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Er verschmolz mit der Dunkelheit. Mal wieder. Er wartete in einer Gasse auf sein nächstes Opfer. Der Wind zerrte sanft an seiner Kleidung.

Mariah Janet spazierte nichts ahnend an ihm vorbei. „Paul, wo bist du? Das ist nicht lustig."

Er sprang aus seinem Versteck hervor.

„Du bist nicht Paul."

„Paul kann leider nicht kommen." Bevor sie etwas erwidern konnte, hielt er ihr schon ein Tuch mit Chloroform vor die Nase.

In nur wenigen Sekunden, sackte ihr lebloser Körper gegen seinen. Er schaute sich kurz um, um sich zu vergewissern, dass niemand ihn beobachtet hatte. Dann warf er sich die bewusstlose Mariah über die Schulter und lief mit ihr zu seinem Auto, einem ganz normalen Pkw, in deren Kofferraum er sie warf.

„Paul erwartet dich schon", flüsterte er ihr leise ins Ohr.

Er lächelte. Dann schloss er den Kofferraum und Mariah wurde nun von Dunkelheit umgeben.

Er stieg ins Auto und kicherte vor sich hin. „Und ich habe gerade erst angefangen. Ich werde noch so viel Spaß haben."

Sie kamen an einer alten Fabrikhalle an, die schon seit Jahren nicht mehr benutzt wurde und fuhr sein Auto in die hinterste Ecke des Geländes. Anschließend holte er Mariah Janet aus seinem Kofferraum und warf sie sich ein zweites Mal über die Schultern.

Dabei pfiff er fröhlich ein Lied vor sich hin: „I like to make-believe with you. That we always speak the truth. I like how we pretend the same. Play this silly little game. "

Er verschaffte sich Zugang zu dem Fabrikgebäude und gelangte an ein Bücherregal, dass er nach kurzem Zögern einfach zur Seite schob. Er trat ein und Dunkelheit hüllte ihn ein, trotzdem schaltete er das Licht nicht ein. Er mit der Dunkelheit aufgewachsen. Als seine Augen sich an das einzig schummrige Licht, das durch ein vergittertes, verstaubtes Fenster hineinkam, gewöhnt hatten, setzte er Mariah auf dem vorher bereitgestellten Stuhl ab und band sie fest. Dann wandte er sich der anderen Person zu, die sich schon vorher im Raum befunden hatte. Paul Liebich, ein Mann, der seine Ehefrau mit Mariah betrog. Er beging Ehebruch und das musste bestraft werden, denn das konnte er nicht ausstehen. Mariah war dabei keinen Deut besser, denn sie tat genau dasselbe. Die beiden setzten das friedliche Leben mit ihrer Familie aufs Spiel und das nur, weil sie die Finger nicht voneinander lassen konnten. Obwohl eine Familie doch alles war, was zählte. Angewidert betrachtete er die beiden., noch sahen sie nahezu friedlich aus, wenn man bedachte, dass sie gefesselt in einem dunklen Raum von einem fremden Mann beobachtet wurden. Ein saures Gefühl stieg in seiner Kehle auf und die Wut schnürte ihm die Kehle zu. Wie gerne würde er sie an ihnen auslassen, doch er musste sich zusammenreißen. Er kicherte wieder. Dann verließ er den Raum mit einem letzten Blick nach hinten. Danach betrat er einen anderen Raum, in dem nur ein altes Sofa und eine von Altersflecken versehene Matratze standen. Er ließ sich auf dem Sofa nieder und holte sein Handy aus der Hosentasche hervor. In dem Raum wo die beiden sich befanden waren Lautsprecher angebracht mit diesen verband er sich nun via Bluetooth und spulte eine von ihm aufgenommene Sequenz immer wieder in Dauerschleife ab.

„Die Wahrheit kommt immer ans Licht."

Nachdem er das erledigt hatte, legte er sich schlafen. Am frühen Morgen war er merklich gut gelaunt. Er pfiff schon wieder irgendeine Melodie vor sich hin. Das tat er in letzter Zeit oft. Am Bücherregal angekommen, schob er es wie gewohnt zur Seite. Prompt wurde er angegriffen, denn Mariah hatte es geschafft sich von ihren Fesseln zu befreien und hatte ihn mit lautem Kampfgeschrei umgerempelt, um an ihm vorbei zu rennen. Paul saß währenddessen noch bewusstlos auf seinem Stuhl und schien von der ganzen Sache nichts mitbekommen zu haben. Bei ihm hatte er es mit der Menge des Chloroforms übertrieben. Das ärgerte ihn, denn hoffentlich wachte er noch rechtzeitig auf. Jetzt musste er erstmal Mariah hinterher. Allerdings glaubte er nicht, dass sie entkommen würde. Alle Wege führten in eine Sackgasse. Er hatte alle Ausgänge, samt Fenster zugemauert. Es gab nur einen Ausgang und den konnte man nur finden, wenn man wusste, wo er sich befand. Er war perfekt getarnt. Schließlich rappelte er sich auf und lief lautlos der Ausreißerin hinterher. Sie schluchzte und machte sich durch viele Geräusche bemerkbar, die er, so leise sie auch waren, hören konnte. Er selbst hatte sich über die Jahre einen geräuschlosen Schritt angewöhnt und ihn immer mehr perfektioniert. Kein Ton war zu hören, als er über den betonierten Boden rannte. Er kannte sich aus. Das war sein Vorteil. Er wusste - sie lief geradewegs auf eine Sackgasse zu. Der Ausgang war in der anderen Richtung, deshalb verlangsamte er seinen Schritt und schlenderte langsam auf sie zu. Er war stärker als sie, vorhin hatte sie ihn nur überrumpelt, denn er hatte nicht erwartet, dass sie sich befreien würde. Endlich sah er sie, denn sie war vor der Backsteinmauer zum Stehen gekommen, die sie am Weitergehen hinderte. Mariah schluchzte. Es war ihm ein leichtes sie bewusstlos zu schlagen. Jetzt wurde es aber höchste Zeit. Es war schon spät.

Der WahrheitsfinderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt