19|Veränderungen über Veränderungen

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Logan

Sobald ich in den Flur trete rieche ich den leckeren und frischen Duft von Pancakes. Ist Mom schon wach? Ich sehe zu ihrer Zimmertür herüber, die noch immer geschlossen ist, was mir sagt, dass sie noch schläft, denn sie lässt ihre Zimmertür immer angelehnt sobald sie aufsteht.
Haben wir einen Einbrecher, der uns Pancakes macht? Ich hoffe doch.
Gelassen gehe ich die Treppen herunter und trete durch den Türbogen in die Küche und das Wohnzimmer und bleibe verwundert stehen als ich Meghan am Herd stehen sehe.
Erstaunt pfeife ich, was sie dazu bringt zusammenzuzucken und mich wütend anzufunkeln, doch ich mache mir nichts aus dem mörderischen Blick sondern stütze mich an der Kücheninsel ab und sehe auf den Teller mit gestapelten Pancakes. „Was ist denn in dich gefahren?", frage ich schockiert, denn sie riechen nicht nur gut sondern sehen es auch aus. Genau wie die Fotos von braungebrannten Pancakes mit Sirup und Butter darauf -nur fehlt der Sirup und die Butter.
Als ich zu Meghan aufsehe streckt sie mir die Zunge raus und widmet sich wieder dem Herd zu um den nächsten Pancake umzudrehen. „Das ist mein Dankeschönsfrühstück.", erklärt sie und jetzt sehe ich auch zum Esstisch, der gedeckt ist. Die meisten Sachen sind einfach aus dem Kühlschrank herausgenommen worden, doch ich glaube, dass ich dieses Mal nur die Pancakes essen werde. Die sehen verdammt lecker aus und ich habe ohnehin Hunger auf etwas gezuckertes.
Ich strecke die Hand aus und will mir den obersten herunternehmen, doch ihre Hand schellt sofort hervor und haut mir auf den Handrücken, dass ich sie wieder wegziehe. „Wir essen alle zusammen.", droht sie mir und ich seufze. „Das hättest du auch gleich sagen können statt deine Ninjafähigkeiten zu benutzen."
„Ich hätte ja ein Abendessen gekocht, aber Pancakes sind alles, was ich kann.", spricht sie völlig an mir vorbei und ich gehe zum Esstisch um zu sehen, dass sie uns bereits Kaffee eingeschüttet hat. „Das ist schon mehr als ich kann.", gebe ich zu und das bringt mir ein höhnisches Lachen von ihr ein. „Es ist keine Kunst mehr als du zu können." Jetzt strecke ich ihr die Mittelfinger heraus, was sie zum Grinsen bringt und sie wendet mir wieder den Rücken zu um den fertigen Pancake auf den Stapel zu geben.

„Oh, es duftet im ganzen Haus so köstlich!", kommt meine Mutter schwärmend herein und riecht demonstrativ nochmal an dem Stapel Pancakes,„Guten Morgen, ihr beiden." Während Meghan die Pfanne neben das Spülbecken legt setzt Mom sich neben mich und schaut erstaunt über den Tisch. „Perfektes Timing, Miss Matthews.", sage ich und sie macht ein vielsagendes Gesicht. „Dafür bin ich bekannt.", behauptet sie und ich pruste los. „Wohl kaum."
Meghan kommt dazu und legt die Pancakes auf den Tisch bevor sie sich auf den Stuhl fallen lässt und uns viel zu glücklich anlächelt. Irgendwas kann hier nicht stimmen. Warum ist sie so glücklich? Schon am Morgen? Das ist nicht die Meghan, die ich kenne.
„Guten Appetit.", wünscht sie uns und sofort schnappen meine Mutter und ich uns Pancakes, um sie zu bewerten und als ich einen Bissen zu mir nehme rechne ich schon damit, es herunterwürgen zu müssen, denn Meghan sieht nicht aus wie eine hervorragende Köchin und sie hat selbst zugegeben, dass sie nicht mehr als Pancakes kann. Aber, verdammt, diese Pancakes sind der Hammer! Ich glaube sogar zu stöhnen.
„Oh, wow! Wie fluffig.", spricht meine Mutter meine Gedanken aus und ich nicke kräftig statt zu antworten, weil ich damit beschäftigt bin ein größeres Stück abzuschneiden. „Danke. Das ist das Rezept meiner Granny.", erzählt Meghan und jetzt verschwindet das heitere Lächeln von eben und ein trauriges entsteht. Sie sieht auf den Pancake auf ihren Teller und seufzt leise bevor auch sie beginnt zu essen.
Mit hochgezogenen Brauen mustere ich sie, doch Meghan lässt sich nichts weiter von diesem kurzen Anflug der Trauer anmerken und unterhält sich mit meiner Mutter über Amica, der sie auch Fressen gegeben hat.

Nachdem ich dazu gezwungen wurde das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine einzuräumen und mich danach auf das Sofa fallen lassen habe, klingelt mein Smartphone überraschenderweise in meiner Hosentasche und ich ziehe es heraus um verwundert festzustellen, dass Nate mich anruft. Seit den Ferien haben wir bloß einige SMS geschickt, aber keine Telefonate geführt, daher bin ich gespannt, was er mir zu sagen hat. Munter nehme ich den Anruf an. „Was geht ab, Natibaby?"
„Hallo?" Das ist nicht Nate. Da ist ein Kind an der Leitung und das einzige Kleinkind, dass in den Besitz von Nates Smartphone kommen könnte, ist Wren. Sein vierjähriger Halbbruder, den ich unfassbar mag. „Wren? Hey, Kleiner! Dein Besuch bei uns ist schon zu lange her, wann kommst du wieder nach Michigan?", frage ich viel zu schnell und bekomme Stille im Gegenzug. Hat der aufgelegt? Ich schaue nach und erkenne, dass der Anruf weitergeht. „Hallo? Wren?"
„Wer ist da?", fragt er leise. Aber natürlich. Es verletzt mich jedes Mal aufs Neue, dass er vergisst wer wir sind. Dean und ich haben Wren jetzt drei Mal in unseren Leben gesehen und jedes Mal aufs Neue müssen wir als Fremde starten, weil er unsere Abenteuer zusammen vergisst. „Drück mal den grünen Knopf, der gleich auf dem Bildschirm erscheint, okay?", weise ich ihn an und betätige selbst den Knopf, der den Anruf in einen Videoanruf wechselt. Es dauert einige Sekunden bis ein Bild entsteht und verwundert ziehe ich den Kopf zurück, weil er mit seinem Gesicht viel zu nah ist und ich einen intensiven Blick in seine Nasenlöcher bekomme. „Halt es weiter weg, Kumpel." Langsam hält Wren das Smartphone zurück und sieht mich missmutig aus den braunen Augen an.
„Erkennst du mich?", frage ich und er zögert, doch nickt dann,„Und wie heiße ich?" Keine Antwort. Es beleidigt und amüsiert mich zugleich, dass ich mich jedes Mal neu vorstellen muss. „Ich heiße Logan. Erinnerst du dich? Du warst erst vor ein paar Wochen in Michigan und hast mir gesagt, dass du meine Tattoos cool findest." Demonstrativ hebe ich einen Arm und halte es in die Kamera, dass er die Tinte darauf erkennt und seine Augen werden groß. „Ja! Du bist ein Freund von Nati!", ruft er und ich verspüre eine Erleichterung, dass er sich wirklich an mich erinnert.
„Wieso hast du denn Nates Handy, Kleiner?" Er verdreht seine riesigen Augen und ich ziehe grinsend eine Braue hoch als er seinen runden Kopf an der kleinen Hand abstützt. „Nate hat mir das Handy in den Schoß gelegt damit er mir Dess geklauen kann. So gemein!", beschwert er sich und ich halte mich davon ab zu lachen. Wren war übers Wochenende bei uns in Michigan, weil Nates Vater eine Geschäftsreise in Boston und keinen Babysitter hatte. Dess ist Tess. Es gehört mit zu seinen Sprachfehlern, dass er das T in ihrem Namen nicht richtig aussprechen kann und somit ist die Dess geworden. Sie hat den Posten als Babysitter für einen Tag übernommen, weil Nate unser Training vergessen hat und seitdem ist der kleine Mann Hals über Kopf in die Freundin seines Bruders verliebt. Ich kann mir vorstellen wie anstrengend es für Nate sein muss. Bestimmt schläft Wren sogar zwischen ihnen im Bett.
„Echt uncool von ihm.", stimme ich ihm zu. „Ja! Jetzt hat er sie gerausbracht und mich hier gelassen!"
Eine halbe Stunde lang kann ich den kleinen Mann unterhalten bis ich ihm zu langweilig werde und er seinen Vater davon überzeugen will Nate und Tess hinterherzufahren damit Wren ihr Date sprengen kann. Und das ist alles seine Idee. Ich habe ihm nur den restlichen Mut zugesprochen, aber das ist ein Geheimnis zwischen uns.
Als er auflegt strecke ich mich und blicke aus dem Fenster heraus, sehe das Versprechen eines sonnigen Samstags und entscheide mich dazu joggen zu gehen. Entschieden schwinge ich mich hoch und gehe die Treppen hoch, doch nicht in mein Zimmer sondern steuere das Gästezimmer an, denn die letzte Stunde hat Meghan dort drinnen verbracht und vielleicht will sie ja mit mir raus gehen.

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