Das Wochenende bei den Simonettis verging wie im Flug und ehe ich mich versah, war es bereits Sonntag Abend. Julie und ich hatten ausführlich und bis ins kleinste Detail alles besprochen was Freitag auf dem Spielfeld passiert war. Sei es Matteos Blick gewesen oder Nicks Einladung.
Meine beste Freundin war der Meinung, dass beide mich gut fanden. Dem konnte ich jedoch nur halbherzig zustimmen. Das Nick mich mochte brauchte ich nicht zu leugnen aber was das zwischen Matteo und mir war, konnte ich nicht sagen. Es war als würden wir uns anziehen und abstoßen zur selben Zeit.
"Ich finde, dass das mit Nick eine Chance verdient hat." schloss Julie unsere Besprechung schließlich und ich sah auf das Glas Wein in meiner Hand. Es war zwar Sonntag aber immerhin Abends. Meine Sachen würde Julie morgen auf dem Weg zur Schule mitbringen sodass ich unbeschwert nach Hause laufen konnte, da sie nicht mehr fahren konnte. Simon konnte mich ebenfalls nicht fahren da er nicht Zuhause war. Auch Julie wusste nicht wo er war aber wir dachten nicht weiter drüber nach. Schließlich war er alt genug und wir nicht seine Babysitter.
"Ich denke das so langsam auch. Auch wenn ich das mit Matteo nicht erklären kann und ich nicht glaube, dass er jemals aufhören wird so eine Wirkung auf mich zu haben aber vielleicht ist Nick ja auch dazu in der Lage."
"Das kannst du nur raus finden indem du es versuchst." grinste sie und ich schmunzelte in mein Glas hinein. Das stimmte wohl.
"Du bist wirklich Weise." grinste ich und Julie bewegte das Glas in ihrer Hand so, dass der Wein sich kreisförmig Bewegte während sie ihn kritisch musterte.
"Das ist der Wein." antwortete sie und ich prustete los.
"Stimmt. Normalerweise erzählst du nur Müll." kicherte ich und wich im nächsten Moment einem Kissen aus das Scharf aus ihrer Richtung kam.
Laut lachend ließen wir uns in die Kissen sinken und genossen die letzen Stunden des Sonntages bevor ich mich schließlich auf den Heimweg machte.
Meine Gute Stimmung verblasste Augenblicklich als ich in meine Straße einbog. Das Auto meines Vaters war schon wieder verschwunden. Oder es war gar nicht zurück gekommen.
Das Haus war dunkel als ich die Tür aufschloss und in keinem Zimmer brannte Licht. Auf Zehenspitzen schlich ich in das Schlafzimmer meiner Eltern und sah meine Mutter schlafend im Bett. Oder zumindest tat sie so.
"Ich bin wieder zuhause." flüsterte ich in den Raum hinein doch ich bekam keine Antwort. Die Seite auf der mein Vater normalerweise lag, war leer.
Ohne ein weiteres Wort schloss ich die Tür hinter mir und ging in mein Zimmer hinauf. Dort duschte ich ausgiebig und putze mir die Zähne bevor ich meinen gewohnten Weg zu meinem Fenster einschlug. Ich streckte bereits die Hand nach meinem schweren Vorhang aus um ihn zu zuziehen als ich auf der anderen Seite eine Bewegung erkannte. Meine Hand verharrte in eben jener Position als ich zu dem anderen Haus hinüber sah.
Ich konnte sehen wie Matteo auf der anderen Seite in seinem Zimmer auf und ab lief. Ob er aufgebracht oder nachdenklich war konnte ich nicht erkennen. Ich beobachtete ihn ein paar Sekunden lang bevor ich schließlich den Kopf schüttelte und den Vorhang schloss. Ich musste endlich damit aufhören ihn Tag und Nacht anzuschmachten.
Als ich mich in meine Kissen kuschelte, ließ ich mir das ganze Wochenende noch einmal durch den Kopf gehen. Ein kleines Lächeln huschte über meine Lippen als ich an die Geschwister dachte. Ich war wirklich gesegnet mit solchen Freunden.
Auch Luke schoss mir in den Kopf. Ich hatte ihn nie vorher bemerkt aber wenn ich genau drüber nachdachte, war er einer der Jungs die immer mit Simon zusammen rum hingen. Auch sein Lächeln ließ mich nicht los das er Simon geschenkt hatte und auch Simons Reaktion brachte mich zum nachdenken.
Aber der Gedanke festigte sich nicht in meinem Kopf und schließlich holte mich der Schlaf ein. Das Wochenende war schön und gleichzeitig anstrengend gewesen, sodass ich wirklich müde war. Und dennoch hatte ich das Gefühl, dass mein nächstes Lied um einiges fröhlicher sein wird als mein letztes. Und wer weiß, vielleicht schrieb ich ja irgendwann mein erstes Liebeslied das nicht von Sehnsucht sondern von Glück handelte.
Als der verschissene Wecker mich am nächsten Morgen aus dem Schlaf riss, fühlte ich mich wie gerädert. Ich hatte einen traumlosen und ruhigen Schlaf gehabt aber es war definitiv zu wenig gewesen. Egal was Julie gleich sagen würde, im Auto würde ich auf jeden Fall weiter schlafen!
Der Montag war der Auftakt zu einer der langweiligsten Wochen, seit ich auf dem College war. Matteo und Simon begegneten uns nicht einmal auf dem Flur. Bei Simon war ich auf jeden Fall traurig, da seine positive Art eine der wenigen Dinge war die mich von der kalten Stimmung Zuhause ablenkte. Bei Matteo war ich mir da noch nicht so sicher. Eigentlich tat es mir sogar ganz gut ihn nicht andauernd mit seiner Freundin zusammen zu sehen.
Und so verbrachten Julie und ich unsere Pausen wie in alten Zeiten zu zweit allein. Und ich muss sagen, dass ich diese Zeit genoss. Auch wenn ich es nicht gern zugab, veränderte sich doch einiges in meinem Leben und dazu gehörten auch Veränderungen die ich wirklich nicht herbeirufen wollte.
Mein Vater hatte ich die ganze Woche nicht einmal gesehen. Meine Mutter sah ich gelegentlich und so allmählich wurde sie wieder sie selbst. Sie war noch weit davon entfernt wieder meine Mutter zu sein aber immerhin sah ich sie zwischendurch mal wieder Lächeln. Auf meinen Vater allerdings entwickelte ich langsam aber sicher eine enorme Wut.
Ich wusste nicht was zwischen ihm und meiner Mutter vorgefallen war und konnte mich deswegen auch auf keine Seite schlagen. Das etwas passiert war stand außer Frage aber was mich wirklich wütend machte, war die Tatsache das er sich nicht mehr für mich zu interessieren schien. Und das tat noch mehr weh als meine Mutter leiden zu sehen.
Einer der wenigen Lichtblicke war die neue Aufgabe im Musikstudium. Wir sollten ein neues Lied schreiben, dass dann auf der Talentshow präsentiert werden sollte. Vorzugsweise von uns selber doch ich hatte sofort klar gestellt, dass das jemand anderes für mich übernehmen musste. Aber mich mit einem Ziel in die Musik stürzten zu können war jetzt eine willkommene Ablenkung mit der ich auch meine Nachmittage füllte.
Zwischendurch hätte ich schwören können, dass mich jemand beobachtete. Doch jedes Mal wenn ich das Gefühl spürte und mich umsah, konnte ich niemanden erkennen. Die Vorhänge in dem Haus gegenüber öffneten sich nicht noch einmal und ich hörte auf hinüber zu sehen.
Nick hatte tatsächlich Wort gehalten und sich ein neues Handy zugelegt. Wenn wir uns im College sahen, dann meistens auf dem Sprung sodass es kaum für ein flüchtiges Lächeln reichte. Er löste noch immer nicht das Herzklopfen aus, für das Matteo verantwortlich war aber immerhin entlockte er mir ein Lachen wenn wir uns sahen.
Und ehe ich mich versah, war der Freitag gekommen und somit auch der Abend unseres ersten Dates. Oder eher der Nachmittag da Nick am Abend spielen würde.
Als der Schultag vorbei war, kam Julie zu mir um mit mir gemeinsam zu überlegen was ich später anziehen würde.
"Nervös?" fragte sie mich während sie mich beobachtete wie ich meinen Schrank auseinander pflückte.
"Ein bisschen vielleicht." Gab ich zu. Ich hatte keine Angst aber spürte eine nervöse Vorfreude oder auch Neugier. Das hier würde mein erstes Date überhaupt werden und auch wenn ein kleiner Teil sich noch immer wünschte, dass es Matteo wäre, freute ich mich auf den Nachmittag mit Nick.
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I thought you said forever
Teen FictionManchmal ist ein Versprechen alles was uns bindet. Manchmal ist ein Versprechen alles was man hören möchte und manchmal bricht einer dieses Versprechen und mit ihm dein Herz. Livie und Matteo waren seit sie denken konnten die besten Freunde. Allerdi...