36|angespannte Treffen, Haarnetze und Vornamen

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Meghan

Meiner Meinung nach sind die zwei schlimmsten Gefühle der Welt Unsicherheit und Nervosität. Bei beidem will ich mir am liebsten die Luft abschnüren und von dieser Welt gehen, denn dieses ständige Schwitzen, das Beißen auf die Lippe, das Herzrasen, das Haareraufen, Nägelknabbern und was Menschen noch so alles tun, wenn sie unsicher oder nervös sind, bringen mich um den Verstand!
Ich wünschte ich könnte diese Empfindungen abstellen oder aus dem Fenster in meinem Zimmer rausschmeißen. Nicht, dass viel mit ihnen passieren würde, wenn sie aus dem zweiten Stockwerk fallen.
Also bleibt mir nichts anderes übrig als genau diese typischen Merkmale vorzuweisen und seit heute Morgen im Zimmer auf- und abzutigern und meine schwitzigen Hände gegen den Jeansrock, den ich trage, zu reiben. Montage sind bekannt dafür Scheißtage zu sein und wahrscheinlich ist dieser hier der schlimmste überhaupt.
Tief atme ich durch und hänge mir die kleine, schwarze Tasche mit Nieten, die ich aus meinem Schrank gekramt habe, um. Selbstsicher blicke ich in mein Spiegelbild und nicke mir selbst zu. Ich pack das.
Ich treffe schließlich meinen eigenen Vater. Niemand, vor dem ich mich fürchten sollte. Er hat mich am besten von allen gekannt. Und leider eben in der Vergangenheit, denn ich bin nicht mehr die verwöhnte Fünfzehnjährige, die er das letzte Mal gesehen hat. Bevor mich mein Mut wieder verlässt und ich mich unter meiner Bettdecke vor der Welt verstecke verlasse ich mein Zimmer und laufe schon herunter in die Lobby. Ich nehme die Treppen, damit ich etwas der Energie loswerde, doch als ich unten bin, rast mein Herz nur noch mehr und als ich Logan pfeifend vor den Fahrstühlen warten sehe, wird es nur schlimmer.
„Was machst du denn hier?", kommt es mir über die Lippen, bevor ich mich halten kann und er dreht den Kopf in meine Richtung. Die Fahrstuhltüren öffnen sich, doch er kommt auf mich zu. „Ich wollte zu dir.", sagt er, als wäre es etwas völlig selbstverständliches. Ich habe jetzt keine Zeit für ihn und seine Spielchen. Mein Dad und ich wollten uns um drei treffen und es ist bereits drei. Bis dorthin brauche ich bereits eine viertel Stunde, vielleicht sogar zwanzig Minuten, wenn ich es hinauszögere und hoffe, dass er einfach gehen wird, in der Annahme, dass ich ihn sitzenlasse.
„Tja, ich gehe jetzt aber.", merke ich an und drehe um, doch Logan eilt an mir vorbei und stellt sich mir in den Weg. Wieso bin ich nicht einfach an ihm vorbeigegangen?
Nervös reibe ich mir die schwitzigen Hände schon wieder an dem Rock und ziehe die Schultern hoch, denn die Klimaanlage lässt es hier im Flur eisig kalt werden. Logan mustert mich mit skeptischem Gesichtsausdruck von oben bis unten und ich sollte ihm wohl mit meiner Tasche eins überziehen, weil er mich schamlos betrachtet, aber ich will einfach nur weg.
„Alles okay?", fragt er schließlich und kratzt sich an dem leichten drei Tage Bart, den er sich offensichtlich wachsen lässt. Verdammt, es sieht so sexy aus. Alles an Logan ist sexy. Ich hasse ihn dafür.
„Klar. Warum sollte es nicht?", entgegne ich und er zuckt unbeholfen mit den Schultern. „Weiß nicht. Irgendwie... siehst du anders aus. Und nervös.", stellt er fest und ich strecke die Schultern zurück wie ein Soldat. „Ich sehe ganz normal aus.", trotze ich und er nickt sofort während er seine Hände in den Hosentaschen vergräbt.

„Natürlich tust du das. Du siehst sogar ziemlich scharf aus, aber irgendwie... anders. Nicht wie normalerweise.", erläutert er, dass ich an mir heruntersehe. Ich trage beige Sandalen, einen Jeansrock und ein schwarzes Top, welches eng anliegt. Meine Haare habe ich geglättet und in einen Zopf gebunden und an Schminke habe ich nur Mascara und ein wenig Lipgloss drauf. Verdammt, ich bin wirklich nicht ich. Es sind zwar alles meine Klamotten, aber es ist nicht, wie ich es normalerweise kombinieren würde. Aber ich habe keine Zeit mich wieder umzuziehen. Ich muss jetzt gehen. „Ist doch egal. Ich muss jetzt weiter.", winke ich hastig ab und mache einen Bogen um ihn, dass ich das Wohnheim verlassen kann, doch sobald ich von der Wohnanlage gehe, spüre ich seine Präsenz immer noch. Argwöhnisch blicke ich über die Schulter und sehe Logan nur einen Meter hinter mir gehen. Sofort bleibe ich stehen. „Was soll das? Willst du mich verfolgen?" Er beginnt zu lächeln und enthüllt seine strahlend weißen Zähne während er mit den Schultern zuckt. „Kannst du nicht Dean nerven? Oder Nate? Mason wohnt genau da." Ich zeige an ihm vorbei zum St Marc Wohnheim. „Er hat bestimmt Lust mit dir Zeit zu verbringen. Ich habe gerade keine." Er schweigt und ich kneife die Augen enger zusammen. „Was?", frage ich schroff.
„Nichts." Keine Zeit! Und auch keine Nerven.
Ohne weiteres drehe ich mich um und setze meinen Weg fort -mit Logan an meiner Seite. Jedoch sage ich nichts weiter dazu und überlege scharfsinnig was ich sagen soll, wenn ich meinen Vater treffe. Sollte ich überhaupt etwas sagen? Will er etwa ein Update der letzten vier Jahre oder was?
„Weißt du warum ich hergekommen bin?", fragt Logan und ich presse die Lippen aneinander, um den Lipgloss zu verschmieren. „Nein."
„Ich wollte nur mal kurz fragen kommen, ob du deine Meinung schon geändert hast."
„Worüber?" Logan bleibt stehen, dass ich es ihm nachtue. In diesem Tempo komme ich übermorgen an. „Worüber?", wiederholt er ungläubig und ich seufze theatralisch. „Himmelherrgott nochmal, Logan!", fahre ich ihn an, doch seine Mundwinkel zucken bloß. „Himmelherrgott? Wie alt bist du? Fünfzig?", fragt er amüsiert in seinem Südstaatenakzent und ich kneife mir in den Nasenrücken. „Damit befasse ich mich jetzt nicht.", murmle ich und will mich umdrehen, als er seine großen Hände um meine nackten Schultern legt. Die Berührung bringt mich zum Erschaudern und ich will wegtreten, doch Logan befestigt seinen Griff.
„Hey, ist wirklich alles okay? Du bist so neben der Spur.", bemerkt er und schaut mich nun ernst an, verflogen ist seine Belustigung. Verstört blicke ich ihn an, doch nicke. „Alles super."

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