41 - Die erste Untersuchung

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Kurz starre ich ihn vor Schock an, dann schüttele ich vehement den Kopf. „Nee Phil, das mache ich nicht mit." Vielleicht war das einer der Aspekte, weshalb ich nichts von meinem Problem gesagt habe. Weil ich Angst vorm Frauenarzt habe.
„Das ist doch total normal. Du musst untersucht werden. Hier sind wir wieder an dem Punkt, dass das alles mögliche sein kann."
„Nein. Ich gehe doch nicht zum Frauenarzt, wie sehe ich denn aus?"
„Du siehst aus wie eine junge Frau."
„Ich gehe noch zum Kinderarzt. Da passt doch was nicht zusammen."
Phils Augenbrauen schießen in die Höhe. „Ich habe gerade gar nicht auf dem Schirm, dass Paula, Alex oder ich Kinderärzte sind."
„Du bist doof."
„Du auch, wenn du nicht zum Frauenarzt gehst."
„Ich habe dich auch lieb, Phil."
„Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Also komm jetzt. Oder ich werde ungemütlich."
Jetzt liegt es an mir, eine Augenbraue hochzuziehen. „Du und ungemütlich?"
„Ja, ich und ungemütlich."
„Das will ich sehen."
„Willst du nicht. Ganz schön frech, aber besser als vorhin. Hast du es dann bald? Heute bist du leider nicht meine einzige Patientin."
Seufzend rutsche ich von der Liege. „Ich lasse mich nicht untersuchen, nur über meine Leiche."
„Das werden wir sehen."
„Werden wir. Und ich behalte Recht." Darauf sagt Phil nichts mehr und ich trotte ihm langsam hinterher. Ein Bett wäre jetzt wirklich herrlich.

„Hallo Anna, wer hat heute Dienst?" Phil steht an der Schwesternkanzel, ich verstecke mich halb hinter ihm. „Johanna. Geht es um Fine?" Ihr Blick gleitet an Phil vorbei und trifft mich. „Na ja, ich werde wohl kaum etwas von ihr wollen. Aber Fine hat da ein Anliegen, welches abgeklärt werden muss."
„Habe ich nicht. Dann können wir jetzt wieder gehen. Tschüss Anna, ruhigen Dienst noch." Ich mache auf dem Absatz kehrt und will gehen. Komme jedoch nur zwei Schritte weit, dann werde ich an den Schultern zurückgezogen. „Halt Fräulein, nicht so. Du bleibst hier." „Phil!", jammere ich und bin zum erneuten Mal den Tränen nahe.
„Diesmal werde ich nicht weich, auch wenn du weinst. Da merkt man doch, dass was mit deinen Hormonen nicht stimmt. Es geht hier um deine Gesundheit, da lasse ich nicht mit mir verhandeln." Das sagt er in einer Strenge, die ich selten von ihm höre. Eher Papa hat so einen Ton drauf, aber doch nicht Phil.
Die ersten stummen Tränen verlassen meine Augen, was Phil dazu veranlasst, mich in eine Umarmung zu ziehen. „Ich hole mal Johanna", kommt es vorsichtig von Anna, dann macht sie sich aus dem Staub.
„Du bist scheiße", flüstere ich gegen Phils Brust und haue ihm eine Faust auf diese. Doch ich habe selbst dafür gerade kaum Kraft. „Das konntest du auch mal besser. Und ich weiß, dass ich scheiße bin, wenn ich mich um dich sorge." Ha, Phil ist einfach liebevoll und kann nicht lang diesen bösen Unterton behalten. Trotzdem wird er auf eine intensive Untersuchung bestehen.

„So Phil, das wird jetzt ein Ding zwischen Mädels. Du kannst deiner Arbeit weiter nachgehen, ich schicke sie nach der Untersuchung wieder runter." Johanna zwinkert mir zu. „Aber du untersuchst sie wirklich, lass dich nicht von ihr bequatschen. Ich bestehe darauf." Ich schnalze genervt mit der Zunge. „Ja Phil, keine Sorge", beruhigt Johanna ihn, dann schließt sie vor seiner Nase die Tür des Behandlungsraumes. Und ich bin gefangen.
„Was führt dich denn zu mir?" Johanna setzt sich auf ihren Hocker und bedeutet mir, mich auf die Liege zu setzen. „Phil", brumme ich.
Sie lacht auf. „Welches Problem hast du?"
„Phil ist das Problem."
„Fine, was ist los?"
„Ich habe Angst vor der Untersuchung", gebe ich zu und werde augenblicklich rot.
„Ist es dir peinlich und unangenehm?" Ich nicke. „Muss es nicht, aber deine Gefühle sind auch ganz normal. Fangen wir erst mal mit einem Gespräch an. Welche Probleme plagen dich?"
Langsam fange ich an, alles zu erzählen. Und dafür lasse ich mir viel Zeit, um die Untersuchung so gut es geht hinauszuzögern. Doch irgendwann ist es dann soweit.
„Ich würde dich bitten, dich untenrum freizumachen."
„Nein", schießt es aus mir heraus, bevor ich es mir überhaupt anders überlegen konnte. Doch unter Johannas Blick gebe ich mir einen Ruck. Einen ganz schön großen Ruck.

Irgendwie überstehe ich die Untersuchung, die noch harmlos mit einem Ultraschall anfing. Doch mein Gesicht wurde gefühlt von Sekunde zu Sekunde heißer. Ich musste rot wie eine Tomate gewesen sein.
Nach der wohl unangenehmsten Untersuchung meines Lebens sitze ich wieder auf der Liege, lasse meine Beine baumeln und starre nervös auf meine Finger. Auch Johanna guckt sich meine Blutwerte nochmal genau an, bis sie zu einem Ergebnis kommt: „Unkompliziert ausgedrückt, spielen deine Hormone gerade verrückt. So wie bei Paula neulich. Durch den hohen Blutverlust kam es zu diesem extremen Eisenmangel. Von mir bekommst du eine Art Pille, die du einen Monat lang jeden Morgen einnehmen musst, damit sich dein Hormonhaushalt wieder einspielt. Damit müsste deine Regel auch schnell verschwinden. Wie wir das mit dem Eisen beheben, wird Phil mit dir klären. Ich schreibe schnell einen Arztbrief, damit er weiß, was Sache ist. Danach kannst du wieder zu ihm."

Stumm nehme ich den Brief entgegen. „Kopf hoch, das wird wieder. Die erste Untersuchung beim Frauenarzt ist immer die schlimmste. Danach wird es immer normaler, keine Angst." Sie entlockt mir ein dankbares Lächeln. „Tschüss", bringe ich noch hervor, dann verlasse ich doch fast fluchtartig diese Station. Kein Bedarf auf regelmäßigen Besuch.

In der Notaufnahme muss ich dann doch etwas warten, denn wie ich von Schwester Amelie erfahre, hat Phil einen Notfall bekommen. Also lasse ich mich auf einen freien Platz im Wartebereich fallen und ziehe mein Handy aus der Hosentasche. Fünf neue Nachrichten, davon sind allein vier von Anni, die mal wieder nicht alles in eine Nachricht verpacken konnte. Aber gut, ich bin nicht anders. Die fünfte Nachricht ist jedoch von einer anderen Person. Um genauer zu sein von Tim. Er fragt, ob alles okay bei mir sei. Ich bin erstaunt. Er meldet sich über Nachricht bei mir, um nach meinem Wohlbefinden zu fragen?
Daraus entsteht eine lockere Konversation, auch wenn er gerade im Unterricht sitzt. Doch diese wird leider schneller als nötig von Phil unterbrochen, der plötzlich vor mir auftaucht. „Was grinst du denn so?" Mein Blick springt erschrocken zu Phil. „Ich grinse gar nicht?" „Nö, tust du nicht. Na ja, wie dem auch sei, war gar nicht so schlimm, oder? Du lebst noch."
„Und du machst es nicht besser."
„Was ist rausgekommen?"
Wortlos drücke ich ihm den Brief in die Hand, welchen er in Windeseile liest. „Okay, da bin ich ja doch beruhigt. Na dann, ich benachrichtige Paula, dass sie dich abholen kann. Mit dem Eisen besprechen wir nachher zu Hause, da mache ich mir gleich noch Gedanken. Aber ich bin wirklich beruhigt."
„Wenn du beruhigt bist, scheint es wirklich halb so schlimm zu sein."
„Mach dir keine Gedanken, das haben wir schnell wieder im Griff und dann hast du auch wieder Kraft." Er ist wieder der alte Phil, kein Anflug von Strenge oder Sorge. Seine gewohnte Lockerheit eben.
„Danke." Ich stehe auf und umarme ihn. „Nicht dafür."
Leider muss er weiter zum nächsten Patienten. So nutze ich die Zeit, in der ich auf Paula warten muss, und genieße die Sonne auf einer Bank vor der Klinik. Meine Jacke, die Phil bei sich in der Umkleide hat, brauche ich nicht mehr. Inzwischen ist es wärmer geworden, sodass meine Strickjacke reicht.

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Ich entschuldige mich, falls die medizinischen Angaben/Verläufe/'Krankheitsbilder' nicht korrekt sind.

Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen! Ich habe das Kapitel auf Wunsch einer Person geschrieben und ich hoffe, ich bin deinem Wunsch genügend nachgekommen? :)

Einen schönen Morgen, Tag oder Abend noch :)


7 Jahre Pech (Asds) |1/2|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt