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Seufzend schlüpfte Agent Carter unter dem Absperrband hindurch das den Schauplatz von der gaffenden Menschenmenge trennte. Jemand sollte dringend mal die Menschen vertreiben. Agent Roberts, ihr Partner hatte sich inzwischen auch unter dem Absperrband hindurchgezwängt und stellte sich aufrecht neben sie. Ein junger Mann saß zentriert im Stadtpark auf einem Stuhl. Gefesselt. Sie schätzte ihn ungefähr zwischen 17 und 18 Jahre alt. Losgebunden hatte ihn noch niemand. Ihr Partner sah sie fragend an. Die Anweisung hatte gelautet sofort in den Stadtpark zu fahren aber gesagt hatte ihnen niemand etwas. Was ging hier vor? Gemeinsam gingen sie auf den Jungen zu. Er sah sie beide auf sich zukommen und wurde kreidebleich.

„Bleiben sie sofort stehen", schrie er und versuchte seine stark zitternden Hände unter Kontrolle zu bringen.

Agent Carter hob beruhigend die Hände in die Höhe. „In Ordnung wir bleiben stehen."

Sie hielten an und der Junge entspannte sich wieder zumindest so, wie es in seiner derzeitigen Situation möglich war.

„Wie heißt du?", wollte Roberts von ihm wissen.

„B-Benni", stotterte der Junge.

Was machte dem Jungen so eine große Angst? Dann erst bemerkte sie die Kopfhörer in seinen Ohren. Kommunizierte dort jemand mit ihm? Gerade als sie ihn darauf ansprechen wollte, schrillte wie aus weiter Ferne der nervige Klingelton ihres Handys an ihr Ohr.

Sie hob ab. „Hallo? Carter hier."

„Sparen wir uns die Formalitäten.", drang eine stark verzerrte Stimme aus ihrem Telefon, die den Drang weckte sich die Ohren zuzuhalten.

Trotz der bearbeiteten Stimme hörte man die Kälte aus ihr heraus und ließ ihr augenblicklich das Blut in den Adern gefrieren.

„Wer sind sie?", fragte sie ihn.

„Sie glauben doch wohl nicht, dass ich Ihnen diese Frage beantworten werde. Allerdings nenne ich mich der Wahrheitsfinder. Das sollte reichen" Er lachte und es klang keineswegs belustigt.

Inzwischen hatte sie das Telefonat auf laut gestellt sodass Agent Roberts mithören konnte. Allerdings auch nur so laut, dass der Junge nichts mit anhören konnte. Sie wechselten zwischenzeitlich besorgte Blicke.

„Was haben sie mit dem Jungen vor?", hakte sie ungeduldig nach.

„Machen sie sich keine Sorgen. Er ist nur ein kleiner Teil meines perfiden Plans. Wenn er tut, was ich sage wird er freikommen."

Agent Carter stellte kurzzeitig den Speaker aus. „Versuch das Handy zu orten."

„Halt ihn so lange auf, wie du kannst." Er entfernte sich ein Stück und fing an zu telefonieren.

Mila stellte ihre Stimme wieder an. „Was verlangen sie von dem Jungen?".

„Das können sie sich doch denken. Die Wahrheit", raunte er.

Sie konnte sein kaltes Lächeln durch das Handy spüren. Eine Gänsehaut breitete sich auf ihrem Körper aus. Agent Roberts machte mit wedelnden Armen auf sich aufmerksam und sie klinkte sich wieder aus dem Gespräch heraus.

„Sie können ihn nicht orten. Wahrscheinlich ein Prepaid-Handy", teilte er ihr bedauernd mit und pustete sich eine seiner braunen Strähnen aus dem Gesicht.

Gerade wollte Agent Carter sich wieder ihrem Telefonat widmen als ihr auffiel das er bereits aufgelegt hatte. Enttäuscht ließ sie ihre Hand sinken und verstaute das Handy wieder in ihrer Hosentasche..

„Aufgelegt", teilte sie ihm mit und stieß seufzend die Luft aus.

Ihr Blick fiel auf Benni. Er war wieder kreidebleich geworden. Bekam er gerade seine Anweisungen? Sie machte unbedacht einen Schritt nach vorn und der Junge wurde noch bleicher.

„Stopp! Er lässt eine Bombe hochgehen, wenn sie näherkommen", rief er aufgebracht und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

Das erklärte die Nervosität.

„Was wollte er von dir?" Sie sprach mit beruhigender Stimme, um sein Vertrauen zu wecken.

„D-Die W-Wahrheit", schluchzte Benni den Tränen nahe. Ein Countdown begann. Mila entdeckte einen Lautsprecher, der an einem der Stuhlbeine befestigt wurde.

60...59...58...57...56...

„Welche Wahrheit? Wenn wir dir helfen sollen musst du sie mir erzählen", sagte Agent Carter ruhig. Der Countdown zählte unterdessen weiter herunter

50...49...48...47...46...

„Er wird die Bombe explodieren lassen, wenn ich nichts sage", schluchzte der Junge mehr zu sich selbst als zu Agent Carter.

40...39...38...37...36...

Sie musste den Jungen dazu überreden die Wahrheit zu sagen sonst würden sie alle hochgehen. Das konnte sie nicht zulassen.

„Ich will dir doch nur helfen."

Der Junge schluchzte nur noch hemmungsloser und zitterte am ganzen Körper. Sie glaubte sogar Schweißperlen auf seiner Stirn zu erkennen.

20...19...18...17...16...

„Ist es das wirklich wert aufgrund einer Lüge zu sterben?", wollte sie fast schon flehend von ihm wissen.

10...9...8...7...6...5...4...

„Ich-Ich war b-betrunken... Sie h-h-hat sich gewehrt... I-I-Ich habe sie vergewaltigt. I-I-Ich wollte das doch alles nicht", platze es schließlich Wort für Wort aus ihm heraus und jetzt konnte er seine Tränen nicht mehr zurückhalten.

Der Countdown stoppte bei 1. Die Gefahr war vorrübergehend vorbei. Agent Carter bemerkte gar nicht wie sie die Luft angehalten hatte und stieß sie nun erleichtert aus. Langsam ging sie auf den Jungen zu. Sie fand nicht gut was er getan hatte. Ganz und gar nicht. Die Menschen um sie herum standen immer noch da. Wieso hatte sich denn niemand um sie gekümmert?

Der WahrheitsfinderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt