Die letzte Stunde des Tages brach an und ich kam aus dem grinsen gar nicht mehr raus. Innerhalb von einem Tag hatte ich so viele Komplimente bekommen wie noch nie.
Natürlich löste die Begegnung mit Matteo immer noch ein kribbeln in mir aus was auch ein Grund für meine gute Stimmung war. Doch auch Nick brachte mich zum grinsen. Natürlich löste er nicht mal Ansatzweise dasselbe in mir aus wie Matteo, allerdings war es doch ein großes Kompliment gewesen, dass sich ein Typ wie er für mich zu interessieren schien.
Ich warf einen kurzen Blick auf mein Display und sah, dass ich nur noch fünf Minuten Zeit bis zum Beginn der Musikstunde hatte. In den letzen Tagen hatte ich nicht wirklich die Zeit und die Inspiration etwas neues zu schreiben, deswegen hatte ich ein Lied mitgebracht das ich schon vor einer langen Zeit geschrieben hatte. Gedankenverloren ging ich die Noten noch einmal durch und als ich zur letzten Seite kam, oder eher gesagt kommen sollte, stockte mir der Atem.
Die letzte Seite meines Liedes fehlte und ich riss meine Tasche auf um noch einmal gründlich nach ihr zu suchen. Natürlich war sie nicht in meiner Tasche, sonst hätte ich sie sofort gesehen.
Auch wenn es nur der Verlust von einer einzigen war, schnürte es mir die Kehle zu. Jedes einzelne meiner Notenblätter waren wie Kinder für mich und beinhalteten einen wichtigen Teil von mir selbst und allein der Gedanke daran, dass sie irgendwo in der Schule lag wo jeder sie sehen konnte, machte mich fertig.
In Gedanken ging ich noch einmal den vergangenen Tag durch und mir fiel ein, dass ich meine Notenblätter fallen gelassen hatte als Julie mich so charmant in Matteo geschubst hatte. Vielleicht lag die Seite dort noch irgendwo.
Entschlossen stopfte ich die anderen Blätter in meine Tasche zurück und stürmte durch die Flure zu dem Ort an dem ich vorhin noch den Boden begrüßt hatte. Da das College schon eine gewisse Größe hatte, musste ich eine ganz schöne Anzahl von Fluren passieren bis ich endlich an besagtem Ort ankam.
Ohne weiter darüber nachzudenken, kniete ich mich auf den harten Grund um unter die Schränke gucken zu können. Auf den ersten Blick konnte ich die verlorene Seite nirgendwo finden und als ich schließlich frustriert auf dem Boden kniete und mir resigniert eine Haarsträhne aus dem Gesicht pustete, musste ich einsehen, dass sie nicht hier war.
"So eine Scheiße." murrte ich und machte gar nicht erst den Versuch aufzustehen. Ich war bockig und hatte absolut keine Lust auf die Musikstunde die mir nur den Verlust meiner Seite reindrücken würde. Ein Laie würde das vielleicht nicht verstehen aber für mich war das echt eine Sache die lange an mir nagte.
"Na das ist aber nicht besonders damenhaft." sagte eine Stimme plötzlich und ich drehte mich so ruckartig herum, dass ich beinahe das Gleichgewicht verloren hätte.
Matteo lehnte frech grinsend an den Schließfächern und sah amüsiert auf mich hinunter.
"Möchtest du nicht aufstehen?" fragte er schließlich und ich spürte sofort wie ich errötete. Allerdings löste sein spöttisches Grinsen einen gewissen Trotz in mir aus der die Schmetterlinge ein wenig dämpfte.
"Nö. Ich finde das hat was hier unten." brummte ich und stütze mich zur Demonstration auf meine Arme um eine bequemere Haltung einzunehmen. Ich wusste selber wie dumm das aussah aber jetzt hatte ich mich in diese Situation befördert und jetzt würde ich das hier auch durchziehen!
Matteo zuckte mit den Schultern, verlor das spöttischen Grinsen jedoch leider nicht. Erneut dachte ich mir, dass ein kleiner Schlag mit dem Football gar nicht so schlecht sein würde.
"Ich für meinen Teil dachte ja, dass du das hier suchst." sagte Matteo ganz beiläufig und winkte lässig mit meinem Notenblatt in der Hand. "Jedenfalls sah es so aus während du so elegant über den Boden gekrabbelt bist."
Erneut schoss mir die Röte ins Gesicht. Jahrelang schaute der Penner mich nicht mal mit dem Arsch an und genau an dem Tag, an dem ich wie eine Ameise über den Boden kroch, beobachtet er mich? Ich musste in meinem früheren Leben ganz schön was verbockt haben um so ein schlechtes Karma zu verdienen.
"Da hast du nicht ganz unrecht." sagte ich schließlich und rappelte mich so würdevoll wie möglich auf um sie ihm aus der Hand zu nehmen. Als ob meine Würde nicht vor ein paar Minuten das Haus verlassen hätte. Aber einreden konnte man es sich ja.
Matteos Grinsen hielt noch immer an und in mir wuchs der Wunsch, es ihm aus dem Gesicht zu schlagen.
"Ich wusste gar nicht, dass du Lieder schreibst." sagte er schließlich und ich stieß einen verächtlichen Laut aus während ich die zurückgewonnene Seite sicher in meiner Tasche verstaute.
"Als ob du irgendwas von mir wüsstest." knurrte ich leise und Matteos Blick wandelte sich für einen kurzen Augenblick in etwas unergründliches.
"Was hast du gesagt?" fragte er und ich wandte mein Gesicht von ihm ab um ihn nicht weiter ansehen zu müssen.
"Ach nichts." seufzte ich schließlich bevor ich ein kleines Lächeln aufsetze.
"Danke dafür jedenfalls." lächelte ich schief und nickte mit dem Kopf in Richtung meiner Tasche.
"Nicht dafür." winkte er ab und ein Moment der Stille breitete sich zwischen uns aus.
"Ich muss dann mal. Ich hab Unterricht." unterbrach ich die Stille schließlich und drehte ihm zögernd den Rücken zu. Als er nichts darauf erwiderte, seufzte ich innerlich und begann den Flur entlang zu laufen.
Als ich mich noch einmal zu ihm umwandte war er bereits verschwunden. Kopfschüttelnd drehte ich mich wieder um und lief im Laufschritt den Weg zum Musiksaal zurück.
Julie würde vollkommen ausrasten wenn sie hörte dass Matteo und ich bereits ein zweites Mal am Tag miteinander geredet hatten. Doch diese Mischung aus Gefühlen war neu. Normalerweise spürte ich immer nur Trauer und Sehnsucht wenn ich ihn sah und eine aufregende Anziehung die ich nie überwunden hatte.
Doch inzwischen hatte sich eine gesunde Portion Trotz mit eingemischt. Ich wusste nicht woher er auf einmal kam, aber er sorgte dafür dass ich in seiner Gegenwart nicht zur Salzsäule erstarrte. Leider sorgte er nicht dafür, dass meine Gefühle für Matteo weniger wurden.
Ganz im Gegenteil, er sorgte dafür, dass es noch aufregender war wenn ich mit ihm sprach. Aber es war kein nervöses aufregen sondern eine ganz neue Art. Es war aufreizend und irgendwie... ja irgendwie sexy.
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I thought you said forever
Teen FictionManchmal ist ein Versprechen alles was uns bindet. Manchmal ist ein Versprechen alles was man hören möchte und manchmal bricht einer dieses Versprechen und mit ihm dein Herz. Livie und Matteo waren seit sie denken konnten die besten Freunde. Allerdi...