18|Neu und dennoch die Selben

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Logan

Ich war lange nicht mehr hier und hätte beinahe vergessen wie klein es hier doch eigentlich ist. Alles ist vollgestellt und man kommt keine zwei Meter weiter ohne gegen jemanden zu laufen. Die Tanzfläche bedeckt bestimmt sechzig Prozent des Raumes und auf die restlichen vierzig sind Stehtische, Bar und Toiletten verteilt. In der zweiten Etage ist der VIP-Bereich, doch heute sitzen wir nicht dort, weil keiner von uns für irgendetwas gesorgt hat. Also stehen wir drei an einem der runden Tische und ich fluche leise als, zum wiederholten Mal, jemand, auf seinem Weg von der Bar zur Tanzfläche, gegen meine Schulter knallt. Vielleicht hätten wir uns nicht diesen Tisch aussuchen sollen, aber das können wir nicht mehr ändern, denn ganz Dallas befindet sich gerade hier und es gibt keinen freien Platz mehr zum Stehen.
Als ich zu Meghan herübersehe um herauszufinden, ob sie auch genervt ist knallt wieder jemand gegen mich und ich schwöre bei Gott, dass ich dem nächsten ins Gesicht schlagen werde.
Ich will woanders hin. Leider sehe ich bei Meghan nicht die selbe Aggression, die ich momentan empfinde, denn sie nippt mit einem Funkeln in ihren Augen an dem Cocktail, den sie sich vor zwanzig Minuten bestellt hatte und wippt mit ihrem Kopf zum Takt der Musik, die ohrenbetäubend laut ist.
Werde ich alt? Kann es sein, dass ich mit zwanzig schon fertig mit all den Klubs und Partys bin? Nein. Das akzeptiere ich nicht.
Vielleicht ist heute einfach nicht mein Tag. Ja, das muss es sein. Amica -diese Dreckskatze- hat mich heute wieder gekratzt, dabei habe ich nichts anderes getan als auf dem Sofa gesessen und ein Spiel auf meinem Smartphone gespielt.
Einige Stunden davor, am Morgen, habe ich Meghans brennend heißen Kaffee auf mein Oberteil bekommen, weil sie mich nicht gehört hatte, als ich in die Küche gekommen bin und gegen mich gelaufen ist. Und zu guter Letzt, hat meine Mom mir die Rohrzange an den Kopf geschlagen, weil sie sich erschrocken hatte, dass ich im Keller gehockt habe. Dabei war ich nur dort, weil ich mir, auf ihren Wunsch hin, die Rohrleitungen unten angesehen habe, weil sie meinte es würde tropfen. Jetzt habe ich auch diese Beule an meinem Hinterkopf, die zum Glück nicht weiter weh tut.

„Hey, Meghan, willst du tanzen?", ruft Ricky über die Musik.
„Nein.", kommt es mir über die Lippen bevor Meghan überhaupt ihren Mund öffnen kann. Überrascht sieht sie zu mir und zieht herausfordernd eine Braue in die Höhe. Ricky schaut mich verständnislos an und hebt sein Getränk an, als ich flüchtig zu Meghan sehe, um ihre ganze Reaktion mitzukriegen, denn ich kann mir nicht erklären, weshalb ich auf diese Frage geantwortet habe. Mir ist bewusst, dass ich nicht Meghan bin. So viel habe ich noch nicht getrunken. Wenn man es genau will, habe ich sogar noch nicht einmal mein erstes Glas halb ausgetrunken.
„Bist du jetzt mein Redner?", hakt sie höhnisch nach, doch ich komme nicht zum Antworten, denn sie sieht wieder Ricky an und bringt ein Lächeln hervor,„Aber ehrlich gesagt will ich gerade nicht. Frag mich in zehn Minuten nochmal." Er nickt. Sie sieht begeistert herum und saugt weiter an dem Strohhalm während ich die Sekunden zähle, weil ich hier nur noch weg will. Ich glaube heute spielen die Dallas Stars. Ich hätte zum Spiel gehen sollen. Heute ist mir einfach nicht nach Feiern zumute und ich würde liebend gerne in mein Bett kriechen, eine Sportschau oder das Spiel sehen und dann einschlafen um mit frischer Energie am nächsten Tag weiterzumachen.
Zehn Minuten später fragt Ricky erneut, ob Meghan mit ihm tanzen will als der DJ einen neuen Remix einlegt, den nur er kennt und die bunten LED-Lichter schießen durch den Klub und entlocken den Leuten Jubel.
Meghan entleert mit einem Zug ihren restlichen Cocktail und stellt ihr Glas ab als sie in Richtung der Tanzfläche geht, doch sie dreht sich nochmal zu mir um und deutet mit dem Daumen hinter sich. „Kommst du auch?", fragt sie und ich lege eine Hand an den Tisch. „Um mich von dir oder Ricky antanzen zu lassen? Ein Hinweis; Nur eine der beiden Optionen würde meine Beine jetzt bewegen.", spiele ich mit ihr und ihr Augenrollen bringt mich zum Grinsen, denn ihre Mundwinkel steigen zeitgleich auch an. „Tanz mit dir selbst, Matthews.", ordert sie an und mein Großcousin sieht amüsiert zwischen uns hin und her. „Wieso tanze ich alleine und ihr beide zusammen?", hake ich nach und sie macht einen Schritt nach vorne, um nicht noch lauter schreien zu müssen, dass ich sie verstehe. „Wenn du willst, dann können wir uns alle an den Händen halten und hüpfend im Kreis drehen!" Es ist nur ein Scherz und damit entlockt sie mir als auch Ricky ein Lachen.
„Also, ich bin dabei.", wirft Ricky ein.
Natürlich ist er es. Gar keine Frage.

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