Meghan
Schleppend betrete ich den Hörsaal zu Gender Studies, welches ich dieses Semester gewählt habe und bis heute war es immer ganz aufregend und interessant.
Es sind noch zwei Minuten bis die Vorlesung beginnt und als ich in den Raum sehe sitzen schon die zweihundert anderen auf ihren Plätzen, auch Dean und Nate hinten in der Reihe. Sie lachen über irgendwas und bieten den ganzen anderen Studenten einen Grund zum Starren während sie diese gar nicht beachten. Es scheint so einfach ein Kleinpromi für dieses College zu sein. Egal, was sie tun, sie werden verehrt, selbst jetzt und sie blicken nicht einmal in die Richtung des Raumes.
„Hi.", murmle ich als ich mich an ihnen vorbeidränge und auf den Platz neben Nate setze. „Hey, Meg.", begrüßt Nate mich zurück und Dean betrachtet mich eingehend. „Du sieht aber gar nicht gut aus." Mit zusammengekniffenen Augen sehe ich zu ihm und strecke ihm die Zunge raus, dass er grinst. „Ich konnte nicht schlafen.", murre euch und schlüpfe aus der Strickjacke, die ich mir übergeworfen habe. Hier im Raum ist es viel wärmer als draußen. Gibt es denn keine Klimaanlage?
„Warum?", fragt Nate und ich zucke mit den Schultern, denn ich werde keinem der beiden meine Probleme erzählen. Wir sind auf eine Art und Weise Freunde, aber mir ist nicht wohl dabei ihnen von meinem Leben zu erzählen.
Als ich die beiden GQ-Model ansehe betritt ein weiteres Mädchen den Raum und sofort haften meine Augen auf ihr um den fragenden Blicken auszuweichen. Sie gefällt mir. Ich glaube sie heißt Steph, hat lila Strähnen in den Haaren und schminkt ihre blauen Augen immer dunkel, dass man automatisch hineinsieht. Heute trägt sie ein weißes Top, welches ihren Bauch freilegt und am Dekolleté locker geschnürt ist, was mir gefällt. „Hey!", rufe ich und einige Köpfe drehen sich zu uns, auch der von Steph. Ich kenne sie nicht wirklich, habe sie nur einige Male im Wanda's gesehen und weiß, dass sie mit Avery zusammen dort arbeitet. „Dein Shirt gefällt mir.", lasse ich sie wissen, denn ich fühle mich danach es ihr zu sagen. Wir sollten uns öfters Komplimente machen. Der gleichgültige Gesichtsausdruck schindet und sie lächelt mich an. „Danke! Mir gefällt dein Schmuck.", gibt sie zurück und ich lächelnd nicke ich anerkennend. Heute trage ich die vielen Ringe, die ich viel zu selten trage, doch das sollte ich öfter tun, denn sie lassen meine Finger schmaler aussehen als sie sind. Steph geht weiter und ich folge ihr mit den Augen, dass ich auch die umgedrehten Köpfe sehe. Die meisten sind die der Mädchen und mir entgeht das eifersüchtige Flackern in ihren Augen nicht, welches wohl für mich bestimmt ist, denn ich bin nur das einfache Mädchen, welches mit den unglaublichen Eishockeyspielern sitzt. „Hey ihr!", ruft Luke Maxwell, auch Eishockeyspieler und steuert mit Hunter, Eishockeyspieler Nummer vier, unsere Reihe an. „Du hättest vorgestern mit zur Party kommen sollen, Meghan.", spricht Hunter als er sich rechts von mir hinsetzt. Ich zucke mit den Schultern. Am Freitag sind Logan und Hunter als erste gegangen um zu einer Verbindungsparty zu gehen und sie haben uns allen angeboten mitzukommen, doch ich war nicht in Stimmung. Freitagabend habe ich nämlich realisiert, dass die Ferien nur noch wenige Tage entfernt liegen und ich habe nicht mehr viel Zeit. Der Gedanke nach Hause zu gehen hat mir den Spaß am Abend genommen. „Ein Andermal.", flüstere ich als die Professorin den Raum betritt.Die Minderheit an Männern in diesem Kurs läuft in unglaublicher Schnelle aus dem Hörsaal als es zu Ende ist und ich glaube noch nie so verängstigte Kerle gesehen zu haben. Es war unterhaltsam, das muss ich sagen. „Das werde ich Grace nicht antun.", sagt Dean und schüttelt sich,„Ich lasse mich kastrieren." Wir haben Videos von Geburten gesehen, und zwar nicht nur digital gezeichnete sondern echte, von unten. Und alle Kerle im Raum sind ausgerastet als der Kopf des Babys rausgekommen ist. „Ich muss zugeben, das sah echt widerlich aus.", kommt es von Nate, dass ich sofort nach ihm schlage. „Das ist nicht widerlich sondern natürlich.", korrigiere ich ihn und Luke zieht die dunklen Brauen hoch als er mich betrachtet. Ich würde sogar eher sagen er sieht meinen Bauch an und weiter nach unten. „Dein Körper kann das auch.", stellt er fest und ich bleibe stehen, dass die vier Jungs es auch tun. „Du meinst einen Menschen aus mir herauspressen und somit Leben auf diese Welt setzen? Ja. Ja, mein Körper kann das auch.", führe ich aus und sie alle schweigen für einen Moment. „Kein Mann will seinen Schwanz wieder dort reinstecken.", sagt Hunter und alle drei stimmen ihm zu, dass mir entsetzt die Kinnlade fällt. „Grace und Tess tun mir verdammt leid. Sie verdienen etwas besseres als euch Arschlöcher.", schimpfe ich und zeige herablassend auf Dean und Nate, dann auch zu Luke und Hunter,„Ich hoffe euch allen fallen eure Penisse für diese Respektlosigkeit ab." Verlegen kratzt Dean sich am Nacken und ich verschränke die Arme vor der Brust.
„Ich meine das doch nicht ernst, Meggie.", versucht Nate mir weiszumachen, aber ich habe gesehen wie er sich dort drinnen die Hand vor den Mund halten hat. „Ich rufe meine Mom an. Die Arme.", murmelt Dean und holt sein Smartphone heraus als er uns zum Abschied winkt und davongeht. Auch Hunter kramt sein Smartphone heraus. „Ich muss ihr auch danken. Himmel, ihr Frauen seid Helden.", murmelt er noch völlig weggetreten und kehrt uns den Rücken zu. Nate steckt die Hände in die Hosentaschen und Luke fährt sich durch die blonden Haare. „Nun, ich danke meiner Mom auch.", flüstert Nate und sieht flüchtig hoch in den Himmel, dass sich mein Herz zusammenzieht und ich ihn am liebsten umarmen würde, denn Nates Mutter ist schon lange verstorben. Luke seufzt. „Na ja, meine wird den Anruf bestimmt nicht abheben." Er hat einen leeren Blick auf während er das sagt und ich kenne dieses Gefühl nur zu gut, dass er empfindet. Es ist scheiße, wenn du einsehen musst, dass du nicht die Liebe bekommst, die selbstverständlich für andere ist. Räuspernd strecke ich den Rücken durch und die beiden vor mir schütteln die schlechte Laune von sich. „Ich muss los, zu Musikgeschichte. Wir sehen uns.", verabschiede ich mich, denn dieser kleine Klub der Mutterlosen macht mich ganz unbehaglich.
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DREAM SCORE
JugendliteraturSie hasst vieles, doch was ganz oben auf Meghans Liste steht, ist zurück nach New York zu fliegen. An den Ort, wo jeder hinter ihrem Rücken die Köpfe zusammensteckt und die schmutzigen Geheimnisse ihrer Familie kennt. Doch aus unerklärlichen Gründen...