Part 53

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"Du bist aber früh zuhause!" rief meine Mutter überrascht als ich erschöpft die Haustür aufschloss und in den Hausflur trat.

"Sind deine Kurse ausgefallen?" fragte sie und kam in den Hausflur, stockte aber als sie meinen Blick bemerkte.

"Ist etwas passiert?" fragte sie und ich seufzte nickend.

"Das kann man wohl sagen." murmelte ich und sie nahm mir besorgt die Tasche von der Schulter.

"Komm erstmal mit. Dann kannst du mir ja alles erzählen." schlug sie vor und ich folgte ihr zustimmend in die Küche.

Sie wärmte mir das Essen vom Vortag auf während ich zu erzählen begann. Sie unterbrach mich nicht einmal und verzog nicht mal die Miene als klar wurde, dass ich das College heute geschwänzt hatte.

Luke und Simon hatten kaum gesprochen oder etwas gegessen. Julie und ich hatten ihnen immer wieder versichert, dass sie das zusammen schaffen würden und das wir für sie da wären egal was auch kommen würde. Doch sie hatten es nur mit einem kurzen Lächeln abgetan und waren wenig später in Simons Zimmer verschwunden. Wahrscheinlich hätte ich genauso reagiert und erstmal Zeit gebraucht um zu verstehen was da grade passiert war. Aber was wusste ich schon? Ich selber werde es nie nachvollziehen können so einer Verachtung ausgesetzt zu sein.

"Was anderes könnt ihr im Augenblick auch nicht tun. Ihr müsst aber jetzt wirklich für die beiden da sein! Ihnen stehen keine einfachen Zeiten bevor fürchte ich. Wie traurig, dass das heute noch so ein Thema sein muss. Grade eurer Generation hätte ich einiges mehr zugetraut." sagte meine Mutter schließlich als ich alles erzählt hatte.

"Einige schienen auch wirklich betroffen zu sein von dem was gemacht wurde." versuchte ich die Situation zu retten doch wusste, dass die Mehrheit gelacht hatte. Keiner außer Matteo hatte mir geholfen. Und das rothaarige Mädchen natürlich.

"Auch für dich wird es nicht leicht, meine süße. Deinen Freunden wird es oft nicht gut gehen und du musst für sie da sein. Das ist auch nicht immer einfach." murmelte meine Mutter und ich seufzte erneut.

"Wem sagst du das? Mein Herz bricht allein schon bei dem Gedanken daran, wie sehr sie leiden müssen." wimmerte ich und meine Mutter tätschelte Mitfühlend meinen Arm.

"Ich bin immer für dich da. Vor mir musst du nicht die Starke sein und vor mir darfst du so oft darüber jammern, wie scheiße diese Welt doch sein kann. Das weiß ich nämlich selber auch ganz gut." lächelte sie doch diesmal ein wenig Wehmütig.

"Danke, Mom." sagte ich und zwang mir ein Lächeln auf die Lippen. Nachdem ich das Essen hinunter geschlungen hatte, machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer. Bevor ich mich in mein Bett legte, warf ich noch einen Blick zu Matteos Haus hinüber. Sein Auto stand noch nicht vor dem Haus und auch seine Vorhänge waren zugezogen. Wahrscheinlich war er noch immer in der Schule.

Allein bei dem Gedanken, spürte ich wie müde ich eigentlich war. Die ganze Aufregung war auch an mir nicht einfach so vorbei gegangen.
Erschöpft ließ ich mich in meine Kissen fallen und schlief beinahe sofort ein.

Ich wachte erst auf, als ich die schwere Haustür ins Schloss fallen hörte. Meine Mutter war in den letzten Tagen einem Buchclub beigetreten die sich jeden Montag Abend trafen.

In dem Wissen, dass ich das Haus für mich alleine hatte schlüpfte ich aus meiner Jeans hinaus und zog eine kurze Stoffhose an. Man musste schon wirklich müde sein um in einer Jeans einschlafen zu können.

Grade als ich auch meinen BH und mein Shirt wechseln wollte, hörte ich wie es am Fenster leicht knackte.

Verwirrt trat ich ans Fenster heran und sah hinunter. Ein breites Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus als ich Matteo sah. Er stand unter meinem Fenster und warf kleine Steine hinauf.

"Ist das nicht ein bisschen Oldschool?" rief ich hinunter nachdem ich das Fenster geöffnet hatte und Matteo lachte.

"Ich wollte niemanden stören." grinste er entschuldigend und ich rollte mit den Augen.

"Und Steine an mein armes Fenster zu werfen fällt für dich nicht unter stören?" fragte ich und er zuckte mit den Schultern.

"Das liegt im Auge des Betrachters."

"Möchtest du jetzt auch ganz Rapunzel-like durch mein Fenster klettern oder bevorzugst du die Tür? Meine Mutter ist grade weg." lachte ich.

"Wenn du mich so fragst, dann nehme ich doch lieber die Tür." rief er zu mir hoch und ich schüttelte grinsend den Kopf bevor ich das Fenster schloss und die Stufen zur Tür hinunter eilte.

Matteo stand bereits vor der Tür als ich sie öffnete und lächelte mich an.

"Hey." murmelte er leise und mein Magen schlug einen Purzelbaum. Bereits jetzt konnte ich die Wärme spüre die von ihm ausging und mein Atem stockte als meine Augen über ihn glitten.

Er trug eine schwarze Jeans und ein eng anliegendes dunkles Shirt was seine trainierte Brust betonte. Sofort begann mein Körper wieder zu beben und ich verfluchte ihn innerlich.

"Hey." antwortete auch ich und sein Lächeln vertiefte sich, sodass zwei kleine Grübchen an seinen Mundwinkeln auftauchten.

"Hast du eine Ahnung wer das gewesen sein könnte?" fragte er mich wenig später als wir nebeneinander auf meinem Bett saßen.

Für einen kurzen Moment flackerte ein Bild vor meinen Augen auf aber es war zu schnell wieder verschwunden um es greifen zu können.

"Nein, keine Ahnung. Aber wer auch immer das gewesen ist, ich schwöre, dass ich ihn eigenhändig umbringen werde!" murrte ich und Matteo lachte leise.

"Und wie? Möchtest du ihn mit deiner Gitarre verprügeln?" fragte er und ich schnitt eine Grimasse.

"Ich hatte ja eher einen Hammer im Sinn, aber meine Gitarre würde ich dafür durchaus Opfern. Du hättest sie sehen sollen, Matteo. Sie waren kaum noch sie selbst!" wisperte ich und sofort spürte ich wieder diese verdammten Tränen in meinen Augen.

"Ich hab Simon gesehen. Und das hat gereicht." murmelte Matteo und strich mir geistesabwesend eine Träne von der Wange.

Sofort fühlte sich mein Herz ein wenig leichter an. Ich wusste nicht was wir waren und ich wusste, dass es grade wichtigeres gab. Aber er war hier. Und er war auch in der Schule an meiner Seite gewesen.

Seufzend lehnte ich mich an seine Schulter.

"Ich bekomme seinen Blick gar nicht mehr aus dem Kopf. Sie sahen so unendlich verletzt aus." seufzte ich und Matteos Hände strichen sanft über meine.

Mein Körper reagierte von allein und antwortete auf seine Berührung mit einer Gänsehaut die sich über jede Stelle meines Körpers ausbreitete.

"Ich kann vielleicht nicht dafür sorgen, dass das alles nie passiert ist, aber vielleicht können wir beide das ganze für einen kurzen Moment vergessen." murmelte Matteo leise neben meinem Ohr und ich stöhnte leise auf bevor ich mich zu ihm herum drehte und ihm in die Augen sah.

"Und wie stellst du dir das vor?" keuchte ich bereits jetzt atemlos und sah ihn herausfordernd an. Seine Augen glitten zärtlich zu meinen Lippen hinunter.

"Mir würde da schon etwas einfallen." murmelte er leise bevor er sich zu mir herüber beugte und seine Lippen sanft mit meinen Verband.

Sie lagen warm und weich auf meinen. Zärtlich strichen seine Lippen über meine während er seine Hand sanft an meine Wange legte.

Sein Kuss war kein bisschen fordernd oder wild. Er war sanft und liebevoll und ließ mich alles vergessen was um mich herum geschah. Nur das erregende kribbeln, das sich langsam in mir aufbaute, konnte ich nicht ausblenden.

I thought you said foreverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt