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Mila bedeutete Markus im Auto zu warten, während sie seinen Vater unter die Lupe nehmen würden. Sie klingelte und ein heruntergekommener, grauhaariger Mann mit Zigarettenstummel im Mund machte verärgert die Tür auf. Sein weißes mit bierbeflecktes T-Shirt, war viel zu klein für seinen gewaltigen Bauch, der unter dem Kleidungsstück hervorschaute. Seine kleinen Schweinsäuglein bewegten sich rasch von einer Person zur anderen.

„Und sie sind?", fragte Markus Vater und nahm einen tiefen Zug aus seiner qualmenden Zigarette.

Als er den Mund aufmachte, wäre Mila am liebsten einen Schritt zurückgegangen. Der Mann hatte eine Fahne, die drei Häuser weiter noch zu riechen war.

Sie unterdrückte den Impuls sich die Nase zuzuhalten und sagte. „Wir haben einen anonymen Hinweis erhalten, der besagt, dass sie gegenüber ihrer Frau gewalttätig sind."

„Unsere Nachbarin hat schon einige Jahre auf dem Buckel und hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Sie ruft doch ständig bei euch an und ist felsenfest davon überzeugt, ich würde meine Melanie schlagen. Dabei saugt sie sich das doch nur aus ihren Fingern." Die Augen des Mannes blieben nun an Mila hängen und sie erschauerte.

Er blickte sie mit einer gewissen Begierde an, die ihr Übelkeit bereitete.

„Wir überzeugen uns davon lieber selbst. Dürfen wir hereinkommen?" Sie wartete auf seine Antwort, ließ sich aber von ihren gemischten Gefühlen nichts anmerken.

Markus Vater schien Mila noch einmal abzuchecken, ehe er zur Seite trat. „Hab wohl keine andere Wahl."

Kopfschüttelnd ging er voran in die Küche zu seiner Frau. „Sag es ihnen. Sie glauben, ich schlage dich." Er ließ ein dunkles Lachen ertönen.

Seine Frau lachte mit, allerdings leiser. „Was für ein Unsinn."

Doch Mila sah, wie sie sich beim Lachen vor Schmerz krümmte. „Darf ich?" Sie griff sich das untere Ende von ihrem Pullover und zog ihn leicht hoch.

Dann erschrak sie, denn ein riesiger, rot, violetter Bluterguss zog sich fast über den gesamten Bauch von Melanie.

„Tut das nicht weh? Sie müssen zum Arzt. Roberts, ruf bitte einen Krankenwagen an." Mila machte sich um die Gesundheit von Markus Mutter Sorgen.

„Das ist doch gar nicht weiter wild. Wozu das Theater?" Ihr Mann schlug auf den Wohnzimmertisch.

„Wie ist das passiert?" Mila ignorierte das Gejammer des Mannes und wandte sich wieder Melanie zu.

„Sie ist die Treppe heruntergepoltert. Selbst schuld, wenn sie nicht richtig gucken kann." Markus Vater ergriff wieder das Wort.

„Ich habe nicht sie gefragt." Mila ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

„Es stimmt was er sagt." Melanie bestätigte seine Aussage blickte aber zu Boden.

Mila spürte, dass sie log. „Könnte ich bitte einmal alleine mit ihrer Ehefrau sprechen?" Mila wandte sich an Markus Vater.

„Alles was sie mit ihr zu belabern haben, geht auch mich etwas an. Es ist schließlich mein Weib, um dass es hier geht." Ihm schien der Gedanke gar nicht zu behagen Melanie mit ihr allein zu lassen.

„Das war keine Bitte, sondern ein Befehl. Lassen sie mich mit ihrer Frau allein." Ihre Stimme nahm einen bestimmten Tonfall an.

„Frechheit", murmelte Markus Vater zu sich, verließ aber zähneknirschend den Raum. Ein Beamter begleitete ihn.

„Gut, jetzt sind wir allein. Sie können gern offen und ehrlich mit mir reden. Ich möchte ihnen nur helfen." Mila wandte sich offen an die immer noch auf den Boden blickende Frau.

„Ich habe ihnen nichts zu sagen." Melanie schüttelte wild den Kopf, wie um ihre Aussage zu bekräftigen.

„Lieben sie ihren Sohn?" Mila deutete auf ein Bild von Markus auf dem Wohnzimmertisch.

„Natürlich."

„Hören sie, Melanie. Ihr Sohn hat mir erzählt, wie ihr Ehemann sie behandelt. Markus fühlt sich hilflos, weil er ihnen nicht helfen kann. Wollen sie wirklich, dass er sich weiterhin so fühlen muss? Er mobbt andere Schüler, um sich besser zu fühlen. Ist das hier, dass, was sie sich für ihren Sohn wünschen?" Mila versuchte sie über die Liebe zu Markus zu erreichen.

Melanie schlug die Augen nieder. „Nein, aber...ich liebe meinem Mann. Er tut das nur aus Liebe. Das versichert er mir jeden Tag und darauf kommt es doch schließlich an."

„Glauben sie mir. So weh das jetzt vielleicht tut. Er liebt sie nicht. Jemand der sie wirklich liebt, würde ihnen niemals absichtlich wehtun. Denken sie an ihren Sohn und erstatten sie Anzeige gegen ihren Mann, denn nur so können wir ihnen helfen."

„I-i-ich muss erst mal darüber nachdenken."

„Die Rettungssanitäter sind da." Agent Roberts betrat den Raum und ließ zwei Männer hinter sich hinein. Sie brachten sie ins nächste Krankenhaus und Mila konnte nur hoffen, dass sie sich dazu entschied Anzeige zu erstatten. Vorsichtshalber würde sie ihr bald einen Besuch im Krankenhaus abstatten.

Der WahrheitsfinderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt