16|Logan 2.0

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Meghan

„Hey, ich bin Ricky."
„Was suchst du in meinem Zimmer, Ricky?" Sobald die Frage meinen Mund verlassen hat zieht Ricky eine buschige Augenbraue hoch und sieht noch immer ziemlich amüsiert aus mit dem breiten Grinsen auf seinen Lippen, vollen Lippen.
„Dein Zimmer? Normalerweise habe ich es in Beschlag genommen, wenn ich vorbeigeschaut habe, aber ich habe nichts dagegen zu teilen.", beschwichtigt er und jetzt bin ich an der Reihe damit meine Braue zu heben. Er hat nichts dagegen mit mir zu teilen. Zum Teufel mit diesem skrupellosen Kerl. 
„Ich schon. Raus.", keife ich und mache einen Schritt auf ihn zu, welches wohl nicht allzu bedrohlich wirkt, wenn ich nur ein Handtuch und sonst nichts trage. Unbeeindruckt lacht er und ich schlucke bei dem Klang seines tiefen Lachens.
Ricky ist ungefähr ein Kopf größer als ich, hat strubbeliges, schwarzes Haare und dunkle Augen, die aufblitzen als er wieder zu mir heruntersieht. Ein leichter Bart liegt auf seinen Wangen und in seinem rechten Nasenflügel hängt ein Ring, was ihm sehr gut steht. Mister Skrupellos trägt eine Lederjacke, darunter ein Printshirt, welches ich nicht ganz erkenne und nach unten hin stinknormale schwarze Jeans und Schuhe. Viel interessanter ist sein markantes Gesicht mit dem breiten Lächeln. Ich muss zugeben, dass er -obwohl er mir nicht sympathisch ist- sehr attraktiv aussieht und absolut meinen Geschmack trifft.
„Meggiemaus!", höre ich von unten und das kann nur Logan sein, weil nur er diesen bescheuerten Spitznamen benutzt. Misstrauisch behalte ich die Augen auf Ricky, weil ich nicht weiß, ob ihm zu trauen ist sobald ich wegsehe und mache einen Schritt zurück, in Richtung Tür als ich schon Logans Präsenz hinter mir spüre ohne ihn wirklich zu berühren. Doch das ändert sich auch schnell als Logan seine raue Hand an meine nackte Schulter legt und sich mit einem Mal vor mich schlängelt, dass ich an die Seite treten muss um Ricky wieder zu sehen.
„Ricky? Was machst du denn hier?", kommt es unfreundlich aus Logans Mund und ich schätze genauso sieht er ihn auch an, doch Ricky lässt sich nicht davon einschüchtern und breitet die Arme aus als würde er eine dicke Umarmung erwarten.
„Freust du dich denn nicht mich zu sehen, Kleincousin?", hakt er nach und scheint der Einzige zu sein, der sich hier amüsiert. Wie hat er Logan genannt? Kleincousin? Mir hätte klar sein müssen, dass er mit Logan verwandt ist als ich ihn gesehen habe. Er schreit genauso wie der Mann vor mir nach einem Draufgänger und diese drei Minuten mit Ricky haben gereicht um auch beschließen zu können, dass sein Charakter nicht viel anders ist.

„Ich wäre erfreuter, wenn du dich angekündigt hättest.", gesteht Logan und wirft einen Blick über seine Schulter zu mir,„Und wenn du nicht in Megs Zimmer stehen würdest, wenn sie nur im Handtuch bekleidet ist." Hey, ich bin keine Jungfrau in Nöten, die gerettet werden muss. Ich hätte diese Situation auch selbst in den Griff und Ricky vor die Tür kriegen können, ohne, dass Logan sich vor mir aufbaut wie ein menschliches Schutzschild.
„Meg, also hm? Ist sie deine Freundin?", fragt Ricky und ich fühle mich ausgeschlossen, weil sie an mir vorbeireden als wäre ich gar nicht anwesend. Hallo, ich kann auch sprechen! „Warum denken alle gleich, dass wir zusammen sind nur weil sie hier ist? Vielleicht steht sie ja gar nicht auf Kerle?", beschwert sich Logan und wirft die Arme in die Luft während ich seinen letzten Satz noch verdaue. Hat er gesagt ich könne vielleicht auch nicht auf Kerle stehen? Es gab eine Zeit, da habe ich meine Sexualität selbst noch hinterfragt, wie es wohl jeder Mensch irgendwann in seinem Leben tut, aber ich habe gelernt, dass ich Männer und ihre Ausstattung durch und durch begehre.
„Bezweifle ich.", widerspricht Logans Verwandter ihm und schaut mich nochmal von oben bis unten an, dass ich mein Kinn recke und ihn unbeeindruckt ansehe.
„Verschwindest du jetzt mal aus dem Raum, dass ich mich anziehen kann?", blaffe ich ihn an und trete hinter Logan hervor um nicht mehr wie ein hilfloses Mädchen hinter ihm zu stehen. Ricky tritt im lässigen Gang vor mich und sieht mit einem halben Grinsen zu mir herunter, dass ich ein wenig in mich zusammensinke. Ich sollte jetzt wirklich mehr tragen als bloß ein Handtuch.
„Ich kann dir auch zuse-.."
„Raus.", unterbricht Logan ihn gebieterisch bevor ich es tun kann und zeigt durch die Tür, hinaus in den Flur, dass Ricky bloß kichert und sich wieder von mir entfernt. Er hebt abwehrend die Arme und ich bleibe skeptisch. „Na gut. Kein Grund mich mit Blicken zu ermorden.", sagt Ricky ganz locker und schleicht zwischen Logan und mir heraus, aus dem Zimmer nachdem er mir zugezwinkert hat. Ich rümpfe die Nase über diese Geste, die bei ihm gar nicht so gut aussieht wie bei Logan, wenn er es tut. Sobald ich mit Logan alleine bin macht er einen Schritt auf mich zu und ich hebe den Kopf um ihm in die eisblauen Augen zu sehen, die bei Ricky fehlen. „Ich kann dir zusehen.", bietet Logan an und sofort haue ich ihm auf die Brust. „Du genauso raus! Ihr Kerle seid echt nicht auszuhalten. Vielleicht sollte ich mir das nochmal überlegen, ob ich nicht doch eine Lesbe werde.", schimpfe ich und schiebe ihn zur Tür als er den Kopf zurückdreht. „Man kann sich seine Sexualität nicht aussuchen, Meggiemaus.", belehrt er mich und ich befördere ihn hinter die Tür, knalle sie zu und schließe vorsichtshalber ab, denn man weiß ja nie. Logan und sein Großcousin sind alle beide Verrückte!

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