Der Sonntag verging ohne weitere Vorkommnisse. Wie die meisten Sonntage verbrachte ich den Tag mit meiner Gitarre und meinen Noten. Doch immer öfter schlich sich Julies Plan in meinen Kopf und ich ertappte mich dabei, dass ich unkonzentrierter wurde.
Auch mein Blick glitt noch öfter zu Matteos Haus hinüber als üblich. Das Foto das an meiner Wand hing sah mich vorwurfsvoll an und ich sah wieder weg. Allein der Gedanke daran das er bald wieder in meinem Leben sein könnte machte mich nervöser als ich zugeben wollte. Ob ich für andere auch so verzweifelt wirkte wie ich mich manchmal fühlte? Ich hoffte nicht.
Der Grund warum er wieder mit mir reden sollte war allerdings nicht das, was ich mir bei dem Anblick unseres Fotos wünschen würde. Ein Teil von mir wollte, dass er mich bemerkte und wir für immer glücklich werden würden. Das war der ziemlich kitschige Teil von mir den ich selbst die meiste Zeit abstoßend fand, nur mal am Rande bemerkt, da er manchmal wirklich widerlich Romantisch war. Aber ein genauso großer Teil von mir wollte sich an Matteo rächen für all die Jahre in denen ich nicht verstanden habe was mit uns passierte. Und für den Herzschmerz der ersten Liebe von der er allerdings nichts wusste. Aber das gehört mit dazu. Einfach aus Prinzip.
Tief in meinem inneren hatte ich schon immer Gefühle für ihn gehabt. Natürlich hatte ich sie als Kind nicht verstanden und wusste überhaupt nicht was Liebe war und als ich es schließlich wusste, war es zu spät. Aber hätte es überhaupt was geändert? Wahrscheinlich hätte es mich noch mehr kaputt gemacht wenn er auf meine Gefühle so geschissen hätte, wie er es mit unserer Freundschaft getan hat.
Grimmig sah ich noch einmal zu seinem Fenster hinüber und sah, dass die Vorhänge geöffnet waren. Neugierig lugte ich in sein Zimmer hinein, konnte ihn allerdings nirgendwo entdecken. Wahrscheinlich hatte Veronica die Vorhänge aufgezogen um mal etwas Leben in die Höhle des Graf Draculas zu bringen.
Auch sonst verging der Sonntag in einer entspannten Gelassenheit. Den letzten Abend hatte ich beinahe vollkommen aus meinen Gedanken gestrichen, bis ich am späten Nachmittag in die Küche hinunter ging und meiner Mutter begegnete.
"Mum? Ist alles in Ordnung?" fragte ich sie sanft als ich sah wie sie sich auf dem Küchentisch abstütze und ihr Gesicht vor meinem Blick verbarg.
"Was?" fragte sie und schreckte hoch. Ich hätte schwören können, dass sie sich über die Augen fuhr bevor sie zu mir aufsah doch als ihren Blick meinen traf, lächelte sie.
"Ja mir geht es gut. Hast du Hunger?" fragte sie und ich sah sie skeptisch an. Das mulmige Gefühl nahm zu als ich auf sie zu trat und sie sanft an den Armen fasste.
"Geht es dir gut?" wiederholte ich meine Frage und ich sah wie ihre Augen flackerten.
"Ich habe ein bisschen Migräne." gab sie schwach zu und ich legte misstrauisch den Kopf schief.
"Sonst ist alles in bester Ordnung!" versicherte sie mir und ich ließ meine Hände wieder sinken. Wieso sagten mir das alle immer wieder wenn es doch anscheinend nicht so war.
"Wie ihr meint." sagte ich schließlich leise und verließ die Küche. Im Türrahmen blieb ich allerdings noch einmal stehen und sah sie erneut an. Irgendwas war anders an ihr. Wenn man mich fragen würde was genau anders war, dann hätte ich es nicht sagen können doch ich wusste das etwas anders war.
"Mum?" fragte ich noch einmal und sie sah wieder zu mir herüber.
"Ja?" fragte sie ebenfalls und ich atmete tief durch bevor ich meine nächsten Worte wählte.
"Ich bin immer für dich da, das weißt du oder?" fragte ich und nun legte sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen bevor sie auf mich zu ging und mich fest in den Arm nahm.
"Ich weiß, meine Kleine. Aber mir geht es wirklich gut!" versicherte sie mir noch einmal und ich nickte während ich mich aus ihrer Umarmung löste.
"Okay." presste ich schließlich hervor doch das Gefühl in meinem Magen schien nicht besänftigt zu sein.
"Ich geh dann mal wieder." sagte ich schwach und deutete mit einer unbeholfenen Geste nach oben und sie nickte schnell.
"Natürlich! Steht bei dir die Woche etwas an?" fragte sie beiläufig so als würde sie nicht offensichtlich versuchen das Thema zu wechseln.
"Ich wollte mit Julie morgen ein wenig Shoppen." sagte ich schnell und ich Lächeln wurde breiter.
"Das klingt toll! Du brauchst auch wirklich langsam neue Sachen. Die alten waschen sich langsam aus!" lächelte sie und lief zu ihrer Handtasche herüber um mir einen 50-Euro Schein in die Hand zu drücken.
"Kauf dir was schönes!" lächelte sie mir zu und ich sah verwirrt auf meine Hand herunter. Normalerweise musste ich um jeden Euro über meinem normalen Geld betteln und jetzt gab sie es mir als wäre es nichts?
"Danke?" sagte ich etwas unbeholfen doch sie gab mir nur einen schnellen Kuss auf die Wange bevor sie betont fröhlich begann das Essen vorzubereiten. Ich besah sie noch für einen kurzen Augenblick bevor ich mich schließlich abwandte um in mein Zimmer hinauf zu stapfen.
Meine Gedanken schossen zu dem Gespräch mit meinem Vater zurück und ich schüttelte im gehen den Kopf.
Waren hier inzwischen alle verrückt geworden? Ich dachte ich wäre in meiner Unfähigkeit über Matteo hinwegzukommen die bekloppte hier aber so langsam fragte ich mich ob das nicht übergreifend war.
Na hoffentlich würde der Tag morgen besser werden und Julies Plan würde aufgehen. Wie sehr ich mir wirklich wünschte von ihm beachtet zu werden verriet ich ihr nicht. Wahrscheinlich weil ich es mir nicht einmal selber eingestehen wollte.
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I thought you said forever
Teen FictionManchmal ist ein Versprechen alles was uns bindet. Manchmal ist ein Versprechen alles was man hören möchte und manchmal bricht einer dieses Versprechen und mit ihm dein Herz. Livie und Matteo waren seit sie denken konnten die besten Freunde. Allerdi...