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Das Lilly heute fehlte hatte Maya sehr verwundert. Sie sah gestern doch noch ziemlich gesund aus. Obwohl jetzt wo sie darüber nachdachte, als Lilly Benni gesehen hatte, war sie merklich blasser geworden. Auf Mayas Nachfrage hin, meinte sie nur, dass es am Wetter liegen muss. Und heute war sie nicht in der Schule. Seltsam. Was war nur mit ihr los? Dann kam ihr plötzlich ein schrecklicher Verdacht. Was wenn? Nein. Oder? Aber es würde ihr Verhalten erklären. Spontan machte sie sich auf, um ihre beste Freundin besuchen zu gehen. Als sie ankam klingelte sie. Lillys Mutter, eine freundliche Frau mit blonden Haaren öffnete ihr die Tür,

„Maya schön, dass du da bist". Lächelnd ließ sie sie hinein.

„Ist Lilly da? Ich würde ihr gern die Hausaufgaben bringen.", sagte Maya und lächelte zurück. Ihr Lächeln war wirklich ansteckend.

Das mit den Hausaufgaben war nicht einmal gelogen. Sie hatte wirklich einige Zettel, die Maya Lilly geben wollte.

„Sie ist oben. Steck dich bloß nicht an." Damit verschwand Frau Sommer auch schon.

Einige Minuten stand sie unschlüssig vor Lillys Zimmertür. Sollte sie klopfen oder einfach hineingehen? Was sollte sie zu ihr sagen? Was wenn ihre Befürchtungen stimmten? Schon hielt Maya entschlossen die Türklinge in der Hand und drückte sie hinunter. Ohne zu zögern betrat sie einfach ihr Zimmer. Lilly sah furchtbar aus. Ihre Haare standen zerzaust in alle Richtungen ab, als hätte sie diese jahrelang nicht mehr gekämmt. Ihre Augen waren rot und total geschwollen. Sie hatte eine total schlabbrige Jogginghose und einen übergroßen Pullover an, der schlaff und leblos an ihr herunterhing. Ihr Blick war starr an die Decke gerichtet und Maya schaute ebenfalls hoch, in der Erwartung ein Loch in der Wand zu sehen.

„Was machst du hier?" Sie erschrak beim Klang ihrer Stimme. Sie klang rau und irgendwie matt.

„Du siehst schrecklich aus", teilte Maya ihr ehrlich mit.

„Danke." Freudlos löste sie denn Blick von der Decke, um sich Maya zuzuwenden.

Sie erschrak abermals. Aus ihren Augen war aller Glanz gewichen. „Du weißt es, oder?" Es klang mehr wie eine Feststellung als nach einer Frage.

Vorsichtig setzte sie sich zu ihr ans Bett und griff nach ihrer Hand, um sie tröstlich zu drücken.

„Naja, ich...Du hast gestern so komisch reagiert als du ihn gesehen hast" Sie wusste nicht, ob sie es aussprechen sollte.

„Du hast Recht. Das Schwein hat mich abgefüllt und dann vergewaltigt", sagte sie zähneknirschend und ihre Augen füllten sich mit einer Mischung aus Zorn, Schmerz und Trauer.

Wut erfüllte Maya, aber es von ihr bestätigt zu hören, schockte sie noch viel mehr. In ihren Gedanken waren es nur Vermutungen. Jetzt war es Realität.

„Willst du darüber reden?" Maya setzte sich zu ihr an die Bettkante und strich ihr tröstend über den Arm.

Sie starrte ihn an und seufzte verträumt. Er war ja so süß. Benni strich sich durchs Haar und sie seufzte erneut verträumt auf.

Sie wurde von jemandem an gestupst, „Erde an Lilly. Wie oft soll ich dich denn noch rufen?", drang auf einmal eine Stimme an ihr Ohr und sie drehte sich irritiert zu Maya um.

Diese seufzte genervt auf und wiederholte. „Der trieft doch nur so vor Arroganz, das einzige, das ihn interessiert, ist er selbst. Vergiss ihn lieber endlich."

„Das stimmt doch gar nicht" Lilly sah sie verärgert an und drehte sich leicht von ihr weg, um weiter nach Benni Ausschau zu halten.

Er war aber nicht mehr da.

„Worüber redet ihr?", fragte plötzlich eine Stimme hinter ihr und sie drehte sich perplex zu Benni um.

„W—Wir...", fing Lilly an wurde aber von Maya unterbrochen. „Über die Mathehausaufgaben. Was willst du?", schnauzte sie ihn unfreundlich an.

Benni ignorierte Maya. „Es tut mir wirklich leid, dass ich dich immer so fies behandelt habe, Lilly. Deshalb wollte ich dich auf meine Geburtstagsparty am Freitag um 18.00Uhr einladen, als Entschuldigung für mein Verhalten."

Lilly musste sich sehr zusammenreißen, um nicht gleich los zu kreischen. Benni. Der Benni hatte sie auf seinem Geburtstag eingeladen.

„Natürlich komme ich. Danke für die Einladung." Lilly nahm sein Angebot an.

Maya zog Lilly kurz zur Seite. „Sag mal spinnst du? Du glaubst doch nicht wirklich, dass es ihm leidtut. Geh nicht hin. Bitte. Er wird dich nur verletzen."

„Du bist ja nur neidisch, weil er dich nicht eingeladen hat." 

Der WahrheitsfinderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt