessen quatsche ich ihn über das Date, warte, natürlich das Treffen, aus.
Da knistert es gewaltig. So wie in meinem Fuß vor Schmerzen.

Die Salbe hat wirklich kaum etwas gebracht. Dennoch habe ich am Morgen meinen Fuß kurz vergessen. Ich werfe einen Blick auf mein Handy. Schon zehn Uhr durch, huch.
Unüberlegt stehe ich auf - und hüpfe direkt auf meinem linken Fuß durch mein Zimmer, fuchtele mit meinen Armen wild in der Luft, um das Gleichgewicht zu behalten. Die Aktion wurde von einem erschrockenen Aufschrei meinerseits begleitet, sodass Phil wie eine Rakete in mein Zimmer geschossen kommt. Schnell hält er mich an meinen Armen fest und ich komme zur Ruhe.
„Was ist denn bei dir passiert?"
„Frag Alex", murmele ich durch zusammengebissenen Zähnen und probiere, diese Schmerzen zu verbannen.
„Immer noch nicht besser?", kommt es plötzlich von Alex, der im Türrahmen steht.
„Hat man doch gehört."
„Na dann, auf geht's in die Klinik." Er gibt sich erst gar keine Mühe, sein Grinsen zu unterdrücken.
„Kann mich mal einer aufklären?" Phil guckt zwischen uns hin und her.
„Also das war so...", beginnt Alex, verfällt dann jedoch schon in Gelächter.
„Dass du auch noch so motiviert bist", sage ich kopfschüttelnd und suche mir, auf einem Bein hüpfend, Klamotten raus. Währenddessen erzählt Alex alles japsend und nur halb verständlich. So lustig war das nun auch nicht. Obwohl - wer weiß, wie das für ihn ausgesehen haben muss, als ich auf der Treppe lag.

Alex konnte es nicht lassen, und so begleiten Phil und er mich in die Klinik. Statt in die Notaufnahme zu gehen, gehen sie gleich auf Station. Mitarbeiter. Müssen sich immer gleich alles herausnehmen.
„Hi Frederik, hast du kurz Zeit?", fragt Alex schon aus der Ferne. Frederik wollte gerade in seinem Behandlungszimmer verschwinden.
„Geht's um Fine? Dann würde ich mir das noch mal überlegen", grinst er.
Ich funkele ihn wütend an.
„Ich. Finde. Das. Hier. Nicht. Witzig", gebe ich deutlich und extrem betont zu verstehen.
„Ach ja", seufzt Alex, seine Augen liegen schon wieder in Lachfalten. Der Typ kann mich langsam echt mal.

Die Prozedur beginnt. Frederik beäugt mein Fußgelenk kritisch, lässt mich beim Röntgen anmelden und von Alex erzählen, was passiert ist. Wobei auch er schmunzeln muss. Ich kriege die Krise, aber wirklich.
Dann kommt das Röntgen, wuhu.
Zu guter letzt sitze ich wieder bei Frederik. Alex und Phil haben in der Zeit einen netten Plausch mit ihm veranstaltet. Der hat anscheinend nichts zu tun.
„Die Bilder", sagt Schwester Linda und gibt die ihm. Er steht von seinem Stuhl auf und mustert sie sofort.
Frederik zieht die Luft durch seine Zähne, ehe er sich zu uns dreht. „Eins ist gerissen. Bedeutet, dass du jetzt eine Weile lang eine Schiene tragen darfst. Und strengste Schonung ist angesagt." Mitleidig lächelt er mich an. „Wenn dir was passiert, dann aber immer gleich richtig, was?"
„Super, ist halt die Strafe dafür, dass ich dich gestern beobachtet habe", brumme ich in Alex' Richtung.
Seine Augenbrauen heben sich. „Sag mal, warum denkst du denn die ganze Zeit, dass ich sauer auf dich bin, weil du mich beobachtet hast? Du hättest da doch auch nicht lügen müssen. Es ist doch alles okay. Außerdem ist es keine Strafe deiner Beobachtung, sondern ganz einfach der Spiegel."
Ein genervtes Geräusch geht durch den Raum.
„Was? Ist doch so", verteidigt Alex sich sofort.
„Idiot."

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Einen schönen Morgen, Tag oder Abend noch :)

7 Jahre Pech (Asds) |1/2|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt