Logan
Bevor ich auch nur einen klaren Gedanken fassen kann schieben sich die Türen des Aufzugs auf und jemand tritt heraus. Ohne hinzusehen, weiß ich, dass es Meghan ist, denn ihr süßer Vanilleduft steigt mir in die Nase. Festgefroren starre ich ihren Vater an.
Er hat Meghans Verhaftung gesagt, oder habe ich es falsch verstanden? Nein, garantiert nicht.
Aber warum hat sie mir nichts davon gesagt? In Manhattan hat sie sich mir geöffnet und so viel von sich preisgegeben, da konnte sie nicht auch noch dieses Detail erwähnen? Wobei, ich kann mir gar nicht mehr sicher sein, dass sie mir alles erzählt hat. Offensichtlich nicht, denn sonst würde es mich nicht so schocken von ihrer Verhaftung zu erfahren. Verhaftung, verdammt! Was hat sie verbrochen?
„Hey.", spricht Meghan zögerlich und ich sehe nach rechts um sie anzusehen während sie uns beide skeptisch betrachtet,„Was macht ihr beiden denn hier?" Ich kann gar nicht antworten. In meinem Kopf bildet sich langsam das Bild von Meghan hinter Gittern, selbst, wenn es völlig absurd aussieht.
„Ich wollte dich zum Essen ausführen.", antwortet ihr Vater mit schüchternem Lächeln und sie nickt langsam, als sie mich wieder ansieht. „Und du?" Ich reiße mich zusammen.
„Ich wollte nur was fragen, aber das hat Zeit.", winke ich ab und betätige wieder den Knopf des Aufzugs, als er sich schließt, doch nicht sofort wieder aufgeht,„Viel Spaß euch beim Essen." Ich zwinge mir ein heiteres Lächeln auf und schiebe unbeholfen meine Hände in die Hosentaschen. Wieso hat sie mir das nicht gesagt? Vertraut sie mir nicht? Natürlich nicht, du Idiot. Ach, verfluchte Scheiße!„Dein Freund gefällt mir.", spricht ihr Vater etwas leiser und ich schiele zu ihm herüber während er Meghan ansieht,„Auf jeden Fall besser als Daniel." Meghan verdreht die Augen. „Logan ist nicht mein Freund.", korrigiert sie ihn und ich kann nicht anders als die Zähne zusammenzubeißen. Eigentlich hat sie recht, denn ich bin nicht ihr fester Freund. Meghan ist nicht mein Mädchen, da ist nichts festes. Ich will es bloß, aber ob es passiert? Trotzdem versetzt es mir ein Stich im Herzen als sie das sagt. Ihr Vater macht ein unglückliches Geräusch. „Wie schade. Sie sehen nämlich wie ein ganz anständiger junger Mann aus.", wendet er sich nun an mich und ich kann meinen Schock gar nicht verbergen. Ich habe noch nie von jemandem gehört, dass ich anständig aussehe. Normalerweise sind es Wörter wie aggressiv, brutal oder böse. Es liegt meistens an meinem harmlosen Tattoos und der Tatsache, dass ich Eishockey spiele, was nicht gerade für Sanftheit bekannt ist. Vielleicht schaue ich ab und zu auch mal angriffslustig, aber die meiste Zeit über habe ich ein träges Halbgrinsen und den Schlafzimmerblick im Gesicht, weil ich weiß wie verrückt es die Mädchen immer macht. Vielleicht liegt es auch an meinen ein Meter neunzig. Kurz gesagt, findet jeder immer einen Grund um mich als Bedrohung anzusehen. Man kann es sich also aussuchen, was man als Begründung nimmt.
Für Meghans Vater wirke ich wohl einfach wie der harmlose Südstaatenjunge, denn dieser Mann hat Jahre neben gefährlichen Sträflingen verbracht und wenn sie nur ansatzweise so aussehen wie er, dann kann ich voll und ganz nachvollziehen, weshalb ich in seinen Augen nicht gefährlich aussehe. Ich bin bloß groß und muskulös, nicht angriffsbereit.
„Äh... Danke schön, Sir.", sage ich ein wenig verlegen und ziehe die Schultern kurz ein. Meghan steht stumm neben uns und beobachtet mich, dass ich ihren Blick erwidere, doch der Aufzug erreicht dieses Stockwerk und die Türen schieben sich an die Seite.
„Ich gehe dann mal. Ich schreibe dir später, Meghan." Sie nickt. „Guten Appetit.", wünsche ich ihnen noch und will schnell in den Aufzug flüchten, doch Meghans Vater hält eine Hand vor, dass die Türen sich nicht schließen.
„Kommen Sie doch auch mit uns.", bietet er an und ich zögere. Ich habe noch nie die Eltern eines Mädchens kennengelernt. Fragend sehe ich zu Meghan, denn ich weiß auch nicht, ob sie das wollen würde. Schließlich hat sie keine normale Beziehung zu ihm und bevor ich noch auf der Bildfläche erscheine, sollten sie vielleicht ihre Bindung erstmal aufbessern. Doch ich kann nicht auf ihre Hilfe hoffen.
„Wenn du dich wohl dabei fühlst zu diesem Essen -zu dem ich selbst nicht einmal zugestimmt habe- mitzukommen, dann gerne.", murmelt sie und ich glaube sie selbst will gar nicht zu diesem Essen gehen. Ihr Vater schaut sie verlegen an und ich trete aus dem Aufzug wieder heraus, denn es ist albern, dass er sie aufhält, wenn wir unsere Konversation noch fortführen. Neben Meghan stupse ich sie unauffällig an, denn ich denke sie sollte nicht so hart zu ihrem Vater sein. Wie es aussieht bemüht er sich und ich halte nichts davon an der Vergangenheit festzuhalten. Indem sie es ihm vorhält ändert sich nichts, sondern sie ruiniert bloß die neugewonnene Zeit mit ihm. Meghan seufzt und schultert ihren Rucksack. „Gebt mir zwei Minuten, dann können wir gehen.", bittet sie wenig begeistert, doch ihr Vater sieht erleichtert aus.
Jetzt werde ich doch wahrhaftig mit ihrem Vater und ihr Essen gehen bevor wir beide überhaupt unser Date hatten. Irgendwas geht hier nicht mit rechten Dingen zu!

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DREAM SCORE
Teen FictionSie hasst vieles, doch was ganz oben auf Meghans Liste steht, ist zurück nach New York zu fliegen. An den Ort, wo jeder hinter ihrem Rücken die Köpfe zusammensteckt und die schmutzigen Geheimnisse ihrer Familie kennt. Doch aus unerklärlichen Gründen...