13|Cowgirls und Cowboys

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Logan

Den ganzen Montag verschlafe ich, doch das habe ich gebraucht, denn am Dienstagmorgen fühle ich mich nicht mehr so als würde jemand mit seinen Schlittschuhen über meinen Körper fahren.
Es ist ruhig und ich verlasse mein Kinderzimmer, welches voll von Plakaten und Pokalen, die ich im Eishockey gewonnen hatte, ist.
Mein altes Schlafzimmer hier ist genauso ein Chaos wie mein jetziges in Michigan, doch hier spürt man den Wandel meiner Pubertät. Mein Kleiderschrank stinkt, obwohl meine Mutter all meine Klamotten gewaschen und auch noch parfümiert hat nachdem ich gegangen bin, aber der Schweiß eines Teenagers hängt weiterhin dort. Gott, bin ich froh nicht mehr Schweißausbrüche zu haben wie ein Übergewichter nach einem Laufmarathon. In den Ecken und Winkeln dieses Zimmers liegen Pornohefte, als hätte ich sie wie ein kranker Perverser gesammelt, dabei muss ich sagen, dass ich die meisten spaßeshalber von meinen alten Kameraden bekommen hatte. Was nicht bedeutet, dass ich sie mir nie angesehen habe, denn das habe ich.
Mein Bett hat momentan Star Wars Bettwäsche, die ich benutzt hatte als ich fünf war, aber ich habe keine andere gefunden und ich kann meiner Mutter zutrauen, dass sie alle bis auf diese versteckt hat um mich damit aufzuziehen. Jetzt schlafe ich auf dem Gesicht von Chewbacca. Verdammt gruselig.
Dieses Zimmer hat so viele Persönlichkeiten, dass sie wiederum keine hat. Da ist einmal Star Wars, dann Pornohefte, dann wieder Pokale vom Eishockey und Bilder von meiner Mom und mir. Alles ist ein riesiges Frage- und auch Ausrufezeichen und ich frage mich, wie ich hier drinnen nur überleben konnte. Da juckt es selbst mich in den Fingern alles umzudekorieren, dabei habe ich mit meiner Mutter früher geschimpft, weil sie allem jede Woche einen neuen Platz gegeben hat. Jetzt wünschte ich, sie hätte das auch in meinem Zimmer getan.

Unten in der Küche steht sie vor dem Herd und zu meiner Überraschung macht sie Pancakes.
„Morgen.", murmle ich und gehe um die Theke herum, dass ich ihr einen Kuss auf die Wange geben kann. „Guten Morgen, Schatz! Setz dich doch schon mal.", bietet sie mir an und ich gehe zum Esstisch, der überfüllt mit Leckereien ist. Ich schmunzle und entgegen ihres Angebotes hole ich mir eine Tasse aus dem Hängeschrank. „Hör auf dich zu verstellen und Meg den Eindruck zu geben, dass hier jeden Morgen so ein Festmahl serviert wird.", fordere ich sie belustigt auf und betätige die Kaffeemaschine, dass es mir einen schwarzen Kaffee füllt.
„Halt die Klappe.", schimpft sie und wirft mir einen bösen Blick zu, dass ich eine Braue hochziehe. „Ist es gesund seinem Kind so oft zu sagen, dass es die Klappe halten soll?", hake ich nach und sie wendet den Pancake. „Ist es gesund ein Kind zu haben, welches immer das falsche sagt?", kontert sie und wir beide müssen grinsen.
„Irgendwo muss ich es mir ja abgeguckt haben.", gebe ich noch nicht nach und sie öffnet den Mund um sich nicht klein zu geben, aber ihr fällt nichts ein, dass sie lauthals lacht. „Touché."
Ich nehme meinen Kaffee und gehe gutgelaunt zum Esstisch, meine Mutter dicht hinter mir und sie legt einen Teller mit verschiedenem Käse hin und eilt wieder zum Herd. „Was mag Meghan denn zum Frühstück?", fragt sie mich und ich zucke mit den Schultern. „Woher soll ich das wissen? Ich wohne nicht mit ihr zusammen.", antworte ich und sie öffnet frustriert den Kühlschrank um es zu inspizieren,„Wahrscheinlich isst sie alles mögliche."
Sie eilt wieder zum Herd und nimmt den Pancake aus der Pfanne um ihn auf einen Berg aus anderen zu stapeln als sie neuen Teig in in die Pfanne gießt.
„Schläft sie noch?"
„Keine Ahnung. Falls du dich erinnerst, wir schlafen in zwei getrennten Zimmern."
Ich rühre in meinem Kaffee und meine Mutter legt Orangensaft auf dem Tisch ab bevor sie sich kurz hinsetzt. Sie sieht zu mir und ich schüttle sachte den Kopf um eine unausgesprochene Frage zu stellen. „Sind alle deine Freunde auf dem College so... exotisch?", umschreibt sie Meghan und versucht leise zu sein, dass Meghan es nicht hören kann, wenn sie plötzlich im Türrahmen steht. Meine Mutter meint es nicht böse und sie mag Meghan, da bin ich mir sicher. Wahrscheinlich ist sie bloß neugierig, doch ich erlaube mir einen Spaß mit ihr. „Höre ich da etwa eine Verurteilung?", ziehe ich sie auf und sofort werden die eisblauen Augen, die ich von ihr geerbt habe, groß. „Was? Nein! Oh Gott, ich verurteile sie doch nicht! Meghan scheint wie ein süßes Mädchen.", plappert sie sofort und ich runzle amüsiert die Stirn. „Süß? Meg ist einiges, aber ganz bestimmt nicht süß." Sexy, zum Beispiel.
„Also, sie wirkt wie ein liebes Mädchen.", fügt sie hinzu und ich lege den Kopf schräg als müsse ich darüber nochmal nachdenken. „Sehen wir beide die selbe Person?", hinterfrage ich, denn Meghan hat kein liebes sondern ein herausforderndes Auftreten. „Halt die Klappe, Logan! Egal was ich auch sage du trampelst darauf herum.", gibt sie letztlich auf und steht wieder auf um den letzten Pancake zu wenden als ich auflachen muss.
„Mein Halt-die-Klappe-Zähler hat nun schon zwei deinerseits und es ist erst halb neun.", merke ich an und grinse wie ein Vollidiot vor mich hin als ich meine Kaffeetasse hebe um einen Schluck zu nehmen.

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