Part 10

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"Manchmal gehört dieser Idiot echt verprügelt!" rief meine beste Freundin wenig später empört während sie eins ihrer Lieblingskissen durch die Luft schoss.

"Ich hatte ja gehofft, dass das gegnerische Team das gestern Abend erledigt hätte." murrte ich. Ich saß in Julies Zimmer auf der Fensterbank und hatte meinen Kopf an das kühle Glas gelehnt.

Julie schritt wütend in ihrem Zimmer auf und ab und raufte sich die langen, braunen Haare.

"Leider nicht. Wir haben gewonnen. Aber das war nicht sein verdienst." sagte sie und ich horchte auf.

"Ach nicht? Ist es das nicht immer?" fragte ich überrascht und Julie stieß einen Ton aus der vor Hohn nur so triefte.

"Vielleicht auf unserer alten Schule." schnaufte sie und dann trat ein stolzes Lächeln auf ihre Lippen.

"Da hat er aber auch noch nicht mit Simon zusammen gespielt. Schließlich war er auf einer anderen Highschool. Simon war gestern der Star des Spiels und hat auch die letzten Punkte geholt die das Spiel schließlich entschieden haben." erzählte sie und ihre Brust hob sich vor stolz.

Ich kicherte leise. "Wahrscheinlich hat er sich deshalb einen gekippt. Weil er mal nicht der Star des Abends war." lachte ich und merkte im selben Augenblick, dass meine Vermutung gar nicht so falsch sein musste.

"So ein Affe." Stöhnte ich ihm nächsten Moment und Julie nickte bestätigend.

"Ich bin ja so froh, dass du über diesen Idioten hinweg bist." murrte sie zufrieden, stutze aber im nächsten Moment als sie meine Stille bemerkte.

"Oder?" hakte sie nach und ich spürte wie mein Gesicht einen dunkleren Ton annahm und Julie stöhnte laut auf bevor sie sich theatralisch auf ihr Bett fallen ließ.

"Das ist doch nicht dein Ernst, oder? Nicht nach all dem was er dir angetan hat?" frage sie und ich vergrub stöhnend das Gesicht in meinen Händen.

"Ich weiß doch selber wie dumm das ist. Ich hab keine Chance bei ihm." antwortete ich und Julie sprang mit einem Satz vom Bett auf und funkelte mich wütend an.

"Du hast keine Chance bei ihm? Mädchen wach mal auf! Er sollte keine Chance bei dir haben nach der ganzen Scheiße! Du bist so besonders hübsch und talentiert und der netteste Mensch der Welt! Er verdient so etwas wie dich gar nicht!" rief sie empört und ich lachte laut auf.

"Besonders hübsch? Ich? Ich bin völlig gewöhnlich!" lachte ich und Julie rollte dramatisierend mit den Augen.

"Du bist so ein kluger Mensch, Livie." sagte sie schließlich und ich lächelte dankbar.

"Und doch so dumm in so vielen Dingen." stöhnte sie und das Lächeln fiel mir wieder aus dem Gesicht.

"Na danke." murrte ich und sie raufte sich erneut die Haare während sie grade auf mich zu stürmte. Ihr weißes Sommerkleid flog um ihre Beine während sie lief und ich wich ein Stück zurück. Würde mich nicht überraschen wenn gleich Rauch aus ihren Nasenlöchern treten würde.

Als sie bei mir ankam, streckte sie ihre Hand aus und gab mir einen Klaps auf den Hinterkopf und ehe ich protestieren konnte, zog sie mich auf die Beine und schob mich zu ihrem großen Spiegel hinüber.

"Sieh dich an!" befahl sie und ich gehorchte Widerwillig.

"Ich sehe mich. Und jetzt?" fragte ich und sie seufzte genervt.

"Manchmal frage ich mich wirklich ob du blind bist. Aber du brauchst deine Augen ja zum Notenschreiben also geht das ja wohl nicht." murrte sie.

"Warum kannst du dich nicht so sehen wie ich dich sehe? Als ein wunderschönes, talentiertes, nettes und kluges Mädchen. Jeder Mann da draußen sollte für dich sterben wollen und dich rennst so einem Penner hinterher."

"Er war nicht immer so." rechtfertigte ich mich und Julie schüttelte den Kopf.

"Das spielt schon lange keine Rolle mehr. Er ist jetzt so wie er ist und du bist so wie du bist. Aber nicht du solltest ihm hinterher rennen sondern er dir."

"Als ob er das jemals tun würde." gab ich abfällig an und Julie sah mich eindringlich an.

"Wenn er dich nur einmal richtig wahrnehmen würde, dann würde er es."

"Dafür müsste er das aber erst mal tun. Und bis jetzt hat er es seit Jahren nicht getan und erst recht nicht so wie ich ihn wahrnehme. Manchmal frage ich mich ob er mich überhaupt als weibliches Wesen sieht oder nur als existent!" stöhnte ich auf und Julie legte nachdenklich ihren Kopf schief.

"Und wenn wir es ihm zeigen?" fragte sie leise und ich horchte auf.

"Wie meinst du das?" fragte ich sie zögerlich und plötzlich leuchteten ihre Augen auf.

"Wir werden es ihm zeigen! Wir werden ihm zeigen welch starker Mensch du geworden bist und was er in all den Jahren verpasst hat und sein ganzes Leben verpassen wird!" sagte sie triumphierend und ich sah sie verstört an.

"Und wie stellst du dir das vor?" fragte ich sie zaghaft und Julie legte ihre Hände auf meine Schultern und sah uns gemeinsam im Spiegel an.

"Wir holen endlich deine Art aus dir hervor. Du versteckst all deinen Charme in dir selbst und lässt ihn nie heraus. Du zeigst dich nur ganz wenigen so wie du sein kannst und wir beide wissen, dass noch so viel mehr in dir steckt! Du musst nur dein inneres selbst finden." sagte sie leise und löste mit einer flinken Handbewegung das Haargummi in meinen Haaren und meine locken fielen sanft über meine Schultern.

"Und du meinst das klappt?" fragte ich sie zaghaft doch sie nickte wissend.

"Oh ja. Wir werden ihm zeigen was für ein Mensch du sein kannst." sagte sie sicher doch ich sah unsicher auf meine Fußspitzen.

"Und was für ein Mensch ist das?" murmelte ich doch sie hob sanft meinen Kopf an sodass ich mich wieder selber sehen konnte.

"Das finden wir zusammen raus. Aber ich bin mir sicher das er wundervoll ist. Was anderes kannst du gar nicht sein." grinste sie und auch auf meinen Lippen bildetet sich ein kleines Lächeln.

"Und du meinst wirklich das sich für einen Jungen verändern der richtige Weg ist?" fragte ich und sie sah mich empört an.

"Du veränderst dich doch nicht für ihn!" protestierte sie lautstark "Livie, wie oft hast du mir erzählt das du nicht weißt wer du bist und ob das wirklich dein wahres Ich ist? Nein, wir tun das nicht für Matteo! Wir tun das für dich allein!"

"So hab ich das noch gar nicht gesehen." lächelte ich und griff mir in meine Locken. Ich wusste das tief in mir etwas steckte was nach oben und die Welt sehen wollte. Doch war das wirklich mein wahres Ich und wenn ja, war ich wirklich mutig genug es allen zu zeigen?

I thought you said foreverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt