22|nur wir zwei im Hotelzimmer

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Logan

Gleich nach ihrem Anruf gestern bin ich in meinen Pick-up gestiegen und losgefahren, denn der Gedanken an Meghan, mutterseelenallein im großen Manhattan, hat mir Angst gemacht.
Jetzt tut es die Umarmung. Perplex lasse ich sie ihre Arme um mich schlingen. Ich hätte nicht erwartet, dass sie mich in ihre Arme schließt gar anfängt zu weinen. Sie gibt keinen Ton von sich, doch ihr Körper zittert an meinem und ich spüre ihre Tränen in mein Shirt sickern. Beruhigend lege ich meine Hände an ihren Rücken und streiche tröstend auf und ab.
Dass wir uns immer noch im Flur befinden gefällt mir nicht, also schiebe ich Meghan ins Zimmer ohne mich von ihr zu lösen und trete die breite Tür mit dem Fuß zu. Der Knall der Tür holt sie wohl zurück in die Realität, denn sie zieht sich wieder zurück und wischt schnell unter ihren Augen entlang. „Entschuldige. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.", murmelt sie und ich ziehe die Brauen zusammen. Sie ist doch verrückt! Wer entschuldigt sich denn für seine Gefühle? Ich lege die Hände an ihre Wangen und ziehe ihren Kopf behutsam hoch, dass sie mir in die Augen sieht. „Es gibt nichts wofür du dich entschuldigen müsstest.", betone ich und hoffe, dass es auch wirklich ankommt, denn ich will nicht mehr, dass Meghan ihre Gedanken und Gefühle zurückhält.
Sie schweigt, sieht mir intensiv in die Augen und plötzlich ist mir ihre Nähe nur allzu bewusst. Ihre Wangen sind heiß unter meinen Handflächen und ihr Körper ist meinem trotz Abstand noch so nah. Es liegt wohl an dem Schlafmangel, dass einige Sinne schärfer sind als die anderen. Wie als hätte mein Körper nur auf diese Erkenntnis gewartet ziehe ich mich zurück und gähne in meine Hand hinein.
„Bist du müde?", fragt Meghan und tritt mehr in den Raum hinein und ich bin ein wenig dankbar für diesen Abstand. Ich habe gar nicht überlegt gehabt als ich losgefahren bin und mir ist schleierhaft, was ich jetzt tun möchte, da ich hier bin. Ihr geht es augenscheinlich ganz gut. Sie sieht aus wie die typische Meghan in einem langen Shirt und ich wette keinen Shorts darunter. Sie hat auch keine äußeren Wunden und jetzt stehe ich wie ein Trottel da, weil ich angelaufen gekommen bin wie ein liebeskranker Welpe.

„Erde an Logan.", spricht sie in einem Singsang und ich sehe zu ihr herüber,„Ich habe gefragt, ob du müde bist."
„Ja, natürlich. Mein Auto fährt sich leider nicht von alleine hierher.", erwidere ich trocken und sie macht eine ausladende Handbewegung auf das unordentliche Bett. „Du kannst ruhig ein Nickerchen halten. Es war bestimmt anstrengend.", bietet sie mir an, doch ich schüttle schon den Kopf bevor sie zu Ende gesprochen hat.
„Dafür bin ich nicht hergekommen, Meggiemaus.", erinnere ich sie und täusche ich mich oder wird sie tatsächlich beschämt? Doch ehe ich blinzeln kann verschwindet der Ausdruck und sie reckt ihr Kinn vor. „Wofür dann?", hakt sie provokant nach und verschränkt die Arme vor der Brust. Ich gehe einige Schritte auf sie zu um vor ihr wieder zum Stehen zu kommen als ich den Kopf ein wenig senke. „Das habe ich doch schon gesagt.", flüstere ich und sie starrt mich einen Moment an bevor sie sich umdreht und zum Zweisitzer herumgeht. Als sie wieder Abstand zwischen uns gebracht hat dreht sie sich zu mir um und zeigt an sich herunter.
„Du hast dich doch schon davon überzeugt, dass alles noch an seinem Platz ist..."
„Na ja, so genau kann ich das nicht beurteilen.", hänge ich sofort hinterher und sie greift nach dem dekorativen Kissen um es nach mir zu werfen. Grinsend fange ich es auf und gehe an ihr vorbei um es mir auf dem Zweisitzer gemütlich zu machen.
Nachdem ich meinen Blick einmal durch das Zimmer wandern lassen habe sehe ich wieder zu ihr hoch, wie sie weiterhin neben dem Zweisitzer steht statt sich neben mich zu setzen.
„Willst du mir erzählen, was passiert ist?", frage ich und hoffe sehr, dass sie es tun wird, denn alles, was sie gesagt hat, hat mich nur verwirrt. Sie sagte ihr Vater wäre wieder hier. Was soll ich darunter verstehen? Ich wusste nicht einmal, dass er weg war. Und wieso erschreckt es sie so, dass ihr eigener Vater -den sie vergöttert hat, wie sie gesagt hat- wieder da ist? Ich erkenne das Zögern in ihrem Gesicht. „Vielleicht später." Ich nicke, denn das ist noch kein endgültiges Ablehnen und ich habe sowieso nicht vor heute wieder wegzufahren.
„Hast du schon ein Flugticket gebucht?", frage ich und ihre braunen Augen weiten sich. „Ja. Morgen Mittag fliege ich zurück. Ich hatte ja keine Ahnung, dass du Spinner hier aufkreuzt.", sagt sie und schüttelt verständnislos den Kopf. Ich lege die Arme um die Lehne und grinse sie keck an.
„Unterschätz mich nicht."

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