Alex und Flo sind mit einem großen NEF da, sodass ich hinten einen richtigen Patientenplatz habe. In diesen setze ich mich, nachdem mich Alex eher nach unten getragen als gestützt hat. Mein Schwindel wurde nicht besser, im Gegenteil. „Ich lege dir jetzt einen Zugang und gebe dir etwas gegen die Schmerzen. Danach bekommst du noch etwas Flüssigkeit, dann müsste dein Schwindel auch wie von selbst besser werden", erklärt Alex, während er mir schon den Stauschlauch um meinen rechten Arm legt und anschließend meine Armbeuge desinfiziert. Ich lasse alles über mich ergehen und fühle mich erlöst, als das Schmerzmittel wirkt.
Unser Weg führt uns zur Klinik am Südring. Laufen kann ich nun wieder allein, mein Schwindel ist wirklich wie weggeblasen. Gisela scheint weniger begeistert, als sie mich sieht. „Ihr seid die, die angemeldet wurden? Sag mal Fine, hast du zufällig keine Lust auf Schule? Kaum bist du wieder da, passiert das nächste Unglück." Ich lache kurz auf und inspiziere dann den Wartebereich. Ein paar Plätze sind frei, trotzdem ist es hier gut besucht. „Ich muss dich leider warten lassen. Paula und Frederik sind gerade schwer beschäftigt." Sie lässt sich von Alex und Flo noch die wichtigsten Dinge sagen und schätzt dann ein, dass ich momentan nicht dringlich bin. Also werde ich auf einen Platz im Wartebereich geparkt.
Da kommt Paula aus dem Behandlungsbereich gesaust. „Ihr habt das Polytrauma aber nicht eingeliefert, oder?", fragt sie an Alex und Flo gewandt, die noch am Empfang stehen. Alex schüttelt den Kopf. „Wir haben die da hinten eingeliefert." Er deutet mit einer Kopfbewegung auf mich und grinst breit. Paulas Kopf dreht sich in meine Richtung und augenblicklich stöhnt sie auf. „Du hältst es aber auch keinen Tag in der Schule aus, was? Na ja, Freddy musste notbedingt in den OP, ich bin gerade allein und bekomme jetzt ein Polytrauma." Wie aufs Stichwort öffnen sich die Türen der Notaufnahme und ein Rettungsteam schiebt eine Trage rein, auf ihr ein junger Mann, intubiert und etliche Blessuren, die man auf den ersten Blick schon sehen kann. Beim Notarzt, der schnellen Schrittes neben der Trage läuft und praktisch in Paulas arme läuft oder sie in seine, wie man es nimmt, handelt es sich um Phil. An der Trage Jacky und Marion. Zu viert gehen sie durch zum Schockraum, während Phil schon mit den ersten Informationen losschießt. Eine Person fehlt noch, die nun gemütlich hereingeschlendert kommt, das Protokoll unterm Arm geklemmt. Lässig lehnt diese Person sich an den Empfang und legt das Protokoll auf den Tresen. Dann schweift sein Blick rüber zu Alex und Flo, die den Sanitäter grinsend mustern. Ich für meine Person versinke gerade in meinem Stuhl und hoffe inständig, einfach unsichtbar zu werden. Kein anderer als mein Vater steht nun am Empfang, sein Gesicht ein Fragezeichen, verwundert darüber, wieso Alex und Flo ihn so angrinsen. Wenn er mich jetzt sieht, dann ist er mal wieder in größter Sorge, auch wenn er als Sanitäter die Lage gut einschätzen kann. Bei der eigenen Tochter hört der Spaß dann eben auf.
Im Kopf zähle ich schon runter. Drei, zwei, eins und: „Nee Fine, bitte nicht! Geht es dir gut? Was ist passiert?" Wie, als hätte er sich teleportiert, hockt er plötzlich vor mir. „Ja Papa, es ist alles gut bei mir. Meine Nase ist wahrscheinlich nur gebrochen, aber sonst ist alles schick, wirklich. Seit den Schmerzmitteln und der Infusion geht es mir ausgezeichnet." „Nur gebrochen, du bist gut. Weißt du, was das bedeuten kann? Und blass bist du auch." Von Alex kommt ein Räuspern. „Franco, ich habe mich gut um deine Tochter gekümmert und ihr geht es den Umständen entsprechend wirklich gut, keine Sorge." „Und bei aller Liebe, aber Franco, ich bräuchte mal die Daten des Patienten!", schließt sich Gisela Alex an. Seufzend steht Papa wieder auf und geht zu ihr.
Auch Phil, Jacky und Marion erkundigen sich etwas überrascht nach meinem Wohlbefinden und ziehen alle besorgte Mienen. Wie mich das nervt. Alex und Flo sind hier die Einzigen gewesen, die über die Besorgnis gelacht haben. Das sind mal ganz andere Seiten von Alex, ist auch er sonst immer sofort sehr besorgt. Heute bin ich ihm für seinen Beistand jedoch dankbar. Leider hielt das nicht allzu lang, denn alle wurden zu einem Einsatz gerufen. Anscheinend ein größerer Autounfall. Und so sitze ich jetzt hier, drehe Däumchen und halte hier und da einen kleinen Plausch mit vorbeikommenden Schwestern. Oft schätze ich es wirklich sehr, solche Kontakte hier zu haben. Dennoch kann es teilweise auch anstrengend werden. Irgendwann, ich schätze nach einer halben Stunde, rauscht Freddy an mir vorbei Richtung Behandlungstrakt. Kurz reißt er die Augen auf, als ich in seinen Blick falle, Zeit scheint er jedoch nicht zu haben. Kurz darauf kommt er mit dem vorhin eingelieferten Polytrauma, das er durch den Wartebereich in den Bereich nur für Personal schiebt. Anscheinend muss er operiert werden. Paula folgt ihm bis zu mir und bleibt dann stehen. „Na dann komm mal mit. Jetzt bist du dran." Zögernd stehe ich auf und ziehe eine Augenbraue in die Höhe. „Das klingt gefährlich." Paula lacht hell auf und geht zu einem Behandlungsraum vor, in den ich ihr folge. Dort lächelt mich Schwester Birgit nur kurz an, habe ich heute doch schon mit ihr geredet.
„Paula?" „Mhm?" Sie hat bis eben noch etwas am Computer getippt, dreht sich auf ihrem Hocker nun zu mir um und rollt an die Liege, auf der ich sitze. „Alex sagt, die ist durch. Muss ich operiert werden?" Paula zuckt mit den Schultern, lächelt mich aber aufmunternd an. „Das muss ich durch ein Röntgenbild herausfinden. Ich würde auch gar nicht lang drumherum reden. Birgit, kannst du sie bitte anmelden?" Diese nickt und greift zum Telefon. „Und was ist, wenn meine Nase danach total komisch aussieht? Oder ich danach Probleme habe?" Langsam wird mir bewusst, was eine gebrochene Nase bedeutet. Vorher habe ich mir darüber gar keine Gedanken gemacht. Aber das kann ordentliche Probleme nach sich ziehen, langfristige Probleme, zum Beispiel beim Atmen. „Solltest du eine OP benötigen, dann haben wir hier doch die perfekten Leute dafür. Mach dir mal keine Gedanken und gehe nicht vom Schlimmsten aus, mh?"
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Ein zweites Kapitel zum Sonntag :)
Einen schönen Morgen, Tag oder Abend noch :)
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7 Jahre Pech (Asds) |1/2|
Fanfic|1/2| Ein bekannter Aberglaube besagt: „Ein zerbrochener Spiegel bringt sieben Jahre Pech." Josefine, von allen nur Fine genannt, findet das unsinnig. Doch was ist, wenn es genau nach solch einer Tollpatschigkeit eine Reihe von weniger schönen Ereig...