50|die Liebe ist gruselig

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Logan

Den ganzen Morgen lang nervt mich Mason mit Nachrichten. Das bescheuerte Vibrieren, jedes Mal, wenn eine neue Nachricht eintrifft, hat mich vom Schlafen abgehalten und ich habe mir die abgehakten Befehle, dass er zu mir kommt, gelesen, geschnaubt und wollte weiterschlafen, doch er hat mir gedroht, dass er Emmett vorbeibringt, wenn ich ihm nicht antworte und Emmett zu sehen tut in meinen Augen weh. Also habe ich mich aufgerappelt und bin zu ihm gefahren statt er hierher.
Jetzt ist es noch nicht einmal zwölf und ich sitze auf seiner Couch. Mein Plan für den Samstag war es nicht das Haus zu verlassen, in meinem Bett zu bleiben, vielleicht Abends ins Wohnzimmer umzuziehen, dass ich Videospiele spielen kann, doch rausgehen war keine Option. Dementsprechend gelaunt starre ich den ausgeschalteten Fernseher vor mir an und halte die Arme vor der Brust verschränkt.
„Hier.", spricht Mason und hält mir eine Bierflasche vor die Nase. Stirnrunzelnd sehe ich zu ihm hoch. „Ist es nicht ein klein bisschen zu früh dafür?", hake ich nach, nehme die Flasche aber entgegen. Mason geht rüber zum Sessel und lässt sich darauf fallen. „Nicht, wenn wir das jetzt brauchen.", meint er und ich schaue auf die Flasche, schwenke sie ein wenig und lasse sie dann in meinen Schoß sinken. Ich weiß genau, wovon er redet.
„Ich werde nicht über sie reden.", bekenne ich, dass er eine dunkle Braue hochzieht.
„Warum nicht?"
Ein bitteres Lächeln legt sich um meine Lippen und ich frage unschuldig:„Nachdem du dich gestern vor versammelter Mannschaft über uns lustig gemacht hast?" Er schaut mich reuevoll an und lehnt sich im Sessel zurück.
„Sorry.", brummt er,„Ich wusste nicht, dass ihr Schluss gemacht habt." Ich seufze und nehme ergeben einen Schluck vom kalten Bier.
„Und woher weißt du es jetzt?"
„Nate hat es mir erzählt.", antwortet er.
Die ganze Woche über haben Dean und Nate mich in Ruhe gelassen und dennoch stumm Gesellschaft angeboten, die ich jedes Mal annahm. Ich wollte alleine sein, aber wenn ich es war, dann haben mich die Gedanken aufgefressen und ich brauchte jemanden, der mich ablenkte, was sie gut erfüllten. Wir redeten nicht über Meghan außer das eine Mal, als wir uns eine Flasche Whiskey nahmen und ich ihnen erzählte, dass sie Schluss gemacht hat. Den Grund habe ich ausgelassen und sie haben auch nicht gefragt, sondern mir stillschweigend moralische Unterstützung geboten.

„Das ist scheiße.", meint Mason und ich zucke mit den Schultern. Das ist es absolut. Mason fragt mich nichts sondern sitzt einfach da und wir schweigen, trinken gar nicht von dem Bier, den wir in den Händen halten. Ich schaue mich um und bemerke erst jetzt die Stille um uns, was eine Seltenheit ist, wenn vier Kerle zusammenwohnen. „Wo sind die anderen?", frage ich.
„Ethan und Troy sind schwimmen. Rafael liebkost eine zarte Blume.", erklärt er und ich runzle die Stirn. „Was zum Teufel redest du da, Mann?" Ein Lächeln zupft an seinen Mundwinkeln.
„Raf benimmt sich doch immer so vornehm und romantisch. Da kann ich doch nicht einfach sagen er ist ficken gegangen.", behauptet er und ich nehme einen zweiten Schluck Bier.
Wir schweigen wieder und ein erdrückendes Gefühl macht sich auf meiner Brust breit. Ich denke nicht, dass es eine gute Idee ist dieses Bier auf einen halben Toast zu trinken, also stelle ich es auf den Beistelltisch und fahre mir durch die Haare während ich mich wieder zurücklehne und aus den gegenüberliegenden Fenstern sehe.
„Es tut weh.", kommt es ganz von selbst über meine Lippen. „Das kann ich mir vorstellen." Doch ich schüttle den Kopf. „Das kannst du nicht, du musst es spüren. Es ist wie ein Messerstich oder sogar noch schlimmer. Ganz langsam krallt sich etwas an deinem Herzen fest und drückt mit jedem Gedanken an sie fester zu bis es wehtut und es schließt sich nie ganz um dich. So als ob es zudrückt bis es schmerzt, aber noch locker genug ist, dass dein Herz mit jedem Schlag höllisch schmerzt.", erkläre ich und verspüre genau den Schmerz während ich es beschreibe als wolle es sagen: Willst du es nochmal genauer spüren?
„Das klingt gruselig.", antwortet Mason und verzieht das Gesicht. Ich nicke, denn das ist es. Die Liebe ist gruselig.
„Das schlimmste ist, dass ich sie verstehe.", rede ich weiter, denn wenn mein Mund schon auf ist, dann kann er auch alles ausplappern,„Ich weiß wie es ihr geht und es schwer für sie ist, aber am liebsten würde ich sie packen und rütteln bis sie zur Vernunft kommt. Es war so schön bis zu diesem scheiß Missverständnis und dann ist einfach alles kaputt gegangen." Frustriert fahre ich mir durch die Haare, die wie ein Vogelnest auf meinem Kopf sitzen.
„Was für ein Missverständnis?", fragt Mason und legt sein rechtes Fußgelenk hoch auf seinen linken Oberschenkel. Wegwerfend winke ich mit der Hand ab. „Sie dachte ich hätte sie nach dem Sex verlassen, aber das hat sich wieder geklärt." Er nickt lange. „Ah."

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