Der RTW ist voll. Die zwei Sanitäter und Phil stehen um mich herum. Felix wirkt von Phil irgendwie eingeschüchtert. Papa redet noch mit meiner Lehrerin. „Also jetzt schieß mal los. Weißt du den Auslöser für deine Reaktion? Aber halt dich kurz, wir müssen schnellstmöglich in die Klinik." Ich nicke. „Kannst du das dann Papa sagen? Ich will das nicht zweimal erklären." Ich merke, wie Felix' Blick verwundert auf mir liegt. „Klar. Obwohl, warte mal. Kann ich dich hier kurz allein lassen? Oder rastest du dann wieder aus?" Etwas verärgert gucke ich ihn an. „Was soll das denn jetzt heißen? Als wäre das so gekommen, weil ich mich nicht benehmen kann." „So war das doch nicht gemeint. Ich habe nur schon einen Verdacht", besänftigt Phil mich. Er verlässt den RTW und kommt kurz darauf mit Papa wieder.
„So Mäuschen, was war los?" Papa streicht mir über die Hand. Die Blicke der zwei fremden Sanitäter werden immer besser. Ich will zur Erklärung ansetzen, doch Phil kommt mir zuvor. „Ganz kurz,", er wendet sich an Felix, „nimm es nicht persönlich, wir hatten ja nicht viele Einsätze gemeinsam. Aber du heißt doch Felix, oder?" Angesprochener nickt, doch die Verwirrtheit und Unsicherheit ist ihm ins Gesicht geschrieben. Phil nickt wissend. „Gut. Um es kurz zu fassen: Du hast dich an meinen Fall mit Felix Brohm erinnert und hast denen nicht vertraut?" Jetzt liegt es an mir, ihn komplett doof aus der Wäsche guckend anzustarren. „Woher....", setze ich an, doch Phil unterbricht mich. „Habe ich mir so gedacht, als ich Felix gesehen habe. Gut, fahren wir dann? Deine Schulter muss so schnell wie möglich wieder eingerenkt werden." Auch Papa sieht ziemlich überrascht aus, verlässt aber den RTW. So, wie der andere Sanitäter, dessen Namen ich nicht mal weiß. Dann sind nur noch Felix und Phil bei mir.
„Nein, ich kann wirklich laufen. Ihr müsst mich da jetzt nicht mit Trage in die Notaufnahme fahren!", protestiere ich gegen Phil, der darauf beharrt, mich auf der Trage zu lassen. „Meine Schmerzen sind weg. Lass mich jetzt laufen", schnaube ich weiter. „Die denken doch sonst, ich wäre sonst wie verletzt." „Fine, sei vernünftig. Eine Schulterluxation ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen", erwidert Phil. „Nee, würde ja auch wehtun", brumme ich, was Phil ein leises Lachen entlockt. Dann seufzt er auf. „Wenn du dadurch glücklicher bist, mach, wie du willst. Aber deine Schmerzmittel waren keine leichten, dir kann dadurch schwindelig werden." Er befreit mich von den Gurten, tritt dann aber von der Trage weg. „Ja, wenn du mir wenigstens helfen würdest, mich aufzurichten, wäre ich dir sehr verbunden", sage ich schnippisch in seine Richtung. „Tja, wenn der Patient nicht allein hochkommt, sollte er liegen", nuschelt er, hilft mit dann aber trotzdem hoch. „Vielen Dank", gebe ich gespielt freundlich zurück und stolziere dann aus dem RTW. „Wie ein kleines Kind", bemerkt Phil kopfschüttelnd, während er mir dicht auf den Fersen ist. „Das habe ich gehört!"
In der Notaufnahme bleibe ich am Empfang stehen und gucke mich suchend um. Mein Blick bleibt an einem Arzt hängen, der gerade mit einem Patienten redet. Von hinten sieht er verdächtig aus wie Alex, seine Stimme klingt auch so. „Phil?", frage ich da unsicher, der gerade mit Gisela redet. „Mhm?" Er schenkt seine Aufmerksamkeit mir. „Kann man von dem Schmerzmittel auch Halluzinationen bekommen?" „Eigentlich nicht, wieso?" „Weil da ein Arzt steht, der Alex irgendwie total nahe kommt." Phil fängt an zu lachen. „Oh Mann, du bist süß." „Hä?"
Von der Seite mischt sich Gisela ein. „Fine, du wurdest beim Röntgen angemeldet. Vielleicht kann Phil dich noch schnell bringen." Ich nicke schwach, dann ist mein Blick wieder zu diesem Arzt gerichtet, der seinen Patienten jetzt entlässt und sich umdreht. „Phil, ich glaube....", beginne ich. Wieso denke ich, dass da Alex steht? Langsam kommt Sorge in mir auf. „Sag mal, seid ihr wahnsinnig?", kommt es plötzlich von dem Arzt, Alex' Doppelgänger. „Ihr könnt Fine doch nicht laufen lassen." Er kennt meinen Namen? „Hey, Fine, alles gut bei dir?" Ich schrecke auf und drehe mich zu Phil. „Wieso starrst du Alex so an, als sei er ein Alien?" „Seit wann.... Warum...." „Ich musste heute spontan einspringen. Ich weiß, du hast mich noch nie als Arzt hier erlebt. Aber stell dir vor, das kann ich auch. Nicht nur als Notarzt oder Anästhesist. Aber jetzt geh zum Röntgen, wir dürfen nicht zu lang warten. Danach kommst du wieder zu mir." Noch immer etwas verwirrt gehe ich mit Phil zusammen zum Röntgen, von wo mich Schwester Birgit dann abholt.Mit strengem Blick mustert Alex die Bilder. Und ich ihn. Wann habe ich ihn das letzte Mal in Arztkittel gesehen? Doch mit ein paar Sätzen und Infos beweist er mir schnell, dass es sich hier wirklich um meinen Alex handelt, und ich kann mich wieder entspannen.
„Zum Glück hast du keine anderweitigen Verletzungen an deiner Schulter. Ich werde sie dir jetzt einrenken." Mit großen Augen gucke ich ihn an. „Aber das tut doch sicherlich richtig weh." Er nickt. „Deshalb bekommst du jetzt auch noch ordentlich Schmerzmittel. Damit kannst du dann nicht mehr aufstehen, das sage ich dir." Ängstlich gucke ich ihn an. „Ich will nicht." „Muss aber sein. Du lässt doch immer alles über dich ergehen, was nicht unumgänglich ist." Zögernd nicke ich, drücke meine Augen fest zu und halte die Luft an. „Mach jetzt", presse ich hervor. Ich höre Alex leicht lachen. „Nicht ohne Schmerzmittel. Ich kann dir aber auch eine Narkose geben." Sofort schüttele ich den Kopf.
Ein lauter Schrei meinerseits, ob vor Schmerz oder Schreck, wahrscheinlich vor beidem, dann ist alles vorbei. „Ich würde sagen, du ruhst dich noch aus und schonst deinen Arm. Wenn ich Feierabend habe, nehme ich dich mit nach Hause." „Und wo soll ich das genau machen?" „In einem Ruheraum mit Bett."
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Meine beiden letzten Kapitel haben außerordentlich viele Votes, wo kommen die bitte her? Ich bin wirklich baff, danke!
Einen schönen Morgen, Tag oder Abend noch :)
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7 Jahre Pech (Asds) |1/2|
Fanfic|1/2| Ein bekannter Aberglaube besagt: „Ein zerbrochener Spiegel bringt sieben Jahre Pech." Josefine, von allen nur Fine genannt, findet das unsinnig. Doch was ist, wenn es genau nach solch einer Tollpatschigkeit eine Reihe von weniger schönen Ereig...