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Diesen Morgen wurde Chloe nicht wie sonst durch ihren Wecker aus dem Schlaf gerissen. Sie schlug die Augen auf und stutze. Es roch verbrannt, doch wie konnte das Sein ihrer Mutter brannte nie etwas an. Ein Feuer? Hecktisch schlug sie die Bettdecke zurück und stand auf. Chloe könnte noch zehn Minuten schlafen, wie sie mit einem Blick auf den Wecker feststellte. In ihrem Schlafanzug raste sie die Treppe hinunter, vorbei an Familienfotos. In der Küche blieb sie überrascht stehen. Ihre Mutter saß am Küchentisch, den Kopf in die Hände gestützt. Das Spiegelei in der Pfanne schon pechschwarz. Schnell stellte Chloe die Pfanne herunter und machte den Herd aus. Dann wandte sie sich ihrer Mutter zu.

„Mom?" Sie zog vorsichtig Milas Hände weg und erschrak.

Sie hatte ganz rote Augen. Im ersten Moment wusste sie gar nicht, was sie machen sollte. Fast wäre es ihr lieber gewesen, es würde brennen. Damit wäre leichter umzugehen. Sie hob den Kopf und es schien als würde sie Chloe erst jetzt wahrnehmen.

Sie bemerkte den Verband an ihrem Handgelenk. „Was ist passiert?" Chloe schaute ihr in die Augen.

„Ein Unfall in der Küche." Mila schlug ihre Augen nieder.

Sie log. Chloe kannte sie zu gut, um das nicht zu bemerken, doch sie sagte nichts. Ihr Zustand machte ihr mehr Sorgen als die Lüge. Plötzlich stand Mila ruckartig auf, dass der Stuhl fast umkippte. Das quietschende Geräusch ließ Chloe zusammenzucken. Was war denn jetzt los? Milas Blick klarte auf und sie schien jetzt erst das verbrannte Ei in der Pfanne wahrzunehmen. Sie fing an die Pfanne zu säubern und begann damit, ein neues Ei zu braten.

„Ist alles ok, Mom?", fragte Chloe.

„Ja. Was soll schon sein? Ich habe heute einen Tag frei. Wenn du willst, fahre ich dich gleich zur Schule." Mila ließ das fertige Spiegelei auf den Teller gleiten und stellte es vor Chloe ab.

„Du hast heute frei?" Chloe schaute sie mit zusammengekniffenen Augen an.

„Ja. Schau doch nicht so misstrauisch. Darf ich nicht mal einen Tag frei haben?"

„Doch, Doch. Ich lasse mich gern fahren. Im Bus ist es immer so stickig." Chloe machte sich an ihr Frühstück und schaufelte sich löffelweise Ei in den Mund.

Sie konnte nicht anders und starrte ihre Mom immer wieder verstohlen aus den Augenwinkeln an. Sie wirkte wieder normal, aber irgendwas störte sie noch an dem Gesamtbild. Sie kam nur nicht drauf was genau. Chloe schüttelte den Gedanken ab, bis es schließlich Zeit war aufzubrechen. Im Auto betrachtete sie eine Weile interessiert die Landschaft, die sich ihnen während des Fahrens bot.

„Wie läuft es in der Schule?", brach ihre Mom schließlich die Stille.

„Gut." Achselzuckend starrte sie wieder aus dem Fenster.

„Du bist heute wieder sehr gesprächig." Sie wandte den Kopf zu ihr.

„Oh Gott, schau auf die Straße, wenn du fährst", rief Chloe und schlug sich die Hände vor den Mund.

„Ist ja schon gut." Sie wandte sich wieder der Straße zu.

„Die Schule ist wirklich ganz schön. Meine Klassenkameraden sind nett und die meisten Lehrer sind keine kompletten Idioten", antwortete Chloe auf ihre Frage.

„Sprich nicht so über deine Lehrer, Chloe.", ermahnte sie ihre Tochter, konnte sich ein schmunzeln aber nicht verkneifen.

Dann entstand eine Pause, in der niemand etwas sagte. Chloe schaute wieder aus dem Fenster und beobachtete wie die Sonne langsam begann aufzugehen. Ein helles rot mischte sich in den Himmel und ließ ihn eine Weile nicht mehr trostlos und düster wirken.

„Hat Dad auch Volleyball gespielt?", fragte sie ihre Mutter plötzlich.

Sie lachte. „Nein, das lag ihm nicht besonders. Dein Vater war ein geborener Fußballer. Er liebte diesen Sport..." Ihr Blick verdüsterte sich: „...aber eine Knieverletzung ließ all seine Träume zerplatzen. Es hat ihm das Herz gebrochen."

„Erzähl mir mehr von ihm", forderte Chloe sie auf.

Sie schien heute guter Laune zu sein. Immerhin beantwortete sie Chloes Fragen.

„Er war immer so voller Ideen und Träume. Die meisten davon hat er nie umgesetzt, aber ich kannte keinen anderen Menschen, der so zufrieden mit sich und seinem Leben war. Dein Dad hat es verstanden andere zum Lachen zu bringen, sobald er einen Raum betrat, verließen ihn alle mit einem Lächeln. Naja, solange bis..." Sie unterbrach sich, als würde sie jetzt erst bemerken, was sie im Begriff war zu sagen.

„Wir sind da. Viel Spaß in der Schule. Hab dich lieb." Hastig verabschiedete sie sich von Chloe

„Tschau. Hab dich auch lieb." Chloe griff nach ihrem Rucksack und winkte noch einmal zum Abschied.

Dann drehte sie sich um und lief auf das Schulgebäude zu. Sie hörte noch wie ihre Mom den Motor startete und davonfuhr.

Der WahrheitsfinderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt