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Ihr Handy klingelte und Mila schreckte hoch. Sie brauchte einige Zeit um sich an das helle Licht des Displays zu gewöhnen.

Sie nahm den Anruf an. „Hallo? Carter hier?", murmelte sie etwas schläfrig in das Handy.

„Wir haben ein neues Opfer. Eigentlich sogar vier." Agent Roberts kam gleich zur Sache.

„Wo?" Mila wurde langsam wach und sie blickte auf die Uhr. Es war drei Uhr nachts. Das Verbrechen schien wirklich nie zu schlafen.

„Am Bahnhof Greenwood Ost. Komm so schnell du kannst." Er legte auf.

Seufzend stand Mila auf und zog sich an. Dann stieg sie in ihr Auto und fuhr so schnell sie konnte zum Bahnhof. Nach einigen Minuten kam sie an ihrem Ziel an. Dort wurde sie auch schon von Agent Roberts erwartet. Zielstrebig lief er auf das große Bahnhofsgebäude zu und führte sie zu Gleis B1. Es war überdacht und wurde aus genau vier Metallsäulen gestützt. Sie erinnerten Mila ein wenig an die Füße des Eifelturms, den sie vor Jahren einmal mit Chloe besucht hatte. An jede Säule war ein Mann an einen Stuhl gefesselt.

„Das ist alles deine Schuld, Rat!" Der Mann ganz links zeigte mit dem Finger auf eine schmächtige Person auf dem Stuhl neben ihm.

„Ich hab nichts gemacht. Das musst du mir glauben Scarface." Seine Stimme zitterte und legte pure Angst frei.

„So geht das schon die ganze Zeit. Sie beschuldigen und beschimpfen sich, wie kleine Kinder." Agent Roberts zuckte mit den Schultern.

„Wisst ihr schon wer die vier sind?" Mila drehte sich um und musterte die Männer eingehend.

„Schönes Fräulein. Kommen sie mich doch mal besuchen. Sie sehen aus, als könnten sie es mal wieder gebrauchen." Der Mann der Scarface genannt wurde stieß einen Pfiff aus.

Doch Mila ignorierte ihn einfach und wartete auf die Antwort ihres Partners. Sie hatte sich inzwischen an die sexistischen Bemerkungen auf Arbeit gewöhnt und hatte gelernt sie zu ignorieren.

„Rick Smith, John Le'Brown, Robert Miller und Ben Johnson. Alle bereits vorbestraft. Anzeigen wegen Vergewaltigung, Diebstahl und so einiges mehr." Agent Roberts entdeckte eine junge Journalistin, die sich unbefugt Zutritt verschafft hatte. Er lief zu ihr hin, um sie zum Gehen aufzufordern.

„Macht ihr Idioten eigentlich irgendwann mal was richtig? Gott warum hänge ich überhaupt mit euch ab." Scarface alias Rick Smith versuchte mit aller Kraft seine Fesseln zu lösen und brachte dabei seinen Stuhl gefährlich ins Wanken.

„Kann mich mal einer losbinden?", maulte er, als es ihm nicht gelang sich zu befreien.

Dann verstummte er und schien angestrengt zu lauschen, wie seine Anhänger. Mila vermutete, dass sie gerade ihre Anweisungen erhielten. Sie sollte recht behalten, denn einige Zeit später begann der Countdown.

„Keiner von euch sagt auch nur ein Wort, wenn euch euer Leben lieb ist." Scarface schaute alle der Reihe nach grimmig an.

„Ja, Boss", sagte ein großer und breiter Mann, der einem Bodyguard ähnelte.

„A-aber er hat gedroht uns zu töten, falls wir nichts sagen." Rat klapperte inzwischen hörbar mit den Zähnen. Er war wohl das schwächste Glied der Kette, derjenige der noch am ehesten Reden würde.

„Beruhigt euch mal alle. Das ist doch alles Unsinn. Niemand wird hier sterben, wenn wir nichts sagen." Der älteste der Männer versuchte die Situation zu entschärfen. Seine Haare waren weiß wie Schnee, dennoch konnte er noch keine dreißig Jahre alt sein.

„Es ist wahr, was er sagt. Ich war selbst dabei. Ein Mann wurde vor meinen Augen in die Luft gesprengt", sagte Mila an John gewandt, den die anderen nur „Rat" nannten.

Der WahrheitsfinderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt