1989

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Aaron fühlte sich so gut wie schon lange nicht mehr. Das er vor sechs Jahren auf ein Internat gekommen war, hatte sein Leben grundlegend zum Positiven verändert. Er hatte Freunde gefunden. War seinem Vater nicht mehr schutzlos ausgeliefert. Im Grunde genommen hatte er seine gesamte Familie ganze sechs Jahre nicht gesehen. Damals als er seinen Bruder krankenhausreif geschlagen hatte, wurde er von seinem Vater ins Internat geschickt. Allerdings erst, nachdem seine Verletzungen verheilt waren. Aaron hatte sich schnell eingelebt und es war das Beste, was ihm jemals passiert war.

„Woran denkst du gerade?" Michael sein bester Freund schaute ihn fragend an.

„Ach an nichts Besonderes." Aaron lächelte ihn halbherzig an.

Die Gedanken an seine Familie, vor allem an seinen Vater hatten seine eben noch gute Laune aufgelöst.

„Aaron und Michael, wie oft muss ich euch noch ermahnen, bis ihr endlich Ruhe gebt. Das nächste Mal setzte ich euch auseinander." Die Lehrerin musste die beiden schon etliche Male darauf hinweisen, ihre Gespräche einzustellen.

Gebracht hatte es nie etwas, selbst die Drohungen nicht, denn die Lehrerin brachte es nicht übers Herz sie wahrzumachen. Mochte sie ihre Schüler doch zu sehr, um sie zu bestrafen. Vorrübergehend stellten Michael und Aaron das Gespräch ein. Aaron fing an, aus dem Fenster zu sehen, so sehr er seine Lehrerin auch mochte, das Fach interessierte ihn nicht. Seine Augen klebten mittlerweile an dem Profil des Mädchens vor ihm. Sie hatte einen schlanken Körper mit Rundungen, an genau den richtigen Stellen. Ihr blondes, lockiges Haar fiel ihr in sanften Wellen über ihre zarten Schulterblätter und obwohl er es nicht sah, glaubte er ihre eisblauen Augen sahen ihn an. Er schwärmte für sie, seit er sie das erste Mal gesehen hatte, damals an seiner Ankunft im Internat. Sein Vater hatte ihn einfach abgesetzt und ihn alleine vor dem riesigen Gebäude stehen lassen. Er musste seinen kleinen Koffer, denn er besaß nicht sonderlich viel, die wenigen Treppen zum Eingang hinauftragen. Dort hatte er sich nach jemandem umgesehen, der ihm vielleicht helfen konnte. Dann hatte er sie entdeckt. Er hatte nie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt, denn seine Eltern waren das beste Beispiel, um daran zu zweifeln.

„Kann ich dir helfen?" Sie lächelte ihn freundlich an.

Aaron begann zu stottern. „I-Ich eh-m. I-ch s-suche...m-uss mich a-anmelden."

Lächelnd hatte sie ihm dann den Weg zum Direktorat gezeigt. Das war nun auch schon wieder sechs Jahre her. Seltsam, wie schnell die Zeit vergangen war.

„Aaron, Aaron?" Die Stimme seiner Lehrerin riss ihn aus seinen Grübeleien.

„Entschuldigen sie. Was haben sie gesagt?" Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder nach vorn.

„Es ist hoffnungslos.", murmelte sie kopfschüttelnd.

Den Rest des Unterrichts passte er auf und arbeitete sogar mit, um die Lehrerin nicht noch mehr zu verärgern.

Am späten Abend in Michaels und seinem Zimmer besprachen sie noch einmal ihr Vorhaben zusammen mit Stephan und Nicole.

„Ziehen wir das jetzt wirklich durch?", wollte Nicole ängstlich wissen.

„Ich habe doch gesagt keine Mädchen, Brüder. Die klemmen den Schwanz ein, wenn es brenzlig wird." Stephan blickte fast angeekelt auf Nicole herab.

„Nicole, möchtest du deiner Freundin nun helfen oder nicht?", Er wandte sich an das rothaarige Mädchen neben ihm.

Nicht, weil er sie mochte, sondern weil er ihre Hilfe brauchte.

„Ja, a-ber...Ok ich machs." Sie schluckte ihre Bedenken herunter.

„Wir wollen ihn nur erschrecken mehr nicht, oder?", fragte Nicole und zupfte mit ihren Fingern an ihrem Ohrläppchen.

Der WahrheitsfinderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt