9 - Reden hilft, glaub mir

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Mit dröhnendem Kopf versinke ich in meinem Schreibtischstuhl. Ich hasse Physik. Da ist mein Handy, welches einen Ton von sich gibt, eine tolle Ablenkung. Freudig nehme ich es in die Hand, doch werde nur wieder in ein anderes Problem befördert. In Phils Problem. Alex hat mir eine Nachricht geschrieben, die sich sehr besorgt anhört.

>Weißt du, was mit Phil und Paula ist? Die Aktion von heute Nachmittag macht hier in der Wache eine Runde, das glaubst du kaum. Es wird über kaum etwas anderes geredet. Und du warst immerhin dabei. Weißt du mehr? Hat Jemand mit dir geredet?<

Wow Alex, noch mehr Fragen? Ich weiß, dass sie einen Streit hatten, hier bei uns zu Hause. Angeblich über Dienstliches, aber wer es glaubt. Schreiben möchte ich das Alex allerdings nicht. Ich denke nicht, dass Phil möchte, dass es alle wissen. Es passt ihm schon nicht, dass ich etwas davon gehört habe.

>Nee, ich weiß auch nicht mehr. Nur eben von heute, aber geredet hat mit mir keiner. Aus Phil bekommt man nichts raus.<

Meine Gedanken entfernen sich nun endgültig von Physik und ich gehe etliche Varianten durch, weshalb das Verhältnis zwischen Paula und Phil plötzlich so einen Knacks weg hat, bis Phil mich aus eben diesen reißt. „Kannst du mir mal mein Handy bringen? Müsste auf meinem Nachttisch liegen!", ruft er von unten. Da ist der Herr wohl zu faul, die Treppen zu laufen. Ich drücke mich wieder in eine richtige Sitzposition, um dann aufzustehen und in sein Zimmer zu gehen.

Sein Handy liegt auf seinem Nachttisch. Genau in dem Moment, in dem ich sein Handy in die Hand nehme, bekommt er eine Nachricht. Eigentlich will ich diese gar nicht lesen, aber sie springt mir praktisch ins Auge. Doch die Nachricht lässt mich nur noch mehr spekulieren.

>Hör bitte auf, mich ständig anzurufen.<

Von Paula. Kaum bin ich aus meiner kurzen Starre gekommen, blinkt die nächste Nachricht von ihr auf.

>Sorgen musst du dir aber nicht machen.< Keine Minute später: >Und jetzt lässt du mich bitte in Ruhe, danke.<

Was um alles in dieser Welt hat Phil Paula angetan? „Fine? Alles gut?", ruft Phil inzwischen etwas besorgt von unten. Schnell setze ich mich in Bewegung, rase die Treppe runter und bleibe schlitternd vor Phil in der Küche stehen. Wortlos drücke ich ihm sein Handy in die Hand und starre auf die dampfenden Töpfe auf dem Herd. Auch sehr interessant. „Danke." Soll ich jetzt nochmal probieren, mit Phil zu reden? Oder vielleicht ist es - „Hallo?" Erst jetzt bemerke ich Phils schnipsende Finger vor meinem Gesicht. Verwirrt schüttele ich mich kurz und gucke ihn dann an. „Bitte?" „Ich habe gefragt, ob du einen Geist gesehen hast. So, wie du die Töpfe anstarrst." Unsicher lacht er auf. Wieder wirkt sein Lachen total gequält. Ein Versuch noch. „Phil, was ist zwischen dir und Paula vorgefallen? Du trichterst mir schon immer ein, ich solle über meine Probleme reden, sonst fräße mich das von innen auf. Dann rede du doch auch über die Dinge, die dich belasten. Das hilft. Auch wenn ich mit meinen 16 Jahren vielleicht noch nicht sonderlich viel anrichten kann, hast du wenigstens mit jemandem geredet."

Ich hebe meinen Blick und spüre direkt einen Stich im Herzen. Phils Augen füllen sich mit Tränen und auch die größte Mühe kann diese nicht mehr zurückhalten. Es ist schrecklich, ihn weinen zu sehen. Langsam setzt er sich an den Küchentisch, ich tue es ihm gleich. Bevor er mit der Sprache rausrückt, atmet er tief durch.

„Als Paula gestern hier war, hat sie mir ihre Gefühle für mich offenbart. Und ich war so ein Vollpfosten und habe sie abgewiesen. Also nicht direkt. Ich war so davon überrumpelt, da ich damit niemals gerechnet hätte, dass ich gemeint habe, ich bräuchte Zeit. Was eigentlich kompletter Quatsch ist. Aber irgendwie kam das gestern so plötzlich. Ich habe mich wie der letzte Idiot benommen." Er vergräbt sein Gesicht in seinen Händen. „Du liebst sie, oder?", kommt es leise von mir. Ich habe das Gefühl, mit jedem lauteren Wort Phils Bereitschaft, alles zu erzählen, zerstören zu können. Er deutet ein Nicken an. „Ja, das tue ich. Jeder Versuch, das von gestern zu retten, ist kläglich gescheitert. Ich habe sie anscheinend gestern zu sehr verletzt." Ich stehe auf, gehe um den Tisch und umarme Phil, was er nur zu gern erwidert, wie ich merke. „Du bekommst das wieder hin. Ich kann dir helfen, wenn du möchtest. Da wäre auch schon eine Idee." „Das würdest du für mich tun?" Er löst sich von mir, in seinen Augen spiegelt sich pure Verzweiflung wider. „Natürlich mache ich das für dich." Ein leichtes Lächeln huscht über seine Lippen. „Danke." Nun ist er es, der mich in eine Umarmung zieht.

Ein überlaufender Topf lenkt unsere Aufmerksamkeit zum Herd. „Scheiße. Das Essen habe ich ja völlig vergessen." Phil springt auf und zieht den Topf von der Herdplatte. „Heute gibt es dann mal Kartoffelbrei." Schräg grinst er mich an, was mich automatisch zum Lächeln bringt und mir ein warmes Gefühl ums Herz verleiht. Traurigkeit steht ihm nicht. Gut, sie steht eigentlich keinem.

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Mir ist ein kleiner Logikfehler aufgefallen. Falls es auch jemandem aufgefallen sein sollte: Ich weiß, dass Phils Arbeitszeiten seit dem ersten Streit mit Paula keinen Sinn mehr gemacht haben. Ist mir aber erst gerade so wirklich aufgefallen. Na ja, passiert ;) Ich hoffe, euch stört das jetzt nicht so doll wie mich.

Kapitel zwei für heute, welches euch hoffentlich gefallen hat. Einen schönen Morgen, Tag oder Abend noch :)


7 Jahre Pech (Asds) |1/2|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt