Part 34

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"Nick, ich möchte wirklich nicht darüber reden, versteh das doch einfach!" rief ich inzwischen mehr als genervt. Nick lief mir bereits den ganzen Tag nach und sah mich betont Mitleidig an.

"Ich möchte einfach nicht das du traurig bist." schmollte er bis wir schließlich vor dem Musikzimmer stehen blieben. Er hatte es sich anscheinend zur Lebensaufgabe gemacht mir im College jede freie Minute zu rauben.

"Das ist auch wirklich lieb von dir." begann ich und tätschelte ihm versönlich den Arm.

"Aber ich bin grade eher genervt. Und mach dir bitte nicht so einen Kopf wenn ich mal traurig sein sollte. Jeder ist mal traurig und das ist normal." seufzte ich schließlich und er nickte nach ein paar Sekunden stille.

"Du hast Recht. Ich versuche doch nur Verständnisvoll zu sein." sagte er und ich unterdrückte ein genervtes Stöhnen.

"Es ist alles gut. Ich muss jetzt auch in die Klasse." murmelte ich und schaffte es sogar ein kleines Lächeln auf meine Lippen zu zauber.

"Okay. Ich muss auch gleich zum Training. Wir schreiben doch oder?" fragte er und ich nickte Lächelnd was ihn grinsen ließ. Schnell hauchte er mir einen Kuss auf die Lippen bevor mit einem Winken den Flur entlang lief.

Erleichtert atmete ich aus. Es war zwar schön jemanden zu haben der sich um einen kümmert aber ein paar Minuten am Tag für sich selbst zu haben war doch nicht zu viel verlangt. Immerhin geht mir im Musikunterricht keiner auf die Nerven.

"Livie, du bist abgelenkt!" kritisierte mich Mr. Lubrin als ich mein neuestes Stück vorspielte.

"Wie meinen Sie das?" hakte ich nach und spürte wie sich mein Magen zusammen zog. In meiner Musik wurde mir noch nie vorgeworfen durcheinander zu sein.

"Du bist nicht wirklich bei der Sache. Irgendwas scheint dich abzulenken. Du bist nicht mit vollem Herz dabei." führte er weiter aus und ich verzog das Gesicht. Ganz unrecht hatte er damit nicht. Die ganze Situation mit meinen Eltern, Matteo und Nick hatte mich abgelenkt. Früher hätte ich all das dafür verwendet um neue Musik zu schreiben doch ich hatte schon bemerkt, dass es mir in den letzten Tagen nicht so leicht viel wie sonst.

"Ich werde mich bessern." versprach ich zerknirscht doch mein Lieblingslehrer nahm mich sanft am Arm beiseite und sah mich eindringlich an.

"Du sollst dich nicht bessern, dass meinte ich nicht. Ich meine nur, dass deine Musik deine Gefühle widerspiegeln sollte und wenn sie das nicht tut, dann ist sie nicht wirklich du. Du musst ehrlich zu deinen Liedern sein wenn sie eine Geschichte spiegeln sollen, und ich glaube nicht dass du das bist." flüsterte er leise damit die anderen Schüler uns nicht hören konnten.

"Bei mir ist im Moment einfach einiges los. Ich glaube einfach, dass ich nicht so ganz weiß wie ich all das einfließen lassen soll." gab ich ehrlich zu und er legte seine Stirn in Falten.

"Denk nicht weiter drüber nach. Lass einfach deine Gefühle deine Hand lenken und denk nicht darüber nach was andere darüber denken könnten. Niemand außer du muss es verstehen aber ich verspreche dir, dass wenn du mit deinem Herz schreibst, du nichts falsch machen kannst. Du hast großes Talent und könntest weit kommen wenn du dich darauf einlassen würdest." lächelte er aufmunternd und ich errötete unter seinem Blick.

Ich wusste, dass er nicht nur die Melodien meinte. Er wusste genau das es zu den Melodien auch Texte gab. Und ich wusste genau das er wollte das ich sie selber präsentierte.

"Ich denk drüber nach." sagte ich schließlich, wusste aber das es nur halbherzig gemeint war. Allein die Vorstellung jemals vor Publikum zu singen, ließ den Brechreiz in mir erwachen.

"Und du weißt, dass du immer zu mir kommen kannst wenn du Hilfe brauchst." ergänzte Mr. Lubrin weiter während ich nickte und ihm dieses Mal ein ehrliches Lächeln schenkte,.

"Ich weiß. Danke." murmelte ich grinsend bis wir schließlich von der lauten Schelle unterbrochen wurden.

"Bis zu nächsten Stunde!" rief Mr. Lubrin den anderen zu die ihm alle einen schönen Feierabend wünschten.

Mit einem leichteren Gefühl ging ich aus dem Klassenzimmer hinaus und suchte Julie. Ich fand sie vor dem großen Parkplatz wo ihr Auto stand.

"Na, wie wars?" fragte sie lächelnd doch ich verwarf ihre Frage mit einer Handbewegung.

"Ganz gut. Allerdings klebt Nick wohl seit neuestem an mir dran." knurrte ich etwas verbissener als es meine Absicht war.

"Ist das für frisch verliebte nicht normal?" fragte sie. "Es sei denn-" begann sie doch ein Blick von mir brachte sie zum schweigen.

"Lassen wir das Thema. Dafür hab ich echt keinen Kopf." seufzte ich während ich mich auf den Beifahrersitz fallen ließ.

"Stimmt. Das Gespräch mit deinen Eltern." erinnerte Julie sich und ich nickte verbissen.

"Ich kann es kaum erwarten." murrte ich mit einem ironischen Unterton und sie sah mich mitleidig an.

"Ruf mich an wenn es zu schlimm werden sollte, ja?! Ich komme dann sofort und hol dich ab." versprach sie.

"Womit hab ich dich nur verdient?" lächelte ich und sie zuckte grinsend mit den Schultern.

"Das wüsste ich auch gerne." neckte sie mich und entlockte mir so tatsächlich ein Lachen.

Während wir vom Parkplatz rollten, entdeckten wir Nick der nur ein paar Meter vor uns eben diesen Platz überquerte.

"Och Nö!" stöhnte ich. "Wenn ich noch einen mitleidigen Blick heute sehe dann schwöre ich, stürze ich mich mit einer Hechtrolle aus dem Auto. Mit einer schnellen Bewegung rutsche ich tiefer in den Sitz sodass er mich nicht sehen konnte. Das schlechte Gewissen regte sich sofort doch ich gab ihm einen Dämpfer.

Natürlich mochte ich Nick aber grade heute hatte ich einfach keinen Kopf für Männer. Erst recht nicht nachdem er mich den ganzen Tag über mit Fragen gelöchert hatte.

"Oh ja, die Liebe steht dir förmlich ins Gesicht geschrieben." lachte Julie laut mit einem Blick auf mich und ich warf ihr einen bösen Blick zu.

"Halt die Klappe." maulte ich beleidigt was sie nur noch lauter zum Lachen brachte.

"Du kannst wieder hoch kommen. Er ist weg." sagte sie schließlich und vorsichtig rutsche ich wieder ein Stück nach oben. Mein Kopf war grade so hoch das ich knapp aus der Scheibe schauen konnte. Von außen musste es so aussehen als würde ein halber Kopf mit Augen im Auto sitzen.

Genau in diesem Moment lief Matteo an unserem Wagen vorbei und blieb abrupt stehen als er uns sah. Meine Augen weiteten sich als sich ein belustigter Blick auf sein Gesicht legte bevor er Kopfschüttelnd weiter ging.

"Du Hexe! Du hast genau gewusst das er kommt!" rief ich vorwurfsvoll doch Julie sah mich nur unschuldig aus ihren großen, braunen Augen an.

"Wer, Ich?" fragte sie ungläubig. "Wie kommst du denn auf sowas?"

"Ich hab mich geirrt. Ich bin nicht gesegnet. Man hat mich mit dir verflucht!" knurrte ich doch sie gackerte nur noch lauter.

Seufzend ließ ich den Kopf gegen die Scheibe fallen. Hoffentlich hat er nicht gesehen, dass ich mich vor Nick versteckt hatte.

Doch als Julie das Auto vor meinem Haus zum stehen brachte, waren alle Gedanken an Matteo und Nick wie weggeblasen.

"Du schaffst das schon." versuchte sie mich aufzumuntern. Es war ein halbherziger Versuch aber ich schätze ihn trotzdem.

"Muss ich ja." seufzte ich bevor ich aus dem Auto ausstieg.

"Viel Glück." rief Julie mir nach und ich nickte ihr mit einem wackeligen Lächeln zu bevor ich die Tür zu unserem Haus öffnete, das mir inzwischen so kalt vor kam.

I thought you said foreverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt