Papa hängt mich an eine Infusion, die er irgendwie ans Autodach friemelt.
Dann wendet er sich an Phil, um ihm einen Zugang zu legen.
„Franco, was wird das?", fragt Phil leicht aufgeregt.
„Ein Zugang? Reine Vorsichtsmaßnahme. Und natürlich für dein Schmerzmittel." Papa guckt ihn kurz ziemlich verwirrt an, macht dann jedoch weiter und desinfiziert bereits die Stelle.
Phil fängt an, sich unruhig zu bewegen. „Ist doch nicht nötig, ich halte das aus", sagt er, in seiner Stimme schwingt ein Hauch von Angst mit.
Papa zieht eine Augenbraue hoch, lässt sich jedoch nicht beirren. „Jetzt halt mal still, sonst wird das nichts."
„Ach, muss es auch nicht. Wirklich, ich brauche keinen Zugang."
„Halt mal seinen Arm bitte mit fest", richtet sich Papa an mich.
„Franco, lass das bitte." Phils Atmung beschleunigt sich und er kneift seine Augen zusammen.
„Jetzt ist aber mal gut, was hast du für ein Problem?" Papa verliert langsam die Geduld. Aber ich verstehe Phils Problem gerade auch nicht wirklich.
„Ich kann das nicht", quietscht er mit angehaltener Luft und entreißt mir seinen Arm.
„Hä?", stoße ich maßlos verwirrt aus.
„Ich...hasse Nadeln halt irgendwie", gibt Phil leise zu und wird rot.
„Bitte was? Du bist Arzt, Phil. Seit wann hast du damit überhaupt ein Problem?", entfährt es Papa fassungslos.
„Ja, ich habe damit an sich ja auch kein Problem. Nur an mir selbst wird es eben kritisch. Es ist immer wieder ein Kampf, wenn ich zum Impfen oder zur Blutabnahme muss. Und so habe ich eben noch nie einen Zugang gebraucht."
„Aber jetzt ist es wichtig, das weißt du. Zähne zusammenbeißen, Augen zu und dann wird das schon. Fine beruhigt dich auch, keine Angst." In Papas Blick zeichnet sich Belustigung ab, und auch ich muss mich zusammenreißen, nicht zu lachen. Aber davon wusste ich ja gar nichts. Und anscheinend auch Papa nicht. All die Jahre hat keiner davon etwas mitbekommen.
Phil verkrampft sich zwar und kneift seine Augen extrem zu, hält es aber durch. Die Erleichterung ist ihm danach nur so ins Gesicht geschrieben.
„Das muss ich nachher sofort Alex und Paula sagen", kichert Papa wie ein kleiner Junge und kassiert einen bösen Blick von Phil. „Wie dem auch sei, was wünschen Sie für ein Schmerzmittel, Herr Doktor?"
Phil schüttelt nur den Kopf, kommt aber auch nicht um ein Schmunzeln herum.Papa macht sich nach der Schmerzmittelgabe wieder aus dem Staub. „Kann ich mal deine Pupillenleuchte?"
Phil greift in seine Hosentasche und legt mir die Leuchte in die Hand. „Du weißt, was zu tun ist", sage ich und drehe mich zu ihm.
„Ja, Frau Doktor."
Ich freue mich innerlich. Die Jungs haben mir das mit der Pupillenleuchte schon oft erklärt und gezeigt. Jetzt kann ich es auch mal machen, und das aus einem richtigen Grund. „Isokor", gebe ich kurz darauf meine Diagnose bekannt.
„Na wenigstens etwas", schmunzelt Phil.
Dann sind von rechts das erste NEF und der erste RTW zu sehen. „Na endlich. Es ist schrecklich, als Arzt hier zu sitzen, aber nichts machen zu können."
Papa hat die Fahrzeuge wohl auch wahrgenommen, denn er kommt sofort auf uns und die ersten vier Rettungskräfte, die bei Phil und mir stehen, zu.
„Ich kann dazu nichts sagen, bin ja selber verletzt. Franco hat alles", antwortet Phil gerade auf die Frage über die Lage, da kommt Papa auch schon an und weist die Leute ein. Die mir übrigens unbekannt sind. Und da bin ich richtig froh, Phil und Papa bei mir zu haben. Sonst wäre das mal wieder anders ausgegangen.Auf Wunsch kommen wir alle in die Klinik am Südring. Papa möchte uns ungern trennen. Und so landen Phil und ich in einem Behandlungsraum, wo wir uns nebeneinander auf die Liege setzen, Anni, Jacky und Dustin werden in einen Schockraun gequetscht. Papa leistet Phil und mir Gesellschaft.
Frederik möchte uns alle nacheinander abarbeiten und fängt bei Anni an, nachdem Phil noch die Patientenübergabe für den eigentlichen Unfall gemacht hat.
So lassen wir zwei die Beine baumeln und warten.
Die kurz entstandene Stille wird jedoch jäh von Phil unterbrochen. Wortwörtlich. „Franco, ich...", murmelt er. Das reicht Papa schon, denn er nimmt sofort eine Nierenschale und drückt sie Phil in die Hand. Gerade rechtzeitig.
„Geht's?", frage ich unsicher.
Phil nickt.
„Sicher?", hakt Papa ebenfalls nach, was auch diesmal bejaht wird.
„Keine Sorge, das ist typisch für eine Gehirnerschütterung. Aber geht schon wie..."
Papa zieht eine Augenbraue hoch, als sich Phil erneut übergibt. „Was ein Scheiß", murmelt Phil danach.
Papa seufzt, nimmt seine Pupillenleuchte aus der Hosentasche und leuchtet Phil erneut in die Augen. „Sind aber immer noch isokor."Ein weiteres Mal musste Phil sich nicht übergeben, bis Frederik reinkommt.
„Na das sieht ja nicht gut aus", stellt er sofort fest.
„Doch doch, geht schon wieder. Mir geht's super", sagt Phil schnell.
„Mhm, das hast du nach dem ersten Mal auch gesagt", nuschele ich.
„Jetzt aber wirklich", stellt Phil klar. Wenn er meint.
„Louisa hat dich gerade schon im CCT angemeldet. Franco, würdest du ihn begleiten?"
„Ich brauche doch kein CCT, ehrlich Leute", mault Phil.
„Keine Widerrede, das ist eine Anordnung des Arztes. Kann der Herr laufen oder braucht er einen Rollstuhl?"
Phil guckt Papa mit einem ist-das-dein-Ernst-Blick an. „Ich bitte dich, mir geht es gut. Ich kann laufen." Voller Überzeugung steht er auf, kneift jedoch direkt seine Augen zusammen, fässt sich an den Kopf und fällt zurück auf die Liege.
„Sieht man", kommentiert Papa, holt einen Rollstuhl und fährt ihn dann zum CCT.
Frederik setzt sich auf seinen Hocker und rollt zu mir ran. „So junge Dame, was ist mit dir?"
Ich zucke mit den Schultern. „Mir war schwindelig, dann haben die mich kurz in die Schocklage gelegt und dann ging es wieder. Nach der Infusion war es noch besser. Ich habe heute Morgen zuletzt getrunken und gegessen."
Frederik sieht nicht begeistert aus.
„Aber kann ich nachher wieder nach Hause? In den Unfall war ich ja nicht verwickelt", bettele ich. Auf einen Aufenthalt habe ich echt keine Lust.
„Du wärst aber fast umgekippt", sagt er und sieht aus, als würde er überlegen.-------------
Einen schönen Morgen, Tag oder Abend noch :)
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7 Jahre Pech (Asds) |1/2|
Fanfic|1/2| Ein bekannter Aberglaube besagt: „Ein zerbrochener Spiegel bringt sieben Jahre Pech." Josefine, von allen nur Fine genannt, findet das unsinnig. Doch was ist, wenn es genau nach solch einer Tollpatschigkeit eine Reihe von weniger schönen Ereig...