Die kühle Nachtluft wehte durch meine Haare, die ich noch immer offen trug während ich auf meinem Fahrrad nach Hause fuhr. Das kribbelnde Gefühl der freudigen Nervosität erfüllte meinen ganzen Köper und spornte mich an. In Rekordzeit war ich zuhause und schob mein Fahrrad behutsam in die Garage.
Die meisten Teenager in meinem Alter besaßen inzwischen ihren Führerschein doch ich wollte mir damit noch Zeit lassen. Eigentlich hatte ich jetzt noch kein großes Bedürfnis danach mit dem Auto zu fahren. Um ehrlich zu sein, waren mir die Dinger manchmal unheimlich. Okay, um fair zu sein, nicht die Maschine selber, sondern die Idioten die hinterm Steuer saßen. Wie oft ich auf meinem Fahrrad beinahe umgefahren wurde konnte ich kaum noch zählen und deswegen ließ ich mir Zeit damit ein Teil des Straßenverkehrs zu werden.
Wie immer wenn ich nach Hause kam, sah ich zu dem Nachbarhaus hinüber. Matteos Zimmer war wie immer mit Vorhängen verdeckt und auch sonst konnte ich in seiner Etage kein Licht erkennen. Allerdings sah ich erleichtert das Veronicas Auto nur ein paar Meter abseits vom Haus geparkt hatte. Dann hatte der Idiot seine Schwester also nicht wieder sich selber überlassen.
Erleichtert seufzend drehte ich mich um und schloss das Schloss zu unserem Haus auf. Ich stutze auf als ich sah, dass kein Licht mehr brannte. Verwundert kramte ich mein Handy raus um auf die Uhr zu sehen.
Wir hatten grade mal 21:00 Uhr. Normalerweise saßen meine Eltern gemeinsam auf der Couch um sich Filme anzusehen. Manchmal lasen sie auch zusammen oder unterhielten sich über die neuesten Ereignisse in der Politik. Mein Vater arbeitete für einen angesehen Politiker und war in diesen Themen deswegen immer ziemlich informiert. Manchmal sorgte das für hitzige Diskussionen aber am Ende lächelte mein Vater immer und sagte wie schön er es fand das wir uns so für seine Arbeit interessierten, obwohl wir manche Dinge etwas anders sahen.
Er mochte unsere kleinen Diskussionen und liebte es noch mehr meine Mutter danach zu necken oder sie auf die Palme zu bringen. Meistens setze ich mich noch zu ihnen wenn ich nach Hause kam um mich an den Gesprächen zu beteiligen oder einfach um die Gesellschaft der Menschen zu genießen, die mir so viel Liebe gaben.
Doch heute war das ganze Haus still. Noch immer wunderte ich mich und lief die einzelnen Räume ab. Nirgendwo lag ein Zettel und auch die Autos meiner Eltern standen draußen auf ihren Parkplätzen. Schliefen sie etwa schon?
Als ich im Wohnzimmer ankam, schaltete ich das Licht an um besser in den Raum hinein sehen zu können und zog bei dem Anblick der sich mir bot, skeptisch meine Augenbrauen nach oben.
Auf dem Sofa zusammengerollt lag mein Vater und schien zu schlafen. Seine gesamte Bettwäsche hatte er mit herunter gebracht und auch sein Ladekabel steckte in der Steckdose neben der Couch. Er war also nicht zufällig auf dem Sofa eingeschlafen wie es ihm nach einem langen Tag öfter passierte. Aber normalerweise weckte meine Mutter ihn wenn sie ins Bett ging.
"Dad?" fragte ich leise und trat an ihn heran. Er regte sich nicht und so streckte ich meine Hand nach ihm aus um ihn sanft zu rütteln. "Dad?" wiederholte ich etwas lauter und nun hoben sich seine Lider bis er sie schließlich ganz öffnete.
"Livie? Was machst du so spät hier unten?" fragte er und rieb sich verschlafen die Augen.
"Wir haben grade mal kurz nach Neun." antwortete ich und er sah sich überrascht um.
"Ach wirklich? Kommt mir viel später vor." murmelte er und das mulmige Gefühl was seit dem betreten des Zimmers in meinem Bauch schlummerte, verstärkte sich.
"Nein es ist noch recht früh. Aber was machst du hier unten? Warum schläfst du nicht bei Mum?" fragte ich und beobachtete wie er nervös seine Finger knetete.
"Deiner Mutter ging es nicht so gut und sie wollte mich im schlimmsten Fall nicht anstecken deswegen meinte sie, dass es besser wäre wenn ich auf der Couch schlafe. Ich konnte ihr da natürlich nur zustimmen." fügte er hastig hinzu als er meinen skeptischen Blick bemerkte.
Ich musterte ihn eingehend bevor ich meine nächste Frage stellte: "Und du bist dir sicher, dass nicht mehr dahinter steckt?" fragte ich und sah ihn streng an.
"Nein, Nein!" versicherte er mir sofort und ich sah ihn noch ein paar Sekunden lang an bevor ich schließlich mit den Schultern zuckte.
"Na gut. Dann schlaf gut. Wir sehen uns morgen früh." lächelte ich schwach doch er rieb sich schuldbewusst den Kopf.
"Ich glaube nicht, Schatz. Ich muss morgen wieder ganz früh ins Büro. Im Moment haben wir so etwas wie eine Krise musst du wissen. Es geht total drunter und drüber." erklärte er sich und das mulmige Gefühl fraß sich weiter durch meinen Körper.
"Geht es dir denn gut?" fragte ich leise und er presste ein Lächeln hervor.
"Natürlich, Spatz. Mach dir keine Sorgen." lächelte er und strich mir sanft eine Strähne aus dem Haar.
"Okay. Gute Nacht." antwortete ich knapp und hauchte ihm noch schnell einen Kuss auf die Wange. Und während ich die Stufen zu meinem Zimmer erklomm, wurde ich das Gefühl einfach nicht los, dass irgendwas hier ganz falsch lief. Ich konnte nicht genau sagen woran es lag, aber ich wusste dass etwas nicht in Ordnung war. Hoffentlich war es tatsächlich nur die Arbeit die meinen Vater stresste. Aber was sollte es auch sonst sein wenn nicht das? Er liebt uns doch.
Ich versuchte die negativen Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen und schloss sie so gut es ging hinter einer hohen Wand weg. Während ich mich abschminkte und in mein Schlafshirt schlüpfte, dachte ich an den Plan den Julie und ich geschmiedet hatten.
Morgen war Sonntag, dementsprechend hatte kein Geschäft auf und so hatten wir uns für die nächste Woche verabredet um einen ausgiebigen Bummel im Einkaufszentrum zu machen. Ich sollte alles anprobieren was mir gefällt, ganz egal ob es zu mir passte oder nicht. Vielleicht würden wir ja sogar einen ganz neuen Style entwickeln und allein bei dem Gedanken daran, kribbelte es in mir vor Aufregung.
Vielleicht versprach ich mir auch zu viel davon, schließlich waren es nur Kleider aber ich hatte das tiefe Gefühl, dass mir etwas großes bevorstand.
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I thought you said forever
Teen FictionManchmal ist ein Versprechen alles was uns bindet. Manchmal ist ein Versprechen alles was man hören möchte und manchmal bricht einer dieses Versprechen und mit ihm dein Herz. Livie und Matteo waren seit sie denken konnten die besten Freunde. Allerdi...