Natürlich löcherte Julie mich nach der Musikstunde mit Fragen und ließ auch nicht locker als wir bereits im Auto saßen.
"Und du bist wirklich sitzen geblieben?!" wiederholte sie zum gefühlt Millionsten Mal und ich ließ meinen Kopf stöhnend gegen die kühle Scheibe fallen.
"Ja. Das hab ich dir doch schon gesagt!" murmelte ich und lief bei dem Gedanken daran noch immer rot an. Ich hatte das Pferd tatsächlich bis zum bitteren Ende geritten.
"Ich weiß, aber ich kann es immer noch nicht glauben." lachte sie laut und ich konnte sehen wie sich bereits kleine Lachtränen in ihren Augen sammelten.
"Konzentriere dich auf die Straße." brummte ich doch sie gackerte weiter.
"Du hast echt einen Lauf. Gleich zwei scharfe Jungs die heiß auf dich sind! Besser kann es ja gar nicht laufen." sagte sie schließlich als sie sich beruhigt hatte.
"Wo waren die denn Scharf auf mich? Nick hat uns einfach nur Hallo gesagt und nicht mal nach meiner Nummer gefragt. Und Matteo? Ja, der war total scharf auf mich während er mich beim krabblen beobachtet hat. Das er mich nicht direkt an Ort und Stelle genommen hat ist auch alles." antwortete ich und legte in jede Silbe so viel Sarkasmus wie ich nur konnte doch meine beste Freundin brach erneut in lautes Gelächter aus.
"Da hat aber jemand schmutzige Gedanken!" prustete sie und nach einem kurzen Moment der Stille brach ich auch zusammen. Heftig lachend hielt ich mir den Bauch während ich mir die Tränen aus dem Augenwinkel wischte.
"Nein aber mal ehrlich. Das zwei hübsche Männer mit mir geredet haben heißt noch lange nicht dass sie Interesse an mir haben." keuchte ich schließlich und Julie bog auf unsere Straße ein.
"Das stimmt aber Nick hat auf jeden Fall ein Interesse an dir. Es ist nur eine Frage der Zeit bis er dich nach einem Date fragen wird." Beteuerte Julie und ich lehnte meinen Kopf gegen die Lehne des Sitzes.
"Meinst du? Ich bin mir nicht mal sicher ob ich darauf eingehen würde." murmelte ich während Julie ihren Wagen vor meinem Haus zum stehen brachte.
"Natürlich wirst du das!" sagte sie streng doch ich sah sie zweifelnd an. Sie wusste genau was in mir vorging.
"Livie, du kannst nicht dein ganzes Leben lang Jungs meiden nur weil eine kleine Chance besteht, dass Matteo doch noch wach wird." seufzte sie.
"Ich weiß. Aber trotzdem ist allein der Gedanke an jemand anderen komisch." seufzte auch ich und sie rückte ihre Brille mit einer schnellen Bewegung zurecht.
"Es sagt ja auch keiner, dass Nick dein neuer Traumprinz werden soll. Aber sich ein wenig umzusehen ist ja auch nicht verboten. Außerdem könnte es Matteo auch nicht schaden." grinste sie zwinkernd.
"Wie meinst du das?" hakte ich nach und sie sah mich an als wäre ich das dümmste Mädchen der Welt.
"Streng doch mal dein Spatzenhirn an, Livie. Matteo könnte eifersüchtig werden!" sagte sie schließlich und schnippte mir leicht gegen die Stirn.
Meine Augen weiteten sich. "Daran hatte ich noch gar nicht gedacht!" sagte ich schließlich und Julie kicherte leise.
"Du bist wirklich zu nett für diese Welt!" kicherte sie während ich lächelnd mit den Schultern zuckte.
"So bin ich eben. Ach ich werde es einfach auf mich zu kommen lassen und dann schauen was passiert." entschied ich schließlich und öffnete die Beifahrertür um aussteigen zu können.
"Das ist die richtige Einstellung! Immerhin verschließt du dich nicht komplett davor." grinste Julie und ich lächelte ebenfalls.
"Ne, das Leben wird schon wissen was es tut." grinste ich während ich die Tür mit einem heftigen Stoß zuschlug und Julie zum Abschied winkte.
Das was ich zu ihr gesagt hatte war nicht einmal gelogen. Tief in meinem inneren fühlte es sich wirklich komisch an mit jemand anderen auszugehen aber war das wirklich so falsch? Vielleicht gefiel Nick mir ja sogar. Oder Matteo würde am Ende wirklich vor Eifersucht platzen. Ich musste zugeben das mir die zweite Version mehr zusagte aber die erste wahrscheinlicher war. Nick war ja nicht unsympathisch gewesen.
Aber was machte es schon für einen Sinn über ungelegte Eier nachzudenken? Es wird das passieren was passieren soll, oder nicht? Und wenn mir die Richtung nicht gefiel, dann könnte ich dem Schicksal noch immer einen kleinen Schubs geben. Oder einen großen. Je nachdem was nötig war.
Julies Auto war bereits verschwunden als ich die Haustür aufschloss. Ich hatte schon von der Straße aus gesehen das beide Autos meiner Eltern da waren und ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. Mein Vater hatte meinen neuen Look noch gar nicht gesehen und ich konnte es kaum erwarten seine Reaktion zu sehen.
Doch bereits beim betreten des Hauses wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Sofort setzte das mulmige Gefühl in meinem Magen wieder ein.
Plötzlich ertönte ein lautes Scheppern gefolgt von einem ziemlich unsittlichen Fluch.
"Du kostest mich noch meinen letzten Nerv!" schrie meine Mutter und ich zuckte zusammen. So wütend hatte ich sie seit langen nicht mehr erlebt, dabei hatte ich sie noch nicht einmal gesehen.
"Das kann ich nur zurückgeben!" Brüllte mein Vater ebenfalls am Rand der Weißglut und ich schlich mich schnellen Schrittes in die Richtung, aus welcher der Lärm kam. Noch bevor ich die Küche erreichen konnte, schoss mein Vater an mir vorbei und hätte mich dabei fast umgerannt.
Sein Gesicht war vor Wut verzerrt und Rot angelaufen als er anhielt und auf mich herunter sah.
"Tut mir leid, Schatz. Ich hab dich nicht gesehen." murmelte er, wandte sich jedoch ab bevor ich etwas erwidern konnte und verließ unter leisen Flüchen das Haus.
Der Hall der zuschlagenden Haustür war durchs ganze Haus zu hören und auch das aufheulen seines Motors konnte ich erkennen. Völlig erschrocken von dem was ich soeben erlebt hatte, machte ich mich mit langsamen Schritten auf den Weg in die Küche, wo meine Mutter wütend einen Haufen Scherben zusammen kehrte.
"Mum?" fragte ich leise und ihr Kopf schnellte ruckartig nach oben.
"Ach du bist es." sagte sie und ihr harter Blick wurde etwas weicher.
"Ist alles in Ordnung?" fragte ich sie und konnte beobachten wie ihr Blick flackerte.
"Ja Sicher. Ich hab nur einen Teller fallen gelassen. Nichts weiter." sagte sie doch ich wusste das sie log.
"Gibt es da nicht noch etwas, was du mir erzählen möchtest?" fragte ich mit festerer Stimme doch sie wich meinem Blick aus.
"Nein." sagte sie nach einigen Sekunden hart und ich schüttelte seufzend den Kopf.
"Mum, wenn du und Dad Probleme habt dann...-"
"Dein Vater und ich haben keine Probleme!" unterbrach sie mich harsch und ich wich instinktiv einen Schritt zurück.
"Okay." sagte ich schließlich leise und verließ die Küche so still und schnell wie ich gekommen war. In meinem Rücken konnte ich erneut ein Scheppern hören und einen weiteren Fluch meiner Mutter doch ich drehte mich nicht noch einmal um.
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I thought you said forever
Teen FictionManchmal ist ein Versprechen alles was uns bindet. Manchmal ist ein Versprechen alles was man hören möchte und manchmal bricht einer dieses Versprechen und mit ihm dein Herz. Livie und Matteo waren seit sie denken konnten die besten Freunde. Allerdi...