In der Schule fällt es mir äußerst schwer, still auf dem Stuhl zu sitzen. „Meine Güte, hast du es langsam?", raunt Anni mir nach einer Weile genervt zu. „Ich muss langsam mal wieder Sport machen. Weißt du was? Ich mache heute einfach mit, Sportzeug habe ich bei." Anni guckt mich skeptisch an. „Ich denke nicht, dass das...." Doch ich lasse sie erst gar nicht ausreden: „Da wird schon nichts passieren." Seufzend geht Annis Aufmerksamkeit wieder auf das schöne Arbeitsblatt mit Matheaufgaben. Ich werde eben besonders auf meine Nase aufpassen, da ist doch eh alles wieder fest. Vier Wochen ohne großartige Bewegung halte ich jedenfalls nicht mehr aus.
Während der Pause zwischen Sport und Mathe sitzen Anni und ich draußen auf dem Schulhof auf einer Bank. Langsam kommt der Frühling und die Sonne scheint heute schon wärmend auf unsere Gesichter. Plötzlich wird mir in meine linke Seite gekniffen und ich fahre erschrocken zusammen. Nachdem ich kurz gegen die Sonne angeblinzelt habe, erkenne ich einen grinsenden Toni vor mir stehen. „Was ist?", frage ich genervt. „Ihr habt jetzt Sport, oder?" Anni und ich nicken. „Cool, ich habe jetzt Vertretung. Wir sind gleich in der anderen Hallenhälfte." Innerlich verdrehe ich die Augen. „Aber du machst ja eh nicht mit, oder?", fragt er an mich gewandt. Sofort schüttele ich den Kopf. Gut, vielleicht ein bisschen zu schnell. Super, jetzt muss ich darauf achten, dass er mich nicht sieht.
„Wir spielen Basketball. Was willst du deinem Vater oder den anderen sagen, wenn du heute einen Ball auf die Nase bekommst und es knack macht?" Mit aller Überzeugungskraft probiert Anni, mich vom Sport abzuhalten, doch vergebens. Ich muss mich einfach wieder ordentlich bewegen. Seufzend gibt sie ihre Versuche nun endgültig auf und folgt mir stattdessen in die Halle, wo die Trennwand zwischen beiden Hälften zum Glück schon unten ist. Also kann mich Toni nicht sehen, Glück gehabt.
Nachdem wir uns warm gemacht und bereits eine Runde Basketball gespielt haben, in der nichts passiert ist, geht es in die zweite Runde. Anni hat inzwischen auch eingesehen, dass ich recht hatte und nichts passiert. Zumindest dachte ich das. Ha, wäre ja auch gelacht, wenn mir nichts passieren würde. Ich hätte mir Alex' Worte von heute Morgen zu Herzen nehmen sollen.
Das Spiel läuft in der letzten Minute und Anni will mir den Ball über das halbe Spielfeld zupassen, als passiert, was passieren muss. Leon, der das Spiel mal wieder viel zu ernst nimmt, schmeißt sich mir in den Weg. Blöd nur, dass er knallhart hinfliegt. Und mich mitreißt. Mein Kopf macht eine äußert harte Bekanntschaft mit dem Boden und für den Bruchteil einer Sekunde wird mir schwarz vor Augen. Ein ekelhaft dumpfer Schmerz macht sich von meinem Hinterkopf im ganzen Kopf breit, der sofort das Pochen beginnt. Schwerfällig raffe ich mich wieder auf, darauf bedacht, meinen extremen Schwindel zu unterdrücken, der droht, mir den Boden unter den Füßen wegzureißen. Immerhin ist meiner Nase nichts passiert. „Oh Scheiße, Fine!", ruft Anni durch die ganze Halle. Super, vielen Dank auch, das wird selbst Toni in der anderen Hälfte gehört haben. Sie kommt auf mich zugerannt, doch ich entschärfe die Situation sofort. Jedenfalls probiere ich es. „Es ist alles gut, mir ist nichts passiert." Mein Blick schweift zu meinem Unfallverursacher und mir stockt der Atem. Leon konnte anscheinend nicht einfach wieder aufstehen. So, wie er aufgekommen ist, liegt er am Boden. Meinen Schwindel, der von Sekunde zu Sekunde zuzunehmen scheint, schiebe ich mal in den Hintergrund. So gut das jedenfalls geht. In Windeseile rauschen mir ein paar Gedanken durch den Kopf, die ich krampfhaft probiere, zu ordnen. Toni darf mich so nicht sehen, Rettungskräfte, die wegen Leon zwanghaft kommen müssen, jedoch noch um einiges weniger. Wenn bei meinem Glück auch noch welche von unserer Wache kommen, dann merken die sofort, dass mit mir etwas nicht stimmt. Also jetzt vernünftig handeln. Gut, vielleicht nicht in der richtigen Hinsicht vernünftig, aber für meine Person.
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Mir fällt es irgendwie immer schwerer, ordentliche Kapitelüberschriften zu finden. Manchmal ist das hier wirklich die größte Hürde.
Einen schönen Morgen, Tag oder Abend noch :)
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7 Jahre Pech (Asds) |1/2|
Fanfiction|1/2| Ein bekannter Aberglaube besagt: „Ein zerbrochener Spiegel bringt sieben Jahre Pech." Josefine, von allen nur Fine genannt, findet das unsinnig. Doch was ist, wenn es genau nach solch einer Tollpatschigkeit eine Reihe von weniger schönen Ereig...