Wie spät ist es überhaupt? Ist es noch Sonntag oder schon Montag? Mein Hals brennt, ist trocken. Alex bemerkt, dass ich kaum schlucken kann, und drückt mir ein Glas Wasser in die Hand. Auf meinen verwunderten Blick antwortet er: „Du hast jetzt schon ewig so gehustet, dass Phil und ich mal gucken gekommen sind. Da habe ich dir gleich Trinken mitgebracht, für den Fall, du wachst auf. Und tada." Das Glas leere ich in einem Zug, mein Hals fühlt sich trotzdem nicht wirklich besser an. Da schüttelt mich der nächste Hustenanfall. Nicht nur mein Hals ist trocken, der Husten auch. „Möchtest du was zum Stillen?", fragt Phil. Ich nicke nur, reden würde mich erneut zum Husten bringen. Während Phil das Mittel holen geht, fasst Alex mir an die Stirn. „Fieber scheinst du aber nicht zu haben. Hast du Kopfschmerzen?" Ich nicke. „Halsschmerzen?" Wieder Nicken. „Nase zu?" Nachdem ich auch hier genickt habe, steht er auf und verlässt ebenfalls mein Zimmer, um mir Nasenspray zu holen.
Von Schwindel begleitet stehe ich auf. In zwanzig Minuten muss ich los zur Schule. Weggehen will der Schwindel zwar nicht, aber an sich geht es mir gar nicht so blöd. Bisschen zittern, bisschen husten, aber geht schon. In der Nacht bin ich nach dem Hustenstiller auch relativ schnell wieder eingeschlafen. Doch unten werde ich von einer aufgehenden Haustür gebremst. Papa kommt von der Nachtschicht. „Was hast du vor?" „Ich gehe zur Schule?", stelle ich eine ironisch gemeinte Gegenfrage, doch meine Stimme meint es nicht so gut mit mir. „Du gehst jetzt wieder zackig ins Bett. Erstens siehst du schrecklich aus und zweitens hat mir Alex von heute Nacht berichtet. Ich habe schon in der Schule angerufen." Maulend drehe ich mich um und schlurfe die Treppe hoch. Schön, mir geht es nicht blendend, trotzdem fühle ich mich jedes Mal aufs Neue wie eine Schulschwänzerin, auch wenn sogar ein Arzt sagt, ich soll zu Hause bleiben. Auf der Treppe kommt mir Toni entgegen. „Kannst du dir die Arbeitsmaterialien von Anni geben lassen und mitbringen?", frage ich fast flüsternd, doch trotzdem muss ich danach heftig husten. Sofort macht er einen Satz Stufen weiter runter, nickt und verschwindet. Anscheinend hat er mächtig Angst, sich bei mir anzustecken. Das ist der Vorteil daran, Geschwister auf der selben Schule zu haben. Man muss nicht alle Dinge auf einmal machen, wenn man wieder zurückkommt.
Erst als ich wieder liege, kann ich mir eingestehen, wie scheiße es mir doch wirklich geht. In einem Moment ist mir eiskalt und ich zittere, in der nächsten Sekunde fange ich plötzlich das Schwitzen an. Wenn sich da mal nicht gerade ordentliches Fieber anbahnt. Ich bin fast wieder eingeschlafen, doch durch Papa, der in mein Zimmer kommt, werde ich wieder richtig wach. Er stellt mir ein Tablett mit Tee und Essen auf meinen Nachttisch. Neben geschnittenem Apfel und Gurke hat er mir auch ein Brot gemacht. Allein bei diesem Anblick wird mir übel. „Ich habe keinen Hunger." „Kann ich mir vorstellen. Trotzdem müsstest du was essen, wenigstens etwas. Du musst ja auch nicht alles sofort essen. Und denk dran, viel trinken." Nachdem er nochmal meine Stirn gefühlt hat und anscheinend nicht ganz so zufrieden war, geht er wieder. Und ich schlafe diesmal wirklich ein.
So geht das eine Woche lang und es ist keine Besserung in Sicht. Im Gegenteil - mein Husten wird eher schlimmer. Alex und Phil haben mich immer wieder abgehört, konnten jedoch auch nichts Auffälliges hören.
Phil wollte das Treffen mit Paula eigentlich so lange aufschieben, bis ich wieder gesund bin, doch ich habe ihn förmlich darum angebettelt, dass er es jetzt schon macht. Ich kann diesen Gedanken nicht ertragen, dass Paula so im Unwissen sitzt. Und so habe ich Paula heute mit Vorwand hierher bestellt, da Phil und ich heute allein sind. Ohne diesen wäre sie niemals freiwillig in Phils Nähe gekommen. Vorher hat er für Paula gekocht und den Tisch schön gedeckt. Von dem Essen hat er mir auch etwas in mein Zimmer gebracht, doch wirklich anrühren kann ich es nicht. Mein Appetit hält sich sehr in Grenzen.
Anscheinend lief alles nach Plan, denn Paula sitzt gerade wirklich mit Phil unten im Wohnzimmer, wie ich mitbekommen habe, als ich unter großen Schwindel kurz ins Badezimmer gegangen bin. Ihre Stimmung konnte ich jedoch nicht erkennen. Nach ewigem Überlegen, wie sie sich gerade wohl so verstehen, siegt meine Neugier. Ich muss jetzt einfach gucken gehen.
Auf wackeligen Beinen gehe ich auf den Flur und ganz leise die Treppe runter. Mein Kreislauf will wirklich nicht so wie ich. Wundert mich bei meiner hohen Temperatur auch nicht wirklich. Doch mit einem Blick an der Wand vorbei ins Wohnzimmer muss ich grinsen. Deshalb habe ich von ihnen kein Wort gehört. Phil und Paula sitzen küssend auf der Couch und können anscheinend gar nicht mehr genug voneinander bekommen. Gerade freue ich mich und will unbemerkt wieder abzischen, werde aber jäh von einem Hustenanfall unterbrochen. So heftig hatte ich ihn die letzten zwei Tage schön häufiger. Es ist ein Gefühl, als würde sich der ganze Brustkorb zusammenziehen. Dazu kommen noch tierische Schmerzen aus der Lunge und das Atmen fällt mir danach auch schwerer. Davon mal abgesehen, tut mir jedes Husten seit den letzten zwei Tagen fast höllisch weh. Gesagt habe ich das aber keinem. Binnen Sekunden stehen Paula und Phil neben mir. „Bring mir mal bitte das Stethoskop aus dem Büro", sagt Phil zu Paula und probiert dann, mich zu beruhigen.
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Einen schönen Morgen, Tag oder Abend noch :)
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7 Jahre Pech (Asds) |1/2|
Fanfiction|1/2| Ein bekannter Aberglaube besagt: „Ein zerbrochener Spiegel bringt sieben Jahre Pech." Josefine, von allen nur Fine genannt, findet das unsinnig. Doch was ist, wenn es genau nach solch einer Tollpatschigkeit eine Reihe von weniger schönen Ereig...