32|Alles, was Logan und Meghan wollen

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Meghan

Halbherzig lese ich in meinem Buch für Musikgeschichte. Eben habe ich einen Test in Kunst der Musikproduktion geschrieben und ich glaube es ist ganz gut geworden. Jetzt lerne ich für Musikgeschichte, denn morgen schreibe ich auch dort einen Test.
Die Bibliotheken sind alle rappelvoll und ich musste eine halbe Stunde warten bis ein Lernraum freigeworden ist. Ich hätte auch an einem der anderen Tische sitzen können, die nicht abgekapselt sind, doch ich wollte wirklich meine Ruhe und dafür gibt es eben die Lernboxen.
Ich sehe auf die Uhranzeige auf meinem Smartphone und beschließe einzupacken, denn ich muss noch rechtzeitig zu meinem Termin kommen und Grace vorab abholen, denn sie wollte mit mir mitkommen. Als ich aufstehe und meine Bücher zuklappe höre ich plötzlich ein Fiepen und erstarre in der Bewegung. Was war das? Ich schaue umher, doch sehe nichts bis plötzlich eine kleine Maus quer durch den Raum flitzt und sich hinter der Mülltonne versteckt. Ach du Scheiße! Wie am Spieß kreische ich los und klettere auf den Tisch. „Woher kommst du?", schreie ich sie an, doch erhalte keine Antwort und bin auch froh darüber, denn wenn die Maus jetzt auch noch redet, dann werde ich garantiert einen Herzstillstand haben. Doch jetzt rast es und ich schaue hilflos umher. Wie soll ich jetzt hier raus? Was habe ich das letzte Mal gemacht als ich einem flinken Nagetier begegnet bin? Logan hat mich aus dem Raum getragen. Augenverdrehend schnaube ich. Jetzt gibt es aber keinen Logan mehr, der mich heraustragen kann. Ich schaffe es auch ohne ihn dieses Ding zu überwältigen und zu verschwinden, ich brauche keinen Mann und erst recht nicht diesen.
Panisch räume ich meine Sachen weiter auf und lehne mich über den Tisch herunter um meinen Rucksack hochzuholen.

Ich mag diese Nagetiere nicht. Ratten und Mäuse sind fürchterlich! Mich hat einmal eine in die Hand gebissen als ich noch klein war und seitdem macht mir jede von diesen blöden Ratten Angst. Meine Eltern haben mich sofort zum Arzt gebracht als meine Hand blutete und anschwoll, weil Tetanus und so. Es war nichts dramatisches bloß eine Entzündung, die nach wenigen Tagen zum Glück abschwoll, aber dieses dumme Ding hat ihre unfassbar starken Zähne richtig tief reingerammt als ich sie bloß vor einer Katze retten wollte. Ich war neun, dementsprechend auch nicht allzu vorsichtig und herantastend und ich kann nachvollziehen, weshalb die zubiss, als ich nach ihr griff, aber ich kann nicht anders als mich vor ihnen fürchten. Sie können richtig fest zupacken und die Maus hing einige Minuten an meiner Hand bis ich sie schließlich abschütteln konnte. Besser gesagt, mein Vater. Ich habe nur geheult wie das kleine Mädchen, das ich war. Heute noch habe ich eine leichte, kleine Narbe in der Kuhle zwischen Daumen und Zeigefinger.
Tief durchatmend sehe ich herüber zur Mülltonne, doch sehe sie nicht. Zögerlich greife ich nach dem Zettel, den ich eben geknüllt habe, weil meine Notizen falsch waren und werfe es an den Mülleimer, dass er daneben prallt. Nichts passiert, die Maus kommt nicht hervor. Ich lausche ihr und höre ihr leises Fiepen, dass ich die Lippen zusammenpresse und meinen Rucksack und die dünne Strickjacke zur Hand nehme. Ich muss hier raus sonst komme ich zu spät zu meinem Termin.
Erneut hole ich tief Luft und fokussiere die Tür mit meinen Augen. Ob ich es schaffe schnell dorthin zu laufen und zu verschwinden? Ich sollte mich zusammenreißen. Die Maus ist vielleicht so groß wie meine Hand, wenn nicht sogar kleiner und wenn hier jemand Angst haben sollte, dann ja wohl sie.
„Okay.", murmle ich und lasse meine Beine vom Tisch baumeln, doch berühre nicht den Boden,„Ich schaffe das. Eins, zwei" Prüfend schaue ich nochmal zum Mülleimer um sicherzugehen, dass sie noch immer dahinter bleibt. „Drei!", kreische ich und springe zur Tür, reiße sie auf, laufe heraus und knalle die Tür wieder laut zu. Ich hab's geschafft!
Doch ich bleibe nicht stehen sondern laufe das kurze Fundament herunter und ernte verwirrte Blicke der anderen in der Bibliothek. Am Empfang schaut mich der Kerl stirnrunzelnd an. „Ihr habt eine Maus in der Lernbox vier! Ich dachte Haustiere sind verboten!", rufe ich ihm entgegen als wäre er schuld und laufe weiter bis ich die alte Bibliothek verlassen habe und auf dem Parkplatz stehe.
Ich habe mir Averys Auto -ein roter Mini Cooper- ausgeliehen, damit ich mir kein Taxi holen muss. Als ich einsteige hole ich nochmal tief Luft, wegen meinem Sprintmarathon und rieche Averys blumigen Duft im Innenraum des Wagens.
Grace ist bei Dean zuhause, das hat sie mir heute Morgen gesagt und ich hole mein Smartphone aus meiner Tasche heraus um ihr eine kurze Nachricht zu schreiben, dass ich in knapp fünfzehn Minuten da bin.

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