34 - Recht im Unrecht

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Auch Papa war vorerst schwer von meiner Unschuld zu überzeugen, als ich ihn mit einer Ladung Erbrochenem vor der Haustür begrüßt habe. Doch mit meinem nassen Shirt wurde ihm klar, dass ich die Wahrheit sage. Für Anni und mich steht jedoch fest, dass wir solche Partys vorerst meiden. Auch wenn das mit Tim wirklich ein tolles Gespräch war.

Die Resttage der Ferien verbringe ich dann doch noch mit ein paar Prüfungsvorbereitungen. Ehrlich gesagt habe ich wieder eine Phase, in der ich am liebsten den ganzen Tag nur zu Hause in meinem Zimmer hocken würde. Von Toni ist ebenfalls wenig zu sehen, er muss sich auf seine Abiturprüfungen vorbereiten.

Die ersten zwei Wochen nach den Ferien werden stressig. Eher von der Psyche her. Die Prüfungen setzen mich einem so enormen psychischen Druck aus, den ich selber verursache. Morgen steht die letzte schriftliche Prüfung an, Mathe. Danach folgen noch die zwei mündlichen, jedoch erst in einem Monat. Obwohl ich, wie schon mal erwähnt, keine Probleme mit Mathe habe, mache ich mir Druck. Wie soll es auch anders sein.

„Fine, Essen ist fertig!", ruft Phil von unten. „Gleich!", antworte ich. Nur noch die eine Funktion.

Doch aus dieser einen Funktion wurde noch eine. Und noch eine. Ich kann nicht aufhören, dieses Thema durchzugehen. Aus Angst, morgen eine Aufgabe zu bekommen, mit der ich nicht klarkomme. Plötzlich klopft es an meiner Tür und ich fahre erschrocken herum. Phil steht im Türrahmen. „Du siehst ganz schön blass aus, geht es dir gut?" Ich nicke nur und will mich gerade wieder der Funktion zuwenden, doch Phil kommt auf mich zu und hält mich auf. „Stopp. Du kommst jetzt mit nach unten und isst etwas. Du hast genug gelernt und die letzten zwei Wochen kaum etwas gegessen. Langsam reicht es. Lass die Funktion jetzt einfach mal Funktion sein. Du packst das morgen schon." Mit großen Augen gucke ich ihn an. „Aber.... Ich...." „Nein, kein aber. Achte auch mal auf deine Gesundheit. Außerdem ist der MSA nicht alles für dich. Selbst Toni, der sein Abitur schreibt, lernt nicht so viel wie du."

Geschlagen stehe ich auf und folge Phil in die Küche, wo Toni und Paula bereits warten. Papa und Alex haben Dienst. „Ganz schön blass bist du", stellt auch Paula fest. Ich zucke nur mit den Schultern und gähne ausgiebig. Viel Schlaf hatte ich in den letzten Tagen nicht. Wie auch, wenn mich die Gedanken an die Prüfungen kein Auge zumachen lassen. Meine Augenringe will ich gar nicht erst erwähnen.

Lustlos rühre ich in der Suppe herum. Eigentlich liebe ich die Eintöpfe von Phil, doch Hunger habe ich schon länger nicht mehr. Prüfungen liegen mir auch schwer im Magen. „Du musst mal was essen. Langsam machen wir uns alle Sorgen", erwähnt Phil mit einem sorgenvollen Blick auf mir. Grummelnd schiebe ich mir einen Löffel mit einer Kartoffel in den Mund. „Zufrieden?" „Nicht wirklich."

Geschafft. Die Gesichtsausdrücke meiner Klasse sind nach der Prüfung nicht gerade begeistert, doch ich bin froh, es endlich hinter mir zu haben. Auch wenn ich es nicht gern zugebe, ging die Prüfung. Mal sehen, jetzt heißt es auf die Ergebnisse warten. „Und, wie fandest du sie?", frage ich Anni vorsichtig. Ihr fällt Mathe nicht gerade leicht. Sie zuckt nur mit den Schultern, zieht aber ein ganz schönes Gesicht. Also nicht drauf eingehen.

Gemeinsam verlassen wir das Schulgebäude und den Schulhof. Sofort springt mir Alex' Auto ins Auge. „Oh, Alex ist da", sage ich erstaunt zu Anni. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich gehe schnellen Schrittes zu seinem Auto und erkenne schnell, dass auch Papa dabei ist. Anni folgt mir mit etwas Abstand. Ihre Laune ist nicht gerade berauschend.

„Was macht ihr denn hier?", frage ich, nachdem ich die Beifahrertür geöffnet habe. „Schnappe dir Anni und springt ins Auto. Wir gehen jetzt ein Eis essen, auf eure bestimmt bestandenen Prüfungen. Nach eurem ganzen Lernstress habt ihr das mehr als verdient", sagt Alex mit einem Grinsen. Die Laune springt sofort auf mich über, zumal nebenbei bemerkt auch super schönes Wetter ist. Annis Blick liegt verwirrt auf mir. „Komm, wir gehen Eis essen." Und sofort erhellt sich auch ihr Gesichtsausdruck.

Am nächsten Tag hat uns gleich wieder der normale Schulalltag gepackt. Und damit kreisen meine Gedanken auch mal wieder um andere Dinge, nicht nur um Prüfungen. Zum Beispiel kommt mir wieder der Spiegel in den Sinn. Ist auch schon ein Weilchen her. Und das letzte Missgeschick ebenfalls. Ein Grinsen schleicht sich auf meine Lippen, Alex hatte doch nicht so recht. „Woran denkst du?", fragt Anni interessiert und beißt in ihren Apfel. Ich drehe meinen Kopf zu ihr und schirme mit meiner Hand die Sonne ab. Wir sitzen auf dem Schulhof, gleich haben wir Sport. „Daran, dass Alex den Spiegel schon lang nicht mehr erwähnt hat. Außerdem scheint er doch nicht ganz so recht gehabt zu haben. Ich hätte mit einem Blackout in einer Prüfung oder so gerechnet, aber es ist schon länger nichts mehr komisches passiert." Anni verdreht die Augen. „Du weißt, dass du das nicht so beschreien solltest? Wir haben gleich Sport, da bieten sich tausende Gelegenheiten für den Spiegel, zuzugreifen." Jetzt liegt es an mir, sie genervt anzugucken. „Jetzt male mal den Teufel nicht an die Wand. Glaubst du plötzlich etwa auch an den Mist?" Abwehrend hebt sie die Hände. „Ich sag ja nur." Kopfschüttelnd drehe ich mein Gesicht wieder Richtung Sonne und schließe die Augen. Was für ein Recht Anni doch leider haben wird.

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Einen schönen Morgen, Tag oder Abend noch :) (Und bleibt zu Hause, wenn ihr nicht zwingend nach draußen/zur Arbeit müsst)


7 Jahre Pech (Asds) |1/2|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt