Normalerweise war ich so schüchtern, dass ich es nicht wagte vor großen Schülermengen zu stehen, geschweige denn zu sprechen. Aber als ich sah was sich vor mir abspielte, wie viele mit dem Finger auf die Bilder zeigten und lachten während ich das leise wimmern meiner besten Freundin hörte, konnte ich nicht anders.
Ich stieß die Schüler die noch vor mir standen unsanft und mit einigem Ellenbogeneinsatz aus dem Weg und handelte mir einige Proteste ein, die ich allerdings ignorierte.
Als ich die Wand erreichte, griff ich nach dem ersten Bild und riss es Geräuschvoll von der Wand. Ich versuchte so gut wie möglich nicht auf den hässlichen Schriftzug über mir zu achten und auch das gemurmel ignorierte ich.
Ich spürte nicht wie mir die Tränen über die Wangen liefen bis sie auf eines der Bilder in meiner Hand tropften. Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung an meiner Seite wahr und erwartete, dass Julie sich aus ihrer Starre gelöst hatte um mir zu helfen.
Doch als ich zur Seite sah, sah ich Matteo der mit vor Wut verzerrtem Gesicht die Bilder von der Wand nahm die zu weit über mir hingen um sie zu erreichen. Er mied meinen Blick doch ich konnte sehen wie es in ihm kochte.
Ich schaffte es nicht ihm einen Dankbaren Blick zu zuwerfen und so blieb ich dabei die Bilder in die nächste Mülltonne zu werfen.
Seit Matteo sich zu mir gestellt hatte und mir half, waren die Schüler noch lauter geworden und ich konnte ihre Blicke deutlich in meinem Rücken spüren. Ich hatte das Gefühl als würden sie sich über mich lustig machen und mich gleichzeitig mit ihrem Blick erdolchen, weil ich ihnen den Spaß verdarb.
Doch plötzlich ging ein Ruck durch Matteo und er fuhr mit einem zerknülltem Bild in der Hand zu der Menge herum.
"Findet ihr sowas lustig?! Oh ja, sowas gefällt euch kleinen, dummen Lemmingen die sich nicht trauen ihre eigene Meinung zu haben! Würde auch nur einer von euch Anstand besitzen würdet ihr uns helfen anstatt nur zu starren und zu lachen! Stellt euch mal vor sowas würde mit euch passieren!" fauchte er und ich zuckte zusammen. Ich hatte ihn noch nie so explodieren sehen, nicht einmal in unserer Kindheit.
Purer Hass stand ihm ins Gesicht geschrieben und die meisten Schüler wichen einen Schritt zurück. Bis auf ein Mädchen. Ich hatte sie noch nie gesehen. In ihrem Blick spielte sich Traurigkeit und Abscheu wieder während sie die Bilder betrachtete. Mit einer zaghaften Bewegung schloss sie zu uns auf und öffnete ihre Tasche. Zum Vorschein kam eine kleine Flasche und Taschentücher. Nachdem sie das Tuch damit getränkt hatte, find sie an den grauenvollen Schriftzug von der Wand zu wischen. Langsam aber sicher verblasste er, war aber immer noch deutlich zu sehen. Ich beobachtete sie genau, ihre flammend roten Haare fielen ihr über die Schultern und als sie meinen Blick auffing, nickte ich ihr dankbar zu.
Kalt ließ Matteo seinen Blick über die restliche Menge schweifen. "Worauf wartet ihr noch?! Verpisst euch!" schrie er und nach einigen Sekunden stille, begann sich die Menge aufzulösen.
Erleichtert atmete ich aus und schaffte es nun doch, ihm ebenfalls dankbar zu zunicken. Doch Matteo erwiderte meine Geste nicht sondern deutete nur mit einer kurzen Handbewegung in die Richtung wo ich Julie zurück gelassen hatte.
Doch nun stand da nicht mehr nur meine beste Freundin. An ihrer Seite war Simon aufgetaucht der wie gebannt an die Wand starrte. Sein Gesicht hatte jede Farbe verloren und Tränen liefen ihm übers Gesicht als er das letzte noch hängende Bild anstarrte. Sein Blick wanderte immer wieder zwischen dem Bild und dem Schriftzug hin und her.
"Oh nein." flüsterte ich und sofort begannen auch meine Tränen wieder zu laufen. Mein Herz brach bei dem Gedanken daran, was mein bester Freund in diesem Moment zu ertragen hatte.
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I thought you said forever
Teen FictionManchmal ist ein Versprechen alles was uns bindet. Manchmal ist ein Versprechen alles was man hören möchte und manchmal bricht einer dieses Versprechen und mit ihm dein Herz. Livie und Matteo waren seit sie denken konnten die besten Freunde. Allerdi...