Epilog

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Drei Jahre später

Meghan

Aus den Lautsprechern ertönt leise Black Sabbath und ich betrachte mit verschränkten Armen die Musikalben an den Wänden.
„Schau her, Baby.", fordert Logan mich auf, dass ich mich umdrehe. Er liegt mit offenem Hemd auf der Liege und streckt mit seine Hand aus, dass ich zu ihm gehe und sie ergreife. Er schaut sich selbst auf seine Brust. „Wie findest du es?", fragt er und ich betrachte das kleine Bild, dass er wohl gleich gestochen bekommt. „Ich finde es verrückt.", sage ich missmutig und er zieht die Brauen hoch. „Ich finde dich verrückt. Jede andere Frau wäre begeistert, wenn man sich für sie tätowiert.", behauptet er und ich betrachte die kleine Maus, doch ich kann mich schwer dazu aufraffen sie gut zu finden. „Eine moderne, logisch-denkende und unabhängige Frau nicht.", antworte ich und recke trotzig das Kinn,„Ich brauche wirklich nicht auf deiner Haut sein. Ich weiß doch auch so, dass du mich liebst." Er schaut mich skeptisch an. „Ach ja? Vorgestern klang das noch anders.", bindet er mir unter die Nase und ich schaue durch den Raum statt zu ihm. Vorgestern war ich vielleicht auch sensibel und er hat Salz in die Wunde gerieben. Ich arbeite seit Wochen an einem neuen Lied und bis jetzt ist es mir unglaublich einfach gelungen Lieder zu verfassen, aber aus unbestimmten Gründen klappt es die letzten Tage nicht und es hat mich aufgewühlt und dann hat Logan behauptet ich wollte es doch gar nicht vom Herzen und ich würde nicht lieben was ich tue. Das eine hat zum anderen geführt und ich habe ihm vorgeworfen mich gar nicht so sehr zu liebt, wie er immer behauptet. Jetzt hat er mich mitten auf der Fahrt zur Hochzeit unserer Freunde aus dem Auto gezerrt und in dieses Tattoostudio ganz in der Nähe unseres Hotels gezogen, um sich als Beweis eine kleine Maus auf die linke Brust tätowieren zu lassen. Sie sieht nicht echt aus -zum Glück- und ist auch nicht allzu groß, hat ungefähr die Größe einer Pflaume.

„Also?", fragt der Tätowierer, als er den Raum betritt und zieht sich schwarze Handschuhe über. Er ist bestimmt erst dreißig und an ihm erkenne ich keine einzige Tätowierung, doch das kann ich wohl auch nicht mit der Jeans und dem Shirt beurteilen. Vielleicht ist sein Bauch voll mit Tattoos.
„Machen wir's.", sagt Logan und ich schaue ihn zweifelnd an. „Logan, du musst das nicht machen. Ich weiß, dass du mich liebst. Wirklich.", beteuere ich und er schaut mich aus seinen hellen Augen an. „Ich will es aber machen.", meint er und ich ziehe eine Braue hoch, doch er knickt nicht ein und ich seufze. Der Tätowierer fummelt an seinem Arbeitsplatz herum und ich betrachte meinen Freund, der sich im Raum umsieht. Er sieht zum anbeißen aus.
Er trägt einen Anzug -mehr oder weniger-, denn sein Hemd ist vollständig aufgeknöpft und legt seinen muskulösen Oberkörper frei. Die Ärmel hat er hochgekrempelt, dass seine tätowierten Unterarme hervorschauen und seine Haare hatte er sich vor der Fahrt brav aus dem Gesicht gegelt, wie es von ihm verlangt wurde, doch widerspenstige Strähnen wellen sich wieder und machen, was sie wollen.
„Du siehst übrigens sehr sexy aus.", verkünde ich und er dreht den Kopf zu mir herum. Ein breites Grinsen legt sich um seine Lippen. „Das tue ich immer.", stimmt er mir zu und ich verdrehe die Augen, als er mir zuzwinkert. Seine eisblauen Augen wandern ausgiebig über mich und das graublaue Kleid, dass mir bis auf die Waden fällt. Es ist ein Skaterkleid mit Neckholder zu dem ich beige Pumps trage und meine Haare zurückgebunden habe. „Ich kann es kaum erwarten dir heute Nacht dieses Kleid auszuziehen.", sagt Logan ungeachtet dessen, dass wir nicht alleine sind. Ich schmunzle und trete wieder neben ihn um mich zu vergewissern, dass er da ernsthaft jetzt diese Tätowierung stechen lässt. Logan legt seine Hand knapp unter meinen Hintern und reibt den Stoff meines Kleides zwischen seine Finger.

Der Tätowierer dreht sich wieder zu uns und rutscht mit seinem rollenden Hocker rüber.
„Alles passt? Diese Stelle?", vergewissert er sich und Logan nickt. „Alles genau so.", beschließt er und ich schüttle den Kopf, doch verkneife mir einen Kommentar. Der Mann nickt und bereitet die Nadel vor. Logan schaut zu mir hoch.
„Ich finde du solltest dich auch tätowieren. Ich schlage vor, dass mein Name auf deinem Arsch steht.", schlägt er vor und ich lache laut auf. „Auf gar keinen Fall.", lehne ich sofort ab, denn das wird garantiert nicht passieren. Vor allem nicht heute. Sonst kann ich bei der Trauung gar nicht richtig sitzen. „Warum nicht? Ich finds klasse. Und das würde mir auch deine Liebe beweisen, da kannst du dir sicher sein.", plappert er und ich schüttle nur weiter den Kopf. „Ich werde das nicht tun. Du musst eben auch so wissen, dass ich dich liebe.", sage ich entschlossen und das Summen der Tätowiernadel ertönt. Logan dreht den Kopf zu ihm.
„Hey, stell dir doch mal vor wie cool das wäre.", sagt er an ihn gewandt und ich runzle die Stirn. Logans Mundwinkel sinken. „Nein, Stopp, vergiss, was ich gesagt habe. Stell dir nicht den Hintern meiner Freundin vor.", rudert er schnell zurück und ich bin versucht mir auf die Stirn zu hauen. Stattdessen schaue ich zur Uhr neben der Tür auf.
„Logan, wir müssen in einer halben Stunde in der Kapelle sein.", merke ich an und schaue wieder zu ihm. Er winkt ab. „Wir schaffen es schon. Und außerdem werden sie nicht ohne uns heiraten."
„Na klar. Weil sie ihre Hochzeit nach uns richten." Ich verdrehe erneut die Augen und schaue zu, wie sich der Tätowierer langsam an Logans Brust nähert. „Warte!", rufe ich aus und er zieht die Nadel zurück. Logan schaut mich irritiert an und ich lehne mich zu ihm herunter.
„Das ist irrsinnig. Lass uns einfach wieder gehen. Ich brauche kein Tattoo als Liebesbeweis.", rede ich ihm ein, doch Logan wirkt nicht als würde er einen Rückzieher machen wollen.
„Baby, ich will es aber. Das ist doch meine Haut, lass mich tun, was ich will.", verlangt er und scheucht mich weg, dass ich mich nicht nochmal auf ihn stürze und das Tun verhindere. „Ach, du bist also das Mäuschen?", fragt der Tätowierer und ich kneife die Augen eng zusammen. „Nein, nicht Mäuschen sondern Meggiemaus.", korrigiere ich ihn, als ginge es um meine Ehre. Er nickt desinteressiert und rückt wieder an Logan heran. „Was immer du sagst, Meggiemaus.", sagt er und Logan schaut ihn giftig an. „Hey, nur ich darf sie so nennen, kapiert?", keift er ihn an und der Mann runzelt die Stirn, seufzt laut und nickt dann. „Klar. Soll ich das jetzt stechen oder nicht?", fragt er ein wenig gereizt und Logan schaut zu mir. Ich schüttle den Kopf, doch wann setzt Logan nicht seinen eigenen Kopf durch? „Tu's." Er nickt und Logan streckt mir wieder die Hand aus. „Und du hältst gefälligst meine Hand.", fordert er mich auf und widerwillig gebe ich ihm meine Hand, doch strecke ihm noch die Zunge raus. „Sag später nicht, dass ich dich hierzu gedrängt habe.", verlange ich und er küsst meine Hand. „Natürlich nicht. Ich sage jedem du hast mir gedroht.", sagt er und ich schaue seufzend zu, wie er sich eine Maus auf die linke Brust tätowieren lässt.
Jetzt habe ich meinen Freund doch tatsächlich dazu gebracht, dass er sich für mich tätowiert, indem ich an seiner Liebe gezweifelt habe.

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