46|das zweite erste Mal

7.8K 284 18
                                    

Logan

„Kriege ich bitte noch ein kaltes Wasser?", fragt Mitch ganz höflich und Avery strahlt ihn an als hätte er ihr angeboten ihr eine Insel zu schenken. Für den Bruchteil einer Sekunde tut sie mir leid, weil das offensichtlich zeigt, dass manche Gäste im Wanda's totale Arschlöcher sind und die Kellner wie Dreck behandeln. Aber Avery ist die meiste Zeit über auch ein Arschloch zu mir, also verpufft mein Mitleid ganz schnell wieder. „Sofort.", sagt Avery und schaut Jase, Mason und mich an,„Wollt ihr noch etwas?" Wir verneinen alle dankend und sie eilt in ihrem hellblauen Kostüm davon um Mitch sein Glas Wasser zu besorgen. Mason hat sich bereits über sein persönliches Sandwich hergemacht und Jase nippt an seinem Smoothie während ich mich über meinen gekühlten Eistee lehne.
„Wie sieht's jetzt mit deinem Spiel aus?", frage ich Mitch. Seit dem Spielabsturz auf der Party bei ihm zuhause hat er mich gar nicht mehr weiter darüber informiert. Ich brenne darauf endlich das Spiel auszuprobieren, doch dafür muss er es erstmal fehlerfrei machen und überhaupt fertig entwickeln. „Arbeite an der Codierung.", murmelt er und senkt seinen Blick auf den Teller Milchreis vor ihm. Er zieht die dunklen Brauen zusammen. „Muss alles neu schreiben.", fügt er abgehakt hinzu und nimmt den Löffel zur Hand um durch die dickflüssige Masse zu rühren.
„Vergiss nicht", warne ich ihn und zeige mit meinem Glas in seine Richtung,„ich bin der Erste, den du kontaktierst, wenn du einen Beta-Tester suchst." Er nickt und starrt weiter auf seinen Milchreis. „Nein, ich!", meldet Jase sich zu Wort und schaut auch zu Mitch, der über seinen Milchreis die Nase rümpft. Warum isst er den nicht einfach? „Ist doch scheißegal, wen er zuerst anruft. Ihr beide werdet es spielen. Ende der Geschichte.", spricht Mason und beißt wieder von seinem Sandwich ab.
„Warum musst du es eigentlich neu schreiben?", fragt Jase und Mitch seufzt. „Ist abgestürzt."
Ich nehme einen Schluck von meinem Eistee und Mitch schnaubt laut und schaut verärgert zu uns hoch. „Wieso habe ich Milchreis vor mir stehen? Ich mag das doch gar nicht!", schimpft er mit uns und wir alle drei schauen ihn verwirrt an. Wieso schimpft er uns denn dann an? „Alter, das hast du dir bestellt.", merkt Jase an. Mitch verdreht die Augen. „Sei kein Klugscheißer.", murrt er und Jase schaut entsetzt zu Mason und mir.
„Sei kein Baby und iss deinen Milchreis, Mitchie.", fordere ich ihn auf und er schiebt den Teller trotzig in die Mitte des Tisches. Er wirft einen Blick zu Mason und seinem dreieckigen Sandwich. „Hey Kennedy, wollen wir tauschen?", fragt er und Mason lacht trocken auf. „Bestell dir deinen eigenen Sandwich. Die hier sind das Mason-Spezial.", betont er stolz und unsere Teamkollegen schauen ihn verwirrt an. „Das was?", hakt Jase nach und ich schüttle seufzend den Kopf. Bitte nicht schon wieder, flehe ich stumm.
„Das Mason-Spezial.", wiederholt er und hebt sein Sandwich an,„Der steht nicht auf der Speisekarte." Mitch hebt eine Braue. „Was ist denn da drauf?", fragt er und Mason räuspert sich und streckt die Schultern zurück, als würde er sich für eine große Rede vorbereiten. „Also, erstmal benötigen wir leckere Kräuterbutter-"
„Wollen wir jetzt ernsthaft über den Belag reden?", unterbreche ich ihn bereits und Jase und Mitch nicken mir zu. „Stimmt. Das interessiert mich gar nicht.", sagt Jase und Mason ächzt, als er seine Hand mit gespieltem Entsetzen an seine Brust legt. „Das schmerzt."

Ich lehne mich auf meinem Stuhl zurück und Mitch wirft einen angewiderten Blick auf seinen Milchreis. „Wieso bist du so neben der Spur, Alter?", frage ich und seine Augen landen auf mir, dass ich sie mir etwas genauer anschaue und ausmache, dass er tiefe Augenringe hat. Er seufzt und rauft sich durch seine dunklen Haare, die auch wirr auf seinem Kopf liegen. „Ich war die ganze Nacht lang wach und habe an dem Spiel gesessen. Es ätzt so sehr, dass es immer abstürzt.", beschwert er sich bei uns und Mason zuckt uninteressiert mit den Schultern. „Niemand hat gesagt, dass es einfach wird ein Spiel zu entwickeln.", merkt er an und Mitch seufzt frustriert.
„Hast du nicht erst die Hälfte vom ersten Kapitel?", kommt es von Jase und Mitch starrt ihn böse an. „Und noch keinen Text hinzugefügt.", drückt Mason noch eins oben drauf. „Und du arbeitest doch erst seit knapp einem halben Jahr dran.", spricht Jase und lehnt seine Unterarme an dem Tisch ab.
„Mich muntert keine von diesen Aussagen auf.", informiert Mitch beide und sie zucken mit den Schultern. „Na ja, dass du es erst seit paar Monaten machst ist ein entscheidender Faktor. Keiner erwartet jetzt schon ein funktionsfähiges Spiel.", werfe ich ein und er saugt seine Unterlippe zwischen die Zähne. Er sieht hundemüde aus.
„Kipp mir gleich ja nicht auf dem Eis um.", warne ich ihn und er nickt abwesend. „Werd ich schon nicht. Und falls doch, suche ich mir eine ruhige Ecke, wo ihr euch nicht an mir stört.", scherzt er und wir nicken ernst. „Gut.", brummt Mason und greift nach der zweiten Hälfte seines Sandwichs.
„Zocken wir später?", fragt Jase und rührt mit dem Strohhalm durch seinen Smoothie. „Ich wollte nach dem Training meine Hausarbeit beenden.", teile ich mit und er mustert mich. „Ich bin schon fertig.", behauptet er. „Schön für dich." Der Blondschopf zieht mir eine Grimasse.
„Mach das doch danach.", fordert Mason mich auf und will sich meinen Eistee schnappen, doch ich ziehe es rechtzeitig von ihm weg. Zögernd sehe ich ihn an. „Ich bin aber nicht zuhause.", murmle ich und er zieht eine Braue hoch bis er dann breit grinst. Verdammter Mistkerl.
Bevor er den Mund öffnen kann kommt eine süße Blondine an unseren Tisch. Sie trägt genau das selbe Kleidchen wie Avery und ich sehe auf ihrem Namensschild, dass sie Sierra heißt. Sie lächelt uns an. „Bitte schön.", spricht sie mit heller Stimme und lehnt sich ein Stück vor um Mitch sein Glas hinzulegen,„Darf es sonst noch was sein?" Er schüttelt den Kopf. „Nein, danke." Sie nickt und dreht um, geht zurück hinter die Theke und Jase schaut ungeniert über seine Schulter auf ihren Hintern. Mitch haut ihm auf den Arm, dass er uns wieder ansieht. „Benimm dich." Jase zuckt mit den Schultern. „Ich habe doch gar nichts gemacht! Darf man jetzt auch nicht mehr schauen?", schnauzt er ihn an und Mitch verdreht entnervt die Augen.

DREAM SCOREWo Geschichten leben. Entdecke jetzt