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Agent Roberts saß in seinem Wagen und fuhr die Hauptstraße entlang. Er ärgerte sich über Agent Carter, die unüberlegt handelte und sich selbst und das Leben ihrer Tochter Chloe aufs Spiel setzte. Glücklicherweise schien Aaron nicht zu bemerken, dass er ihnen mit seinem Wagen folgte. Eine Polizistin, die mit einem der Streifenwagen gekommen war, saß neben ihm auf dem Beifahrersitz, während die restlichen Beamten auf ihr Kommando warteten. Die Streifenwagen hätten Aarons Aufmerksamkeit erregt, doch ein blauer Mercedes Glc fiel unter den anderen nicht weiter auf. Ein Jeep schlängelte sich von rechts zwischen Aaron und Agent Roberts.

„Trottel. Der versperrt mir die Sicht. Ich sehe ihn nicht mehr." Er fuhr ein Stück weiter nach links, um den Audi vielleicht doch noch zu sehen.

„Dort. War er das nicht gerade? Am Fahrbahnrand. Er muss Agent Carter befohlen haben anzuhalten."

Agent Roberts fuhr nun ebenfalls rechts ran und hoffte sie würden die Fahrt bald wieder fortführen. Hoffentlich hatte er sie nicht entdeckt und wendete. Dann würden sie ihn niemals finden.

„Wie war nochmal ihr Name?" Er wandte sich an die Polizistin neben ihm.

„Hauptkommissarin Fairchild."

„Angenehm. Agent Roberts vom FBI." Er schüttelte ihr die Hand. „Dann hätten wir das jetzt auch geklärt. Schnappen wir uns den Mistkerl." Er schaute in den Rückspiegel und tatsächlich.

Der silberne Audi A8 raste, nun mit Aaron am Steuer, in einem Höllentempo an ihnen vorbei wieder die Hauptstraße entlang. Agent Roberts nahm nun wieder die Verfolgung auf, immer sorgfältig darauf bedacht, nicht zu dicht an ihn heranzufahren. Sie näherten sich einer Kreuzung mit einer Ampel. Die Ampel wechselte von grün zu gelb, doch Agent Roberts dachte gar nicht daran anzuhalten, sondern drückte einfach auf das Gaspedal und bog mit Schwung nach links ab. Gerade rechtzeitig um zu sehen, wie Aaron links um die Ecke fuhr und damit nun ganz aus ihrem Sichtfeld verschwand. Agent Roberts fuhr nun auch um die Ecke und vergrößerte den Abstand zu Aaron wieder ein wenig, in dem er bremste. Er sollte sie nun wirklich nicht entdecken. Wer wusste schon, was das für Folgen haben würde. Agent Roberts nahm nur am Rande wahr, wie Fairchild in ihr Funkgerät sprach, um den Kollegen, die ihnen in einigem Abstand folgten, ihre Position mitzuteilen. Dafür benutzte sie mittlerweile Google Maps, da ihr die Gegend hier gänzlich unbekannt war. Der Abstand war inzwischen auf gute 500m hinuntergegangen. Aaron bog nach links ab und verschwand wieder aus ihrem Sichtfeld. Als Agent Roberts schließlich folgte, konnte er ihn nirgends mehr entdecken.

„Wo ist er den jetzt schon wieder hin?" Beantwortete sich die Frage dann aber selbst, als er beim Überqueren einer Kreuzung nach links blickte und ihn in einiger Entfernung entdeckte.

Da war es aber schon zu spät. Er musste geradeaus weiterfahren und eine Möglichkeit zum Wenden suchen. Doch leider war das erst in einem Kilometer möglich, da die Straße zu schmal war und links und rechts zwei tiefe Gräben den Weg blockierten.

„Jetzt ist er bestimmt schon über alle Berge." Agent Roberts schlug mit seiner linken Hand auf das Lenkrad.

„Vielleicht haben wir ja Glück und finden ihn noch", sagte Fairchild und nickte in seine Richtung.

„Hoffen wir mal, dass sie recht haben."

Sie erreichten die Kreuzung, an der sie Aaron verloren hatten und gelangten wieder auf die richtige Straße. Nach einigen Kilometern wurde aus der asphaltierten Straße ein unebener und von Schlaglöchern übersäter Waldweg. Leider gab es hier auch unzählige Abzweigungen, die Aaron genommen haben könnte.

„Wie wäre es, wenn wir Verstärkung herholen und die Wege systematisch durchsuchen?", fragte Fairchild Agent Roberts.

„Das ist eine gute Idee. Kümmern sie sich darum? Ich sehe mich mal ein wenig um, solange wir warten." Er öffnete die Autotür und betrat den vom Frost gehärteten Boden.

Reifenspuren waren keine zu sehen, auch sonst keine Hinweise, welche Richtung der Audi eingeschlagen haben könnte. Wohin er auch blickte, er sah nichts außer Bäumen. Ein perfekter Ort, um einige Tage, vielleicht auch Wochen unterzukommen. Die Verstärkung ließ nicht lange auf sich warten. Schnell wurde besprochen, wer in welche Richtung fahren sollte und schon bald, saß Agent Roberts wieder hinterm Steuer seines Wagens. Wachsam hielt er nach etwas verdächtigem Ausschau. Ein Wagen tauchte in einiger Entfernung auf. Er glaubte seinen Augen kaum, als er sah wer dort in dem Auto saß. Es war Aaron, doch außer ihm war keiner zu sehen. Das musste heißen, Aaron hatte Agent Carter und Chloe irgendwo abgesetzt und das sicher nicht, um sie freizulassen.

„Ich hefte mich wieder an seine Fersen. Diesmal entkommt er uns nicht."

Fairchild sprach wieder in ihr Funkgerät und erteilte die Anweisung an der Stelle zu suchen, an der Aaron wiederaufgetaucht war. Dann nahmen sie wieder die Verfolgung auf. Nach ungefähr fünf Minuten bog er in eine Einfahrt und stellte sich bei Netto auf einen der freien Parkplätze. Sie fuhren eine Weile zwischen den Parkplatzreihen umher, bis Aaron in dem Gebäude verschwunden war. Dann parkte er einige Reihen weiter, den Audi von Aaron im Blickfeld. Jetzt hieß es nur noch warten.

Nach zehn Minuten kam Aaron beladen mit einigen Einkaufstüten zurück. „Ducken sie sich. Er darf uns nicht erkennen."

Er verpackte alle Tüten sorgfältig in seinem Kofferraum und fuhr kurze Zeit später wieder vom Parkplatz. Agent Roberts heftete sich wieder an seine Fersen. Sie kamen ohne Zwischenfälle an die Stelle, an der sie Aaron das letzte Mal gesehen hatten und folgten ihm noch eine Weile, bis er an einer Holzhütte anhielt. Agent Roberts fuhr absichtlich daran vorbei und hielt an, als sie aus Aarons Sichtweite verschwunden waren.

„Dort muss er sie gefangen halten," stellte er fest.

„Nur wie holen wir sie da heraus? Er hat sicher immer noch das Messer. Wir können nicht riskieren, dass er wieder jemandem als Geisel nimmt." Fairchild fuhr sich mit ihrer Hand über ihren Pony.

„Wir könnten hoffen, dass er herauskommt. Dann könnten wir ihn schnappen. Wir wissen ja jetzt, wo die beiden sind." Er kratzte sich an seinem Kinn.

„. Vielleicht können wir ihn herauslocken?"

„Nur wie?"

„Gute Frage", sagte Fairchild. 

Der WahrheitsfinderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt