Anni zuliebe gehe ich gleich runter, um mit den Jungs über die Party zu reden. „Was wollte Anni denn so dringend von dir, dass sie dich sogar anruft?", fragt Papa interessiert. Ich komme sofort zum Punkt. „Wir sind auf eine Geburtstagsparty eingeladen und sie hat gefragt, ob wir hingehen. Da wollte ich euch gleich fragen, ob ich darf." „Was denn für eine Party?" Alex hat sich sofort interessiert aufgesetzt. Auch Phil hat sein Handy direkt weggelegt. „Elena aus unserer Klasse hat uns zu ihrem 17. eingeladen. Da sind noch ein paar andere aus meiner Klasse und eben Freunde von ihr, die ich nicht kenne." „Und lass mich raten, sie trinken schon ganz schön viel Alkohol?", kommt es eher unbeeindruckt von Phil. Er kennt mich einfach zu gut und kann mich unmittelbar einschätze, auch nicht immer von Vorteil. Ich nicke. Die drei wechseln einen Blick. „Also ich weiß nicht so ganz", fängt Papa da an. Mein Herz bleibt mir für eine Sekunde stehen. Er will mir das doch jetzt nicht ernsthaft verbieten? Doch da schreitet Toni mit ein, der bis jetzt an seinem Handy war. „Was würde denn dagegen sprechen? Auch wenn das nicht oft vorkommt, muss ich mich jetzt mal für Fine einsetzen. Ihr könnt ihr vertrauen, vor allem in Sachen Alkohol und Drogen. Außerdem war ich mit 16 auch auf meiner ersten richtigen Party. Ihr seid doch sonst nicht so spießig." Alex wirft ihm einen Blick zu, den ich nicht ganz deuten kann. Zwischen Verwirrtheit, dass er sich für mich einsetzt, und etwas wie Vorwurf steckt in ihm drin. „Jetzt schmeiß uns mal nicht alle in eine Schublade. Phil und ich haben zu der ganzen Sache noch gar nichts gesagt. Also ich bin dafür, dass du gehst. Unter der Bedingung, dass du uns sofort anrufst, wenn du da weg möchtest. Von mir aus darfst du auch was trinken, immerhin macht jeder mal so seine Erfahrungen, aber dann solltest du deine Grenzen kennen und auch auf jeden Fall einhalten. Außerdem würde ich gern die Adresse bekommen, damit wir wissen, wo du dich aufhältst." Papa guckt ihn erschrocken an. „Also....", fängt er an, wird jedoch von Phil unterbrochen. „Franco, jetzt mal alles mit der Ruhe. Ich stimme da Alex und Toni zu. Wir können Fine doch vertrauen." Ich nicke zustimmend. Papa seufzt. „Mir ist nicht so wohl bei der Sache", murmelt er. „Tja, dein kleines Mädchen wird langsam groß, damit musst du zurecht kommen. Stell dir erst mal vor, wenn sie ihren ersten Freund hat." Alex legt ihm einen Arm um die Schultern und grinst ihn an, doch Papa reißt die Augen auf. „Geh bloß zu dieser Party", sagt er dann, wahrscheinlich mit dem Gedanken im Kopf, dass seine kleine Tochter bald ihren ersten Freund mit nach Hause bringt. „Danke!" Dann flitze ich nach oben, um Anni Bescheid zu geben. Erst jetzt sehe ich überhaupt die ganzen Nachrichten und die Gruppe für den Geburtstag, in die ich hinzugefügt wurde. Schnell gehe ich die Mitglieder der Gruppe durch. Tatsächlich, auch Tim ist drin.
Als Geschenk haben Anni und ich einen Gutschein gekauft, auch wenn sie sich nichts gewünscht hat. Aber ohne etwas wollten wir nun auch nicht kommen.
„Sieht das so wirklich gut aus?" Anni dreht sich von meinem Spiegel um und guckt mich zweifelnd an. Ich nicke zum hundertsten Mal an diesem Abend. „Ja, sieht es. Warum machst du dir denn solche Gedanken um dein Aussehen? Das machst du doch sonst nicht so extrem. Kann es sein, dass...." „Pscht! Nein, kann es nicht!", fährt sie dazwischen. Ich nicke wissend. „Ach ja, der Leon. Nicht so mein Typ, aber schon süß. Und nett, immerhin hat er sich etliche Male bei mir entschuldigt, weil er für meinen Krankenhausaufenthalt verantwortlich war, der letzten Endes länger gedauert hat als seiner." Anni verdreht die Augen, wird im nächsten Moment jedoch rot. „Halt bitte deine...." Sie atmet tief durch. „Deinen Mund. Danke." Damit dreht sie sich wieder zum Spiegel, wo sie sich erneut ewig von allen Seiten und Perspektiven betrachtet. Ich lasse mich seufzend auf meinem Bett nach hinten fallen. So einen Aufriss mache ja nicht mal ich.
„So Mädels. Also wir haben ja alles...." „Ja Papa, haben wir. Wir haben alles besprochen." „Gut, ich mein ja nur. Und ruft uns jederzeit an, Alex oder mich. Und wenn etwas medizinisches sein sollte die 112." Ich nicke einfach nur artig. Man merkt Papa an, dass er sich mehr als unwohl fühlt. „Na dann, viel Spaß euch zwei." Er lächelt uns durch den Rückspiegel an, wirkt jedoch sehr gequält.
Anni und ich klingeln am Haus, wo Elena wohnt. Sie macht uns keine Minute später die Tür auf. „Schön, dass ihr gekommen seid." Mit ihrem so natürlichen Lächeln, welches sie irgendwie auszeichnet, begrüßt sie uns und umarmt erst Anni, dann mich. Ich gebe ihr den Gutschein. „Auch wenn du dir nichts gewünscht hast. Alles Gute zum Geburtstag." „Danke, das wäre aber wirklich nicht nötig gewesen."
Wir folgen ihr ins Haus, welches Anni und mir nicht unbekannt ist. Wir haben uns hier schon einige Male getroffen, um gemeinsam Dinge für die Schule zu machen. Doch das Wohnzimmer wurde sehr umgestaltet. Es stehen zwei Tische aneinander, auf denen mehr als genug Getränke stehen. Manche habe ich davon noch nie in meinem Leben gesehen, andere sind Standardgetränke mit Alkohol. Aber auch Alkoholfreies ist mit dabei.
Neben Anni und mir sind auch schon die Jungs aus unserer Klasse und Alina und Marie da. Bei Leons Anblick wird Anni sofort rot. Oh Gott, das kann was werden.
Nach und nach kommen immer mehr Gäste, die ich schon gar nicht mehr kenne. Irgendwelche Freunde von Elena. Die Party ist in vollem Gange, die Stimmung ausgelassen. Doch schon jetzt merke ich bei einigen, dass sie etwas über den Durst getrunken haben. Und das in diesem Alter. Ich habe mal einen Schluck Bier probiert, musste mich jedoch beherrschen, mein Gesicht nicht allzu doll zu verziehen. Ich habe mich vorhin schon gefragt, woher sie überhaupt den ganzen Alkohol hat. Außer eben das Zeug, welches man schon ab 16 bekommt. Aber sie hat zwei Freunde, die 18 sind.
Irgendwann sitzen fast alle auf den Couchen verteilt, jeder redet mit irgendeinem anderen. Mein Blick liegt gerade auf Elena, die gewaltig mit einem ihrer mir unbekannten männlichen Freunde flirtet, als ich einen Ellenbogenhieb in meine rechte Seite spüre. Mein Blick springt sofort zu Anni, doch ihr Blick liegt schon fast panisch auf Leon und Tim, die geradewegs auf uns zukommen und uns anlächeln. Na das kann ja was mit Anni werden, ich würde ihr gern das von ihr folgende Gestammel ersparen.
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Aber bitte Leute, nehmt die Schulschließungen ernst und seht es nicht als Ferien, die uns aus Spaß an der Freude einfach so gegeben wurden. Minimiert eure sozialen Kontakte so weit es geht. Mir tut es in den Ohren weh, die Jugendlichen sagen zu hören, was sie jetzt alles zusammen machen wollen (auch wenn bei mir hier alles, bis auf die wichtigen Läden und so, schließt). Dann treffen die sich eben in großen Gruppen draußen und saufen zusammen oder so. Leute. Das ist NICHT SINN DER SACHE! Denkt an die anderen, die wirklich gefährdet sind. Oder daran, dass auch ihr in ein paar Tagen ganz plötzlich ärztliche Behandlung im Krankenhaus benötigen könntet. Wenn Corona jedoch weiter ausatet, ist für euch kein Platz. Würdet ihr das toll finden? Nein, ich denke nicht. Ich persönlich wäre ja für eine Ausgangssperre wie in Italien oder Spanien.
Sorry, aber das musste jetzt raus.
Einen schönen Morgen, Tag oder Abend noch :)
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7 Jahre Pech (Asds) |1/2|
Fanfic|1/2| Ein bekannter Aberglaube besagt: „Ein zerbrochener Spiegel bringt sieben Jahre Pech." Josefine, von allen nur Fine genannt, findet das unsinnig. Doch was ist, wenn es genau nach solch einer Tollpatschigkeit eine Reihe von weniger schönen Ereig...