18 - Was ist Sache?

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Mir gehen etliche Gedanken durch den Kopf. Ist etwas mit Papa passiert? Oder mit Alex? Vielleicht ein Unfall während der Arbeit. Vielleicht aber auch ein Autounfall mit beiden, Papa ist heute Alex' Fahrer. Doch keinen Gedanken kann ich so wirklich zum Ende bringen. Zu schrecklich sind die Vorstellungen, die sich mein Kopf gerade ausmalt.

„Fine? Hallo!" Ich werde von Stephan angestupst. Da war ich gerade wohl etwas zu tief in Gedanken. „Was?" Stephan seufzt. „Ich habe nur gesagt, dass nicht direkt etwas passiert ist." Ich nicke, mein Blick schwenkt von Stephan zu dem unbekannten Mann, was auch von den anderen bemerkt wird. „Ach, das ist übrigens Erik Schuster, er ist ein neuer Kollege", stellt Stephan ihn nun vor. Erik nickt mir knapp zur Begrüßung zu. Der ist mir jetzt schon nicht mehr sympathisch, so grimmig wie er guckt. „Können wir dann langsam?", fragt dieser nun mit einem leicht genervten Unterton. „Natürlich, entschuldigen Sie." Phil fährt sich nach diesen Worten durch die Haare und atmet tief ein und aus. An seiner Betonung merke ich sofort, dass auch er nicht viel von diesem Erik hält. Außerdem siezt er ihn, was zwischen den Kollegen des Rettungsdienstes und der Polizei bei uns eigentlich nicht üblich ist. Aber was ist nun passiert? Wir halten uns hier viel zu lange auf. Langsam werde ich unruhig.

„Gut Phil, können wir uns irgendwie an den Tisch setzen? Das könnte ja etwas länger dauern", fährt Stephan fort. Phil nickt nur und geht zum Esstisch, Stephan und Erik folgen ihm. „Paula, kommst du auch?", kommt es noch von Stephan, der sich wieder umgedreht hat. Sie nickt und steht auf, doch ich halte sie am Arm fest. „Was ist denn bitte passiert? Ihr könnt mich doch jetzt nicht so hier stehen lassen." Etwas empört gucke ich sie an. Sie wirft einen Blick zu Stephan, er scheint verstanden zu haben und nickt. „Setz dich zu uns. Vielleicht kannst du uns ja auch helfen." Aus irgendeinem Grund, ich weiß nicht wieso, schießt mir der Gedanke durch den Kopf, dass jemand entführt wurde. Doch darüber schüttele ich den Kopf. Nein, da habe ich wahrscheinlich zu viele Krimis von Alex geklaut. Und ich soll auch ganz schnell merken, dass das wirklich nur ein schwachsinniger Gedanke war.

Nervös knetet Phil seine Hände, die auf dem Tisch liegen. Sein rechtes Bein wackelt unaufhörlich. „Also Phil. Du weißt ja, worum es geht. Eigentlich müssten wir dich jetzt sofort mit auf die Wache nehmen, aber ich drücke da mal ein Auge zu. Trotzdem müsstest du für eine konkrete Aussage noch mitkommen. Fürs Erste möchte ich mir aber ein Bild davon machen." Man hört Phil schwer schlucken, sein Nicken ist stumm. Wie bitte? Phil auf der Wache? Es geht hier also um ihn. Um es zuzugeben: er kam mir vorhin schon etwas komisch vor, jedoch war ich zu sehr mit meiner Laune beschäftigt und bin nach oben verschwunden, um mir über Phils eigentlich offensichtliche Gefühlslage Gedanken zu machen. Stephan fährt fort: „Ich traue dem ganzen Braten nicht, damit du das weißt. Dennoch brauchen wir deine Sicht." Auch Paula rutscht nervös auf ihrem Stuhl hin und her. Was geht hier vor sich? Mein Blick huscht von einem zum anderen, doch nichts als verzweifelte Mienen sind zu sehen. Gut, außer vom lieben Herrn Schuster, sein Gesichtsausdruck ist eiskalt und undurchschaubar. „Und auch wenn ich nicht davon ausgehe: solltest du damit etwas zu tun haben, kann dein Geständnis die Strafe mindern." Phil reißt die Augen auf. „Stephan! Was denkst du denn?" Angesprochener hebt beschwichtigend die Hände. „Wie gesagt, ich gehe nicht davon aus", verteidigt er sich. Meine Güte, können die nicht langsam mal zur Sache kommen? Und worin soll ich bitte helfen können? Als Streitschlichterin? Das alles klingt hier so, als würde Phil des Mordes angeklagt werden.

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Einen schönen Morgen, Tag oder Abend noch :)


7 Jahre Pech (Asds) |1/2|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt