Paulas Sicht
Sofort lagere ich sie so, dass sie nicht aspirieren kann, jedoch noch nicht in die stabile Seitenlage. Dann greife ich zu meiner Funke. „Flo für Paula kommen." „Ich höre." „Ich brauche hier sofort jemanden mit einem Rucksack und einen zweiten RTW. Leon kann ohne mich in die Klinik, wenn er jetzt stabil ist. Wenn ihr euch nicht sicher seid, ruft für ihn ein NEF. Fine ist bewusstlos." „Scheiße, verstanden." Dann mache ich mich an den Versuch, Fine wach zu bekommen. „Hey, Augen auf", rufe ich und tätschele leicht ihre Wange, doch sie regt sich nicht. Also muss ich es mit einem Schmerzreiz probieren. Durch das Reiben meiner Fingerknöchel auf ihrem Brustbein flackern tatsächlich ihre Augen, bis sie sie schließlich ganz öffnet. Erleichtert atme ich aus, auch wenn es noch gar keine Entwarnung gibt. „Kannst du mich hören?", frage ich und drehe sie so zu mir, dass ich ihr ins Gesicht gucken kann. „Mhm", brummt sie und guckt mir in die Augen. Meine rechte Hand greift in meine Hosentasche, um die Pupillenleuchte zu nehmen. Von Anni bekomme ich noch Hilfe, Fine auf die Bank zu heben. An die Wand gelehnt sitzt sie nun da, ihr Blick wird immer klarer. „Guck mir mal bitte auf die Nase", sage ich zu ihr, dann kontrolliere ich ihre Pupillen. Isokor, reagieren aber etwas verlangsamt. „Hallo Paula, du bist ja da", stellt sie unvermittelt fest und lächelt mich an. Sie wirkt etwas benommen. „Ja, das bin ich. Kannst du dich daran erinnern, was passiert ist?" „Es ist was passiert?", fragt sie total überrascht. Ich seufze. „Alles gut, mach dir keine Sorgen." „Wo bin ich?", fragt sie als nächstes. „In deiner Schule in der Umkleide." „Ach so." Sie nickt und lässt ihren Blick schweifen, bis er wieder auf mir liegt. „Oh, das ist aber gut, dass du da bist, Paula. Ist Papa auch da?" Wie, als hätte sie mich gerade zum ersten Mal heute gesehen, stellt sie das fest. „Nein, er ist nicht da." „Puh."
So geht das dann weiter. Alle fünf Minuten stellt sie erleichtert fest, dass ich da bin und nicht Franco, und fragt, wo sie ist. Im RTW ist ein Sanitäter einer anderen Wache mit hinten drinnen. „Guck mal, Paula. Der Mann sieht aus wie Moritz." Mein Blick geht zu dem noch eher jungen Kollegen, der im RTW auf uns gewartet hat. „Ja, da hast du recht." Ich nicke ihm kurz lächelnd zu. Er guckt mich jedoch verwirrt an. „Moritz ist ein Freund und Kollege der Polizei. Sie hat eine Commotio und sagt ständig die gleichen Dinge, nicht wundern." „Ah." Verständnisvoll nickt er und lächelt nun auch. Gut, wäre er nicht verständnisvoll, wäre das hier der falsche Job.
Im RTW führen wir noch kurze Untersuchungen durch. „Paula, der Mann da sieht aus wie Moritz", flüstert sie da wieder und deutet auf den Sanitäter, der vor sich hin grinst. „Ja, das finde ich auch." „Das ist wirklich gut, dass du da bist, Paula. Aber ist Papa auch dabei?", fragt sie nun wieder total aufgebracht. „Nein, er ist nicht da", antworte ich ruhig, als hätte sie das zum ersten Mal gefragt. „Puh, zum Glück", sagt sie erleichtert und lächelt. Das geht dann die ganze Fahrt so weiter.
In der Klinik steht Phil schon am Empfang der Notaufnahme. „Wir bringen dir deine Lieblingspatientin", sage ich und grinse ihn an. Auch wenn ich mir natürlich extreme Sorgen mache, ist es doch ganz lustig, wie Fine alle fünf Minuten denkt, sie hätte jetzt die neueste Frage gestellt. „Hallo Phil, was machst du denn hier?", kommt es da schon verwundert von der Trage. Phil jedoch verdreht die Augen und fährt sich kurz durch die Haare. Mit ihr hat er anscheinend nicht gerechnet. „Ich arbeite hier." „Ist Papa auch hier?" Ich hätte diese jedes mal aufs neue aufgebrachte Frage mitsprechen können. „Nein, er ist nicht hier", beruhige ich sie sofort. „Puh, zum Glück." Phils Stirn legt sich in Falten, ich nicke und er versteht. „Na super, das wird ein Spaß." Ein Lächeln legt sich auf seine Lippen, während ich schon erzähle und wir gemeinsam zum Schockraum gehen.
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Einen schönen Morgen, Tag oder Abend noch :)
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7 Jahre Pech (Asds) |1/2|
Fanfic|1/2| Ein bekannter Aberglaube besagt: „Ein zerbrochener Spiegel bringt sieben Jahre Pech." Josefine, von allen nur Fine genannt, findet das unsinnig. Doch was ist, wenn es genau nach solch einer Tollpatschigkeit eine Reihe von weniger schönen Ereig...