44 - Das Ding mit den Scherben

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Wütend stapfe ich die Treppe runter.
Am liebsten würde ich auf kürzestem Weg wieder ins Bett, um allen Fallen des alltäglichen Lebens aus dem Weg gehen zu können, aber ich muss langsam mal wieder zum Leben erwecken.
In der Küche treffe ich auf Alex, der gerade halb in der Spülmaschine hängt. „Was machst du denn da?"
„Hier hat sich irgendwas verklemmt." Seine Worte werden halb von der Spülmaschine verschluckt.
„Also hast du die Spülmaschine gerade gar nicht angemacht?", frage ich etwas verwirrt nach.
„Doch. Aber dann hat sie komische Geräusche gemacht."
„Dann warst du wirklich daran Schuld, dass ich mich fast unter der Dusche verbrannt habe", stelle ich angesäuert fest.
„Sorry, kann ich ja nicht wissen", kommt weniger einfühlsam zurück. Dann kommt er auch mal wieder richtig hervor, schließt die Spülmaschine und startet sie. Doch kaum ist sie an, kommen undefinierbare Geräusche aus dieser, bis sie den Geist komplett aufgibt.
„Super, dann können wir eine neue holen", brummt Alex genervt, ehe er sich an mich wendet. „Wenn du schon mal hier stehst, kannst du mir gleich beim Spülen helfen."
„Oh, ich glaube, ich muss wieder ins Bett. Mein Kissen vermisst mich schon."
„Nein, du hilfst mir. Dann gehts schneller." Sein Ton duldet keinen Widerspruch. Da bleibt mir wohl nichts anderes übrig.
Seufzend machen wir uns an die Arbeit - also das Seufzen kommt nur von mir, aber ich sehe Alex an, dass auch er keinen Bock darauf hat.
„Was hast du da eigentlich an deiner Stirn gemacht?", fragt Alex mit zusammengezogenen Augenbrauen, als er mir einen nassen Teller zum Abtrocknen in die Hände drückt. Aus Reflex fasse ich mit meiner Hand an die Stelle, die mir auch etwas weh tut. Von der Dusche. In diesem Moment muss natürlich das passieren, was typisch ist. Der nasse Teller rutscht mir aus der anderen Hand, fällt zu Boden und zerspringt in etliche Scherben.
Alex' Blick huscht zum Boden auf die Scherben und wieder zurück zu mir. „Ups", geht mir über die Lippen. Er atmet tief durch. „Geh auf Abstand, ich mache das weg. Wir wissen ja, wie das sonst ausgeht. Und den Rest mache ich auch lieber allein weiter. Aber eine Antwort auf meine Frage hätte ich trotzdem gern."
„Habe mich in der Dusche gestoßen. Tut mir leid. Also wegen des Tellers."
Alex winkt ab. „Halb so wild. Solang du dich nicht daran schneidest."
Also setze ich mich an den Tisch und beobachte Alex, wie er vorsichtig die Scherben aufsammelt.
„Wo ist Papa eigentlich?", frage ich in die entstandene Stille.
„Er holt doch den neuen Couchtisch, schon vergessen?"
„Oh, stimmt. Ist Toni mit ihm zusammen gefahren?"
Alex nickt. „Hast du Hunger?"
Ich bejahe seine Frage sofort. Mein Magen knurrt schon.
„Dann kannst du dich nützlich machen und draußen den Tisch decken. Für Franco und Toni mit, dann können wir frühstücken, wenn sie wieder da sind. Aber nur, wenn du das ohne Verletzungen schaffst." Er zwinkert mir grinsend zu.
„Ha ha ha, was haben wir alle gelacht."

Gegen aller Erwartungen schaffe ich es, den Tisch ohne Unfall zu decken. Auch Alex ist wirklich erstaunt.
Das Wetter ist wunderschön und so genießen Alex und ich noch die Zeit in der Sonne, in der wir auf Papa und Toni warten.
„Ich glaube, du solltest Wohnzimmerverbot bekommen, wenn wir den neuen Tisch haben", sagt Alex unvermittelt.
„Warum das denn?"
„Es ist doch ein Glastisch. Bei dir weiß man nie."
Ich werfe ihm einen komischen Blick zu. „Wie sollte ich das denn schaffen, in einen Glastisch zu fallen?"
Alex zieht eine Grimasse. „Bei dir weiß man ja nie."
Ich schüttele den Kopf. Auf welche Gedanken der immer kommt, unmöglich.

Nach dem Frühstück kümmern Papa und Toni sich um den Tisch, während ich nach oben in mein Zimmer gehe, um etwas für die Schule zu machen. Wie auch immer ich auf die Idee gekommen bin, aber morgen wollen wir grillen, da möchte ich nichts machen müssen.
Chemie ist nicht mein Fach. Wird es auch niemals werden. Irgendwann liege ich mit meinem Kopf verzweifelt auf meinem Heft. Ich raff das einfach nicht.
„Was ist denn bei dir los? Du wolltest nicht schlafen, sondern Schule machen."
„Ich schlafe auch nicht", nuschele ich zurück.
„Was ist denn dann los?"
„Ich checke Chemie nicht. Ich kanns mir nicht merken, geschweige denn überhaupt nachvollziehen."
„Nicht verzagen, Alex fragen", sagt Alex mit so einer Motivation in der Stimme, dass es mir ein Lächeln entlockt. Langsam hebe ich meinen Kopf. Alex steht inzwischen schon neben mir am Schreibtisch und nimmt mir mein Heft weg. „Ach, das ist doch ganz leicht", bemerkt er, während er noch liest.
„Für dich vielleicht."

Eine Stunde lang sitzen Alex und ich auf meinem Bett. Und was soll ich sagen? Ich habe es wirklich verstanden. „Danke." Ich umarme ihn, was er sofort erwidert. „Habe ich doch gern gemacht. Wollen wir jetzt ein bisschen in den Garten gehen?"
Die Idee finde ich äußerst gut. Also folge ich Alex nach unten.
Der neue Tisch steht, auf dem nun auch meine Aufmerksamkeit liegt. Papa sitzt vor dem Fernseher auf der Couch, Toni ist nicht in Sicht. Kann er auch nicht, denn er ist hinter mir. Und auch laut.
„Fine, aufpa-" Verwirrt drehe ich mich, noch während er spricht, um, laufe jedoch weiter. Und falle.
Das ging alles so schnell, dass keiner Zeit hatte, irgendwie zu reagieren. Der kurze Widerstand gibt nach, ein lautes Klirren ist die Folge.
„Ach du Scheiße", kommt es geschockt von Papa.
Das kannst du laut sagen.

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Einen schönen Morgen, Tag oder Abend noch :)

7 Jahre Pech (Asds) |1/2|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt