Meghan
Genüsslich schlecke ich das Erdbeereis vom Löffel und tunke ihn wieder in die Schüssel um eine neue Portion darauf zu schaufeln. Heute ist es erstaunlich warm für Mai, doch ich will mich nicht beschweren. Das schlechte Wetter hält hier viel zu lange und ich habe es vermisst kurze Oberteile oder Shorts zu tragen. Heute trage ich jedoch ein kurzes Wickelkleid kombiniert mit meinen Doc Martens, doch die warten an der Haustür, denn jetzt sitze ich auf der Fensterbank in Averys Schlafzimmer.
Besagte Person dreht sich von ihrem Kleiderschrank zu uns und hält ein rotes, kurzes Kleid vor ihren Körper.
„Das ist schön.", sagt Grace und Avery schaut an sich herunter. „Du siehst sexy aus.", stimmt Lydia ihr zu und sie haben recht, doch Avery schürzt ihre vollen Lippen. „Verkauf es nicht.", fügt Lydia hinzu und Avery schaut zu ihr herunter.
„Aber ich ziehe es nicht mehr an.", murmelt sie und dreht sich zum Wandspiegel um. „Das solltest du aber tun. Es sieht wirklich gut aus.", pflichtet Tess bei während sie Bacon, die WG-Katze, streichelt und Avery schaut sie durch den Spiegel an und überlegt. Ich schaufle mir die Portion Eis in den Mund und lege meinen Löffel in die blassblaue Schüssel.
„Woher kam dieser Reiz die Sachen zu verkaufen nochmal her?", frage ich und Avery streicht den Stoff glatt. „Mir ist aufgefallen, dass ich viele dieser Sachen nicht mehr trage.", erklärt sie und zieht die Brauen zusammen,„Eigentlich könnte ich es auch spenden." Sie nickt sich selbst zu. „Ja, ich spende paar Sachen." Avery dreht sich wieder zu uns um und mir fällt ein, dass ich noch all meine alten Kleider in unserem Apartment in Manhattan habe. Ein einziges Markenkleid könnte mir tausend Dollar bringen. Ich muss sie aus dem Apartment bekommen und irgendwo verkaufen. Wieso bin ich zuvor noch nie darauf gekommen? Falls ich mein Erbe nicht antreten kann -was ich stark annehme- könnte ich mit dem Geld der Kleider mein nächstes Jahr zahlen. Ich bin eine Idiotin, weil ich New York mit bloß meinen Ersparnissen verlassen habe. Das Leben ist viel teurer als man annimmt. Und ich bin noch auf dem College.
„Tess, probier du das mal an.", fordert Avery sie auf und überrascht schaut die Blondine von ihrem Platz auf dem Sitzkissen auf. „Was? Warum ich?", fragt sie und Avery geht bereits mit dem roten Kleid auf sie zu. „Weil ich denke, dass es dir stehen würde.", erklärt sie und streckt ihr den Bügel vor die Nase. Nachdenklich sehen Grace und Lydia sie an. „Ja, das könnte wirklich schön aussehen.", stimmt Grace ihr zu und Tess schaut verlegen auf das rote Kleid. Sie steht auf, dass Bacon von ihrem Schoß springt und geradewegs auf Lydia zugeht. Tess verlässt das Zimmer mit dem Kleid in der Hand, als Avery sich wieder zu ihrem Kleiderschrank dreht und Grace schaut sich in ihrem Zimmer um.„Ich mag eure Wohnung sehr.", sagt sie und ich nicke. Ihre Wohnung im dritten Stock ist wirklich schön. Es ist ein historisches Hochhaus mit hohen Wänden, Wandverzierungen außen und hohen Fenstern, die viel Licht hereinlassen. Innen ist das Gebäude jedoch renoviert und sieht kein bisschen aus wie es von außen den Anschein macht. Vor allem, weil die Einrichtung ein wenig bunt geraten ist, weil alle ihren eigenen Stil in der WG durchsetzen wollten. Jetzt ist es von allem ein Mix.
„Am besten ist die Feuertreppe an deinem Fenster.", merke ich an und deute mit dem Daumen hinter mich. Ich finde es tatsächlich schön, doch Avery stöhnt auf und schüttelt sich. „Nein, das ist nicht schön.", verneint sie und ich ziehe verwundert die Brauen zusammen, als Lydia zu kichern beginnt. Ich schaue zu Grace, die genauso ahnungslos zu mir blickt und ich fühle mich gleich besser, dass ich anscheinend nicht die einzige bin, die nichts versteht. „Haben wir was verpasst?", frage ich und Avery schüttelt den Kopf als Lydia nickt. Okay, hier ist definitiv was los. „Hier ist nur ein Vollidiot mitten in der Nacht hochgeklettert und hat an meinem Fenster geklopft.", sagt Avery und winkt ab als wäre es keine große Sache, doch ich sehe den Zorn in ihren Augen und muss lachen. Grace starrt sie bloß schockiert an.
„Warum?", johle ich und lege die Schüssel an die Seite, dass ich es nicht versehentlich auf den Boden werfe. „Weil er hirnlos ist.", knurrt Avery und faltet einen Kaschmirpullover. „Zu seiner Verteidigung muss ich sagen, dass du den ganzen Abend mit ihm geflirtet hast.", wirft Lydia ein und Avery starrt sie fassungslos an. „Das bedeutet nicht, dass er uns nach Hause folgen, zum dritten Stock klettern und an meinem Fenster klopfen soll!", ruft sie entrüstet und mein Bauch krampft sich zusammen, als ich erneut lachen muss. Wo war ich zu diesem Zeitpunkt? Verdammt, ich hätte das gerne miterlebt.
„Was habt ihr dann gemacht?", fragt Grace mit großen, grünen Augen und Avery winkt ab. „Natürlich habe ich erstmal geschrien und einen halben Herzinfarkt erlitten. Dann habe ich ihm gedroht die Polizei zu rufen, wenn er nicht verschwindet.", erklärt sie und Lydia übernimmt. „Sie hat so laut geschrien, dass wir alle wach geworden sind. Dylan und ich sind hineingestürmt. Wir dachten jemand würde sie umbringen.", erzählt sie und schmunzelt amüsiert während Avery verärgert den Kopf schüttelt und sich wieder zu ihrem Schrank dreht,„Dylan hat ihm gedroht ihn zu verprügeln und die Feuertreppe runterzuschubsen, wenn er nicht gehen würde. Dann ist er auch gegangen und nicht nochmal aufgekreuzt." Oh Himmel, das war bestimmt eine chaotische Nacht.
„Ich habe drei Abende lang bei Lydia im Bett geschlafen, weil ich befürchtet hatte, dass er wieder kommen würde.", gesteht Avery und wirft zwei weiße Tanktops über die Schulter und neben den Stapel, den sie spenden wird.
DU LIEST GERADE
DREAM SCORE
Fiksi RemajaSie hasst vieles, doch was ganz oben auf Meghans Liste steht, ist zurück nach New York zu fliegen. An den Ort, wo jeder hinter ihrem Rücken die Köpfe zusammensteckt und die schmutzigen Geheimnisse ihrer Familie kennt. Doch aus unerklärlichen Gründen...