2|das Leben des Logan

7.9K 294 65
                                    

Meghan

Die SMS verschwindet nicht.
Ich versuche sie mit meinem Starren verschwinden zu lassen, doch sie bleibt weiterhin auf meinem Smartphone stehen und ist genauso unerwünscht wie vor Stunden als sie eingetroffen ist. Vielleicht geht sie nicht, weil ich sie anstarre. Ich hebe den Kopf und blicke durch das Zimmer ehe ich wieder heruntersehe und der Nachricht so eine Chance gebe zu verschwinden, doch jedes Wort bleibt an Ort und Stelle. Ich seufze.
Geht die Welt unter und ich weiß es nicht? Denn mir fällt kein Grund ein, weshalb meine Mutter mir schreiben sollte. Und wieso sie mich dazu einladen sollte nach Brooklyn zu kommen. Nein, einladen ist das falsche Wort. Sie befiehlt es mir. Das hat sie nicht getan seit ich auf dem College bin, noch nie, nicht einmal zu Weihnachten. Außerdem war sie selbst nie da und ich will gar nicht mehr zurück an diesen schrecklichen Ort.
Das sind wichtige Gründe um nicht auf ihre Nachricht zu reagieren, weshalb ich die kaltherzige Einladung -wohl eher Anweisung- ignoriere und vom Bett aufstehe. Es ist nicht leicht Brenda Walters Tochter zu sein, das steht fest.
Die Tür geht auf und Grace kommt frisch geduscht und mit nassen Haaren ins Zimmer.
„Sag mal, benutzt du mein Shampoo? Das ist immer so schnell leer. Diese Packung habe ich erst vorletzte Woche gekauft.", unterstellt sie mir und geht zu ihrem Schrank um sich noch einen Gürtel zur Jeans zu nehmen. „Nein. Vielleicht benutzt Delaine ja dein Shampoo, das sie so sein kann wie du, damit Dean sie zurücknimmt.", scherze ich und Grace wirft ihren Kamm nach mir, dem ich geschickt ausweiche. „Er wird nicht einmal mehr mit ihr reden.", stellt Grace klar und ich lache auf. „Hast du es ihm verboten?" Sie schüttelt den Kopf. „Er hat es selbst entschieden nicht mit ihr zu reden. Ich werde Dean niemals irgendetwas verbieten. Er muss selbst wissen wie er sich zu benehmen hat. Ich bin nicht seine Mom sondern seine Freundin.", erklärt sie und wuschelt durch ihre Haare, dass sie etwas trockener sind.
„Aber du findest es gut, dass er nicht mit ihr redet?", frage ich und sie zuckt grinsend mit den Schultern. „Ich wäre eine Idiotin, wenn nicht." Ich lache und gehe zu meinem blauen Wandschrank während ich mich aus meinen Schlafsachen schäle und in Unterwäsche meine Kleidung mustere.
„Wie wird das Wetter?"
„Mona hat gestern gesagt, dass es angenehm warm sein wird mit ein wenig Wind.", antwortet Grace und ich sehe über meine Schulter zu ihr. „Ist sie jetzt auch ein Wetterfrosch?" Mona ist die Sprecherin der Talkshow, die es beim Campusradio gibt und in ihrem letzten Semester. Ich habe nicht viel mit ihr gesprochen, ich glaube sogar nur zwei, drei Worte und die waren nur Fragen, wo Grace denn sei, da Grace bei der Zeitung arbeitet und gelegentlich mit den Leuten vom Radio ist. „Nein, aber sie lässt ihre Zuhörer wissen, dass sie sich auf die Tage freut in denen sie nicht mehr in Gummistiefeln herumlaufen wird."

Ich drehe mich wieder um und hole aus meinem Schrank einen schwarzen Rollkragenpullover, der eng anliegt. Dazu nehme ich einen karierten Rock, der unten einige Fransen hat, was so aussehen soll als wären die Nähte auf, doch das sind sie nicht. Meine geliebten Docs werden das Outfit vollenden und ich öffne meinen Zopf um meine braunen Haare über meine Brust fallen zu lassen.
„Was machst du jetzt?", frage ich während ich auf der Suche nach meinem zweiten Schuh bin. „Ich treffe mich kurz mit Dean und klappere dann einen Hörsaal nach dem anderen ab. Es kann sein, dass ich heute erst um Mitternacht oder später komme, weil ich mit Tess und Nate in der Bibliothek lernen werde." Ich huste:„Streber."
Grace lässt es bei meiner Bemerkung stehen und ich entscheide, dass ich mir noch Kajal auftragen werde, wenn ich erst einmal meinen zweiten Stiefel gefunden habe. Ich hatte es doch erst gestern noch an!
Als ich mich bücke und unter mein Bett sehe erkenne ich es und greife nach der leeren Flasche, die im Weg ist um sie nach hinten zu werfen und lehne mich weiter herunter um meinen Schuh zu nehmen, doch die blöde Flasche wirft meine Bücher um und sie fallen auf meinen Rücken. Schmerzerfüllt stöhne ich auf und presse mein Gesicht gegen meine Schulter, doch immerhin habe ich jetzt meinen Schuh. „Du solltest mal deinen Chaos aufräumen.", behauptet Grace und ich stehe wieder auf während ich mir den unteren Rücken reibe.
„Du solltest dich mal um deine Angelegenheiten kümmern. Es ist noch ganz in Ordnung.", behaupte ich und schlüpfe in meinen Stiefel.

DREAM SCOREWo Geschichten leben. Entdecke jetzt