Die Teeparty wurde mit einem lauten Magenknurren aus Lucy's Richtung beendet, was sie allerdings auf den unschuldigen Mr. Pudding schob. Während ich in der Küche unsere Pizza bestellte, setzte ich Lucy vor den Fernseher wo sie sich einen alten Barbiefilm ansah.
Wenn ich da war durfte sie nur die Barbiefilme sehen die auch ich als Kind schon gesehen hatte, da ich von den neuen einfach nur Kopfschmerzen bekam. Auch Lucy mochte die alten augenscheinlich mehr, denn als sie ein Lied anstimmten, sprang sie sofort begeistert auf um mitzusingen. Grinsend lehnte ich mich an die Theke und sah ihr zu.
Innerhalb der nächsten zwanzig Minuten kam die Pizza auch schon an und ich gab ein großzügiges Trinkgeld, da ich normalerweise gefühlte Ewigkeiten warten musste. Wir pausierten den Film und machten uns gemeinsam über die Pizza her. Nur wenig später sah Lucy aus als hätte sie sich in die Pizza gelegt anstatt sie zu essen.
Schmunzelnd sah ich ihre blonden Löckchen an, die sie eindeutig von Veronica hatte und schüttelte den Kopf.
"Das kriegen wir wohl nur mit einem Bad geregelt." grinste ich und besah mir die vielen roten Sprenkel der Soße in ihren Haaren. Lucy schob schmollend ihre Oberlippe hervor.
"Ich will aber nicht Baden!" meckerte sie lautstark und verschränkte grimmig die Arme vor der Brust. Oh je, das konnte jetzt in die eine order andere Richtung gehen. Einen Trotzanfall von Lucy zu überstehen konnte mehr Nerven kosten als man aufbringen kann.
"Na gut, ich mach dir einen Vorschlag." begann ich und Lucys Blick lockerte sich ein wenig.
"Welchen?" fragte sie dennoch skeptisch und ich kicherte unter ihrem strengen Blick. Ihre Braunen Augen sahen einfach zu sanft aus als das man sie jemals ernst nehmen konnte.
"Wenn du gleich brav Baden gehst, bekommst du zur Belohnung ein Eis!" schlug ich vor und ihre Augen leuchteten auf.
"Aber nur wenn ich das bei Barbie essen darf!" verhandelte sie und ich griff mir ans Herz.
"Du bist wirklich ein harter Verhandlungspartner! Na schön, aber nur wenn du ohne zu murren in der Wanne verschwindest!" erwiderte ich und sie nickte zustimmend.
Keine zehn Minuten später quietschte Lucy vergnügt in der Wanne und bewarf mich mit kleinen Händen voller Schaum. Als ich es schließlich geschafft hatte, ihr die Haare zu waschen und sie auch noch aus der Wanne zu bekommen, war ich so nass als wäre ich ebenfalls im Wasser gewesen.
Während ich ihr half sich anzuziehen, rubbelte sie sich mit einem Handtuch ihre Haare trocken. Oder sie versuchte es zumindest.
Mit dem lautesten Föhn der Welt (wie Lucy immer behauptete), pustete ich ihre Haare trocken und nahm sie auf den Arm um sie herüber zum Sofa zu tragen. Das ganze Spielen und Toben zeigte bereits seine Wirkung und ihre Äuglein wurden immer schwerer. Das Eis hatte sie allerdings nicht vergessen und mit einem leichten Kopfschütteln reichte ich ihr den versprechenden Nachtisch dann doch. Schließlich hatte sie sich auch an ihren Teil der Abmachung gehalten.
Nachdem ich sie dann auch noch dazu bringen konnte, sich die Zähne zu putzen, lag sie völlig fertig auf der Couch und versuchte Krampfhaft die letzten Momente des Films zu sehen. Kichernd sah ich, dass sie nur wenige Minuten später tief und fest eingeschlafen war.
Grinsend und sehr vorsichtig nahm ich sie in die Arme und trug sie in ihr Zimmer hinüber wo ich sie dann sanft in ihr Bett legte. Langsam deckte ich sie zu um sie ja nicht zu wecken und wollte schon leise aus ihrem Zimmer schleichen als ich von ihrer leisen Stimme angehalten wurde.
"Ich hab dich lieb, Livie." flüsterte sie leise und mein Herz schien in meiner Brust beinahe zu explodieren vor Zuneigung.
"Ich hab dich auch lieb, Lucy." antwortete ich und ging schließlich aus ihrem Zimmer. Die Tür lehnte ich nur an da ich sie hören wollte falls etwas mit ihr sein sollte.
Ebenfalls erledigt legte ich mich auf das Sofa, schaltete den Barbiefilm aus und öffnete Netflix um dort irgendeine meiner Serien weiter zu sehen. Nach und nach merkte ich wie auch meine Augen immer schwerer wurden und warf einen Blick auf die Uhr.
Inzwischen war es 23:00 Uhr und noch immer war keine Spur von Matteo. Das Spiel war inzwischen seit beinahe zwei Stunden aus und ich stieß ein abfälliges Schnauben aus. Das war ja so klar, dass der feine Herr nicht direkt nach Hause kommen würde um auf seine kleine Schwester aufzupassen. Hoffentlich hatte ihn wirklich dieser dumme Ball am Kopf getroffen und das war seine Ausrede warum er so spät dran war.
Noch immer wütend drehte ich mich wieder zum Fernseher, warf jedoch einen kurzen Blick auf mein Handy um den unwahrscheinlichen Fall abzudecken, dass dieses dumme Arschloch mir geschrieben hatte um seine Verspätung anzukündigen. Natürlich befand sich keine Nachricht von ihm auf meinem Display und ich warf es mit einem mürrischen Ton zur Seite.
Es machte mir nichts aus länger auf Lucy aufzupassen. Ich liebte die kleine von ganzem Herzen und das war auch der Grund warum ich so wütend war. Sie verdiente einen großen Bruder der sich wirklich um sie kümmerte und für sie da war und nicht nur daran dachte, ob seine Locken heute nur gut oder fantastisch aussahen.
"Hoffentlich hast du den voll in deine dumme Fresse bekommen. Oder noch besser in die Eier. So etwas wie du sollte sich nicht Fortpflanzen." murrte ich leise und betete im Stillen dem Footballgott zu.
Mit diesen wütenden Gedanken übermannte mich schließlich doch der Schlaf. Aber der Schlaf schien mir wie heute Morgen, nicht gegönnt zu sein. Gefühlte Minuten später wurde ich erneut geweckt. Murrend und laut gähnend reckte ich mich und griff mir an den Nacken, der inzwischen schmerzende Signale an mein Nervensystem sendete. Memo an mich: Nicht im sitzen auf der Couch einschlafen.
Für einen kurzen Moment dachte ich in Matteos Augen zu blicken, doch sobald die Schläfrigkeit aus meinen eigenen verschwand, bemerkte ich das es Lucy's waren die mich verschlafen ansahen.
Überrascht setzte ich mich grade hin und warf einen Blick auf die Uhr. Tatsächlich waren nicht ein paar Minuten vergangen sondern zwei Stunden. Inzwischen war es 01:00 Uhr Morgens und noch immer war keine Spur von Matteo zu sehen. Na der konnte was erleben wenn der sich nach Hause traute!
"Mäuschen, was machst du denn hier? Du solltest doch eigentlich schlafen!" Tadelte ich sie sanft und sie zuckte traurig mit den Schultern.
"Ich hab schlecht geträumt und kann jetzt nicht mehr schlafen." jammerte sie und ich sah bereits die Tränen in ihren Augen schimmern. Schnell griff ich nach ihr und hob sie sanft auf meinen Schoss.
Sofort legte sie ihren Kopf an meine Brust und griff nach meiner Hand woran sie sich schließlich klammerte.
"Na komm, ich bringe dich wieder ins Bett." sagte ich schließlich doch ihr griff wurde härter.
"Nein!" protestierte sie und ich sah hilflos zu ihr herunter.
"Was möchtest du dann?" fragte ich und nun sah sie zu mir hinauf.
"Sing mir unser Schlaflied!" befahl sie und ich lächelte erleichtert. Außer Julie war sie die einzige für die ich sang und sie freute sich immer so darüber, dass ich ihr den Wunsch nie abschlagen konnte. Und es war eine schönere Aussicht sie sofort ins Bett zu bekommen anstatt hier noch zwei Stunden zu sitzen.
"Wie Ihre Hoheit befielt." lächelte ich und entlockte ihr so ein leises kichern bevor ich anfing unsere Melodie zu summen und wenig später auch zu singen begann. Bei jeder weiteren Strophe blinzelte sie mehr, bis sich ihre Augen schließlich schlossen. Um ganz sicher zu gehen sang ich jedoch weiter und weiter bis das Lied zu ende war.
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I thought you said forever
Teen FictionManchmal ist ein Versprechen alles was uns bindet. Manchmal ist ein Versprechen alles was man hören möchte und manchmal bricht einer dieses Versprechen und mit ihm dein Herz. Livie und Matteo waren seit sie denken konnten die besten Freunde. Allerdi...