1983
Er hockte jetzt schon seit einer Ewigkeit in seinem Zimmer, ohne dass seine Eltern sich blicken ließen. Sein Vater hatte ihn in sein Zimmer gesperrt und fuhr dann sofort zu Adam ins Krankenhaus. Seitdem wartete er auf die Rückkehr seiner Familie. Er rollte sich zitternd auf dem kalten Fußboden zusammen. Das tat er öfter, wenn er sich nicht wohl fühlte. Die Kühle des Bodens beruhigte ihn. Spendete ihm Trost in den dunkelsten Stunden seines Lebens. Schließlich hörte er unten Geräusche an der Haustür. Seine Eltern kamen zurück. Er hievte sich hoch und legte sich in sein Bett. Möglicherweise würde er erstmal davonkommen, wenn er so tat als würde er schlafen. Kaum lag er in seinem Bett, hörte er schon wie schwere, schleppende Schritte die Treppe hinaufkamen. Aaron wickelte sich noch etwas fester in seine Decke und schloss die Augen. Er versuchte so gleichmäßig wie möglich zu atmen. Dann blieben die Schritte vor seiner Zimmertür stehen und der Schlüssel drehte sich im Schloss. Sein Vater trat ein und Aaron traute sich kaum zu atmen. Er hörte Schritte, die sich entfernten und die Tür wurde geschlossen. Erleichtert öffnete er die Augen und schaute direkt in das wütende Gesicht seines Vaters. Er hatte ihn reingelegt. Vor Angst wie gelähmt schaute er seinen Vater an und wartete.
„Ich wusste doch, dass du nicht schläfst", sagte sein Vater und sah ihn an, mit diesem Blick, der Aaron frösteln ließ.
„Steh auf und komm her, Sohn", befahl sein Vater und winkte ihn mit seiner Hand heran.
Aaron schüttelte leicht den Kopf, denn er wusste was jetzt kommen würde.
„Du wagst es, dich meinem Befehl zu wiedersetzen, Junge?" Er war mit einigen schnellen Schritten an Aarons Bett, packte ihn am Kragen seines Shirts und riss ihn gewaltsam hoch.
Dann schleuderte er ihn gegen die Wand. Aaron zuckte vor Schmerz zusammen und blieb liegen. Es gab sowieso kein Entrinnen.
„Deinen Bruder hat es wirklich schlimm erwischt. Er hat einige gebrochene Rippen und ein übel zugerichtetes Gesicht. Was meinst du? Soll ich das auch mit dir machen? Du wirst dann aber nicht im Krankenhaus behandelt." Sein Vater drohte ihm mit erhobener Faust.
Sein Gesicht war nur Millimeter von dem seines Vaters entfernt. Dann, plötzlich schlug sein Vater ihm ins Gesicht. Wieder und immer wieder. Seine Nase knackte. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihn und er spürte wie im Blut aus der Nase lief, direkt in seinen vor Schmerz verzehrten Mund. Aaron verspürte den Drang das Blut loszuwerden und spuckte. In das Gesicht seines Vaters, dessen Augen sich noch weiter verdunkelt zu haben schienen. Sie waren jetzt pechschwarz, wie der Eingang einer dunklen Höhle, die es zu betreten galt. Es folgte ein weiterer Schlag auf sein Gesicht, mitten auf seine gebrochene Nase. Der Schmerz war nicht auszuhalten. Seine Nase pochte und er hatte das Gefühl sie wolle zerbersten. Er drohte ohnmächtig zu werden. Gleich darauf folgten Schläge auf seinen Brustkorb. Als die erste Rippe brach, wurde er ohnmächtig. Aaron erwachte erst am nächsten Morgen in seinem Bett und spürte unerträgliche Schmerzen in seinem Gesicht und Brustkorb.
Neben ihm auf einem Stuhl saß seine Mutter. „Pst. Mein Liebling. Alles wird gut. Glaube mir."
Aaron atmete aus und zuckte wieder vor Schmerz zusammen. Er glaubte seiner Mutter nicht.
„Ich muss dir was sagen Aaron. Dein Vater plant dich auf ein Internat zu schicken", platzte seine Mutter mit den Neuigkeiten heraus.
Aaron fühlte sich plötzlich wie benommen. Das war ja fantastisch. Endlich wäre er außer Reichweite seines Vaters und könnte ganz neu anfangen. Aaron freute sich, fing sogar an zu lachen, ließ es dann aber, weil er sich wieder vor Schmerz krümmte.
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Der Wahrheitsfinder
Mystery / Thriller„Schluss mit den Spielchen", donnerte seine Stimme durch den Raum. „Ihr wisst was ich davon halte, wenn ihr nicht die Wahrheit sagt. Ich frage euch jetzt ein letztes Mal. Wer von euch beiden war es?" Schweigen. Seinem Vater lief der Kopf rot an...