Den ganzen restlichen Tag war ich nicht mehr aus meinem Zimmer gekommen und auch meine Mutter unternahm nicht den Versuch mit mir zu reden. So schön der Tag auch begonnen hatte, so schlecht hatte er geendet. Ich konnte mich nicht mehr darüber freuen dass Matteo mich endlich wahrgenommen hatte.
Meine Stimmung war auf dem Tiefpunkt und das einzige was jetzt noch half, war meine Gitarre. Für mich waren meine Lieder wie eine Art Tagebuch. Sie spiegelten meine Emotionen wieder ich ich in diesem Augenblick fühlte. Dass die Melodie sehr düster war, musste ich nicht hinterfragen.
Als ich schließlich die Gitarre aus der Hand legte, waren meine Finger bereits Wund und ein wenig rissig. Auch die Sonne hatte sich in der Zwischenzeit verabschiedet und war der Nacht gewichen. Doch mein Vater war nicht zurück gekommen. Bei jedem vorbeifahrenden Auto wurde mein Herz ein wenig schwerer, bis ich es kaum noch aushielt und mich entschied einfach schlafen zu gehen.
Wie ein Ritual sah ich noch einmal zu Matteos Zimmer hinüber. Wie immer waren die Vorhänge zugezogen. Seufzend schloss ich auch meine und legte mich nach einer kurzen Katzenwäsche ins Bett.
Hoffentlich würde der morgige Tag nicht so enden wie der heutige. Der Mittwoch bedeutete, dass die Woche beinahe vorbei war und ich beschloss bereits jetzt, dass ich das Wochenende bei Julie verbringen würde.
Das die Stimmung in diesem Haus bereits länger beschissen war, hatte ich mir also doch nicht eingebildet und ich hatte wirklich absolut keine Lust mir das auch noch an meinen freien Tagen zu geben. Den Versuch mit meiner Mutter zu reden hatte ich inzwischen aufgeben. Vielleicht würde sie mit mir reden wenn sie so weit war aber jetzt machte es einfach keinen Sinn. Und meinen Vater sah ich im Moment sowieso kaum noch.
Verbissen kuschelte ich mich in die Kissen und schloss die Augen. Hoffentlich kommt im College nicht auch so etwas auf mich zu.
Als ich am nächsten Tag die Augen aufschlug, hingen dunkle Wolken am sonst so sonnigen Himmel. Auch die Temperatur war ein wenig gesunken und so griff ich nach einem langärmligen Sweatshirt mit V-Ausschnitt das ich mit einer Boyfriendjeans und meinen gewohnten Chucks kombinierte. Auch wenn die Stimmung mich bedrückte, konnte ich mir bei dem Anblick meiner neuen Kleidung ein Grinsen nicht verkneifen.
Nur eine halbe Stunde später betrat ich die Küche. Mein Vater war, (oh wunder) nicht da und meine Mutter saß am Frühstückstisch und versteckte sich hinter der Zeitung.
"Guten Morgen." sagte ich knapp und erhaschte einen kurzen Blick auf sie als ich an ihr vorbei lief. Ihre Augen waren rot und geschwollen und ihr Anblick versetze mir einen Stich.
"Ich wollte das Wochenende bei Julie schlafen." sagte ich leise und meine Mutter seufzte ebenso leise.
"Das ist eine sehr gute Idee, mein Schatz." murmelte sie und damit schien ihr Bedarf an Gesprächen bedient zu sein.
"Okay, dann bis später." seufzte ich und verließ das Haus ohne auf ihre Antwort zu warten. Sie konnte mir erzählen was sie wollte, ich war kein kleines dummes Mädchen mehr. Irgendwas ging zwischen ihr und meinem Vater mehr als schief.
Als ich Julies Wagen sah, versuchte ich diese Gewissheit tief in meinem Gehirn zu vergraben. Sobald ich wieder zuhause war, konnte ich gar nicht anders als weiter darüber nachzudenken aber vielleicht schaffte ich es, wenigstens im College den Kopf frei zu bekommen.
"Ist alles in Ordnung?" fragte Julie anstatt einer Begrüßung nachdem sie einen Blick auf mein Gesicht geworfen hatte.
"Ja. Bin nur Müde." log ich und sie nickte leicht während sie den Motor startete. Mein schlechtes Gewissen meldete sich. Ich log sie nicht gerne an aber ich war einfach noch nicht dazu bereit, meine Vermutung bezüglich meiner Eltern laut auszusprechen. Das würde die Situation noch realer machen.
"Simon meinte übrigens, dass Nick gestern nach deiner Nummer gefragt hat." grinste sie und riss mich somit aus meinen düsterten Gedanken.
"Ach wirklich? Er hat mir nicht geschrieben." sagte ich und warf zur Sicherheit einen Blick auf mein Display. Nichts.
"Simon hat ihm deine Nummer nicht gegeben. Er meinte, dass er dich schon selber fragen muss." lachte sie und ich lächelte ebenfalls leicht.
"Da hat Simon alles richtig gemacht. Ich hätte es wirklich nicht so toll gefunden wenn er meine Nummer einfach so weiter gegeben hätte."
"Das hat er sich schon irgendwie gedacht." bestätigte Julie und ich entspannte mich ein wenig.
"Er kennt mich halt." sagte ich leise und der Rest unserer Fahrt verging in einem angenehmen Schweigen. Der Gedanke an meine Eltern war tief in meinem Kopf vergraben und immer wenn er ans Licht wollte, drückte ich in wieder an seinen Platz. Wenigstens den halben Tag wollte ich Ruhe vor ihm haben.
"Kann ich das Wochenende bei dir schlafen?" unterbrach ich die Stille als wir auf den Parkplatz rollten.
"Na klar! Aber Freitag ist das Footballspiel. Kommst du dann mit?" fragte Julie und ich rutschte unbehaglich auf meinem Sitz rum.
"Ich weiß nicht, ich fühl mich da nicht besonders wohl." sagte ich schließlich und sie sah mich auffordernd an.
"Komm schon! Du weißt das ich zu jedem Spiel gehe! Das bringt Simon Glück. Außerdem spielen Matteo und Nick ebenfalls. Es würde dir nicht schaden wenigstens einmal mit zum Spiel zu kommen!" bettelte sie und ich runzelte die Stirn.
Stimmt, Nick und Matteo spielten ebenfalls in Simons Mannschaft was für mich eigentlich eher ein Grund war nicht hinzugehen. Ich schaffte es mich vor ihnen und vor versammelter Mannschaft vollkommen zum Affen zu machen.
"Ach bitte! Das wird bestimmt lustig!" bettelte sie weiter und ich seufzte erschlagen.
"Okay."
"Du kommst mit?!" rief sie begeistert und ich zuckte lächelnd mit den Schultern.
"Sieht so aus." grinste ich. Es konnte ja nicht wirklich schlimmer werden als die kühle Stimmung zuhause. Unwohl fühlen konnte ich mich auch beim Footballspiel, aber dort war immerhin meine beste Freundin dabei.
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I thought you said forever
Teen FictionManchmal ist ein Versprechen alles was uns bindet. Manchmal ist ein Versprechen alles was man hören möchte und manchmal bricht einer dieses Versprechen und mit ihm dein Herz. Livie und Matteo waren seit sie denken konnten die besten Freunde. Allerdi...