52|Logan-Mitleidsparty

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Logan

Bevor ich überhaupt wach bin weiß ich bereits, dass ich einen Kater habe. Mein Hals ist trocken, ein bitterer Geschmack liegt auf meiner Zunge und ich verspüre das große Bedürfnis mich zu strangulieren, weil ich gestern Abend die Klimax der Demütigung erreicht habe. Ich weiß nicht mehr genau was ich zu Meghan gesagt habe, aber ich weiß, dass etwas aus meinem Mund gekommen ist und mir ein Kissen ins Gesicht geschlagen würde.
Mein Kopf dröhnt und ich verziehe das Gesicht bevor ich langsam die Augen öffne und in drei Augenpaare blicke. Kurzzeitig zucke ich zusammen und blinzle schnell um ein schärferes Bild zu bekommen. Meine Mitbewohner und Mason stehen stumm an meinem Bett und beobachten mich. Ich schließe die Augen wieder und hole tief Luft. „Ich schwöre bei Gott, dass ich die Bullen rufe, wenn ihr dort seit mehr als paar Sekunden steht.", murre ich verschlafen.
„Steh auf und schluck die Aspirin.", befiehlt Nate mir, doch ich bleibe weiter in meinem gemütlichen Bett. „Dylan hat mir gesagt du hast dich gestern mit seinem Mitbewohner betrunken.", sagt Dean und ich lege den Unterarm vor meine Augen. „Schuldig im Sinne der Anklage.", brumme ich. Diese verdammte Petze.
Seufzend setze ich mich auf um die Tablette auf meinem Nachttisch zu nehmen und trocken zu schlucken. „Trink auch das Wasser, du Blödmann.", fordert Mason mich auf und ich nehme die Wasserflasche, trinke sie leer und werfe sie dann nach ihnen.
„Ich habe Kopfschmerzen, ich bleibe heute im Bett.", grummle ich und rutsche wieder unter die Decke, doch sie wird mir sofort wieder weggezogen. „Nichts da. Das kannst du erstens nicht, weil du heute eine Vorlesung hast.", verbietet Dean mir und rollt meine Decke in seinem Arm auf bevor er sie zerknüllt an das Fußende meines Bettes wirft. Ich ziehe skeptisch eine Braue hoch. „Also habt ihr euch überlegt, dass ihr mich zu dritt aufweckt, weil ich heute eine Vorlesung habe?", hake ich ungläubig nach und sie schütteln alle den Kopf.
„Nein, wir gehen heute Abend aus.", verkündet Nate, dass ich lachen muss, doch es sofort belasse, weil es hinter meiner Stirn zu pochen beginnt. „Machen wir uns auch gegenseitig die Haare und ziehen hübsche Kleider an?", scherze ich trocken. „Auf jeden Fall, Mann. Ich habe bereits ein schickes blaues Kleid, das meine Augen betont.", erklärt Mason ironisch und deutet mit einem Kopfnicken auf mich,„Du solltest ein schwarzes tragen, damit es deine Seele widerspiegeln kann." Dafür bekommt er einen Faustschlag von Dean und Nate, die ihn böse anfunkeln. Mason schaut sie verständnislos an und reibt sich den Arm auf dem beide Fäuste gelandet sind. Ich widme mich Dean und Nate. „Ich will aber nicht ausgehen.", lehne ich ab und Dean zuckt mit den Schultern. „Pech gehabt.", meint er desinteressiert und ich ziehe schnaubend die Brauen zusammen. „Warum zwingt ihr mich?", frage ich und schwinge die Beine vom Bett, doch bleibe sitzen,„Geht doch alleine." Streng schaut Nate auf mich herab. „Ich diskutiere jetzt gar nicht mit dir.", beharrt er und ich schaue ihn verärgert an. Dean neben ihm nickt. „Richtig. Wir haben auch noch Stunden bevor wir aufbrechen.", erinnert er uns und zeigt flüchtig auf meinen Schrank,„Zieh dich jetzt an, damit ich dich fahren kann." Mist, mein Auto ist immer noch vor der Arena.

Eine weitere Tatsache schleicht sich in den Vordergrund und ich reiße erschrocken die Augen auf. „Fuck, wie spät ist es? Wir müssen zum Training!", rufe ich aus und will aufstehen, doch sie lassen mir keinen Platz. Wollten sie nicht gerade noch, dass ich aufstehe? Halt warte, ich habe gerade größere Probleme! Der Coach wird uns umbringen, weil wir zu spät sind! „Entspann dich. Es ist bereits ein Uhr Mittags.", verkündet Nate und mir fallen fast die Augen aus dem Höhlen. „Was?!", schreie ich und fahre mir durch die Haare. Unser Training endet um neun Uhr morgens! Ich habe das Training verpasst! Das ist mir während der gesamten Collegezeit nicht passiert. Selbst mit gebrochener Nase war ich immer da!
„He, ihr Arschlöcher, warum habt ihr mich nicht geweckt?", rufe ich wütend aus und stelle mir bereits vor wie Coach Patterson mich mit seinem Bürostuhl verprügelt, wenn ich gleich bei ihm antanze und mich für mein Fehlen entschuldige.
„Wir haben dich entschuldigt, du Arschloch.", erklärt Dean und mustert mich als wäre ich die schmutzige Wäsche auf unserem Badezimmerboden,„Du konntest in dieser Verfassung nicht beim Training aufkreuzen. Mase hat dich um Mitternacht hergebracht und du hast dich bis zwei Uhr morgens geweigert zu schlafen. Mit vier Stunden Schlaf und Alkohol intus hättest du nicht einmal auf deinen Schlittschuhen stehen können." Er hat recht. Aber dennoch! Auch, wenn ich gestern daran gedacht habe nicht zum Training zu kommen, hätte ich es getan. „Coach hat es erstaunlicherweise einfach hingenommen.", berichtet Mason noch immer verblüfft darüber und kratzt sich an den Bartstoppeln an seinem Kinn,„Keine Fragen, kein Gebrüll. Er hat bloß gesagt du sollst dich ausruhen und schnell besser werden." Ich beiße mir auf die Lippe. Verdammt, gestern war echt nicht mein Tag. Ich werde ihm nie wieder mehr in die Augen schauen. Stöhnend werfe ich mich zurück ins Bett und starre an die Decke.
„Na los. Geh duschen, denn du stinkst und beeil dich sonst esse ich alle Würstchen und Pancakes, dass dir nur noch der trockene Toast bleibt.", sagt Mason und zieht am Saum meines Shirts. Mit zusammengezogenen Brauen drehe ich den Kopf um zu ihm zu sehen. Hat er Würstchen und Pancakes gesagt? Warum hat Nate ein üppiges Frühstück vorbereitet? Und warum zum Teufel ist Mason hier? Nein, das nehme ich zurück, er ist immer hier, wenn er will. Dennoch ist es mir suspekt, dass meine drei engsten Freunde um mein Bett versammelt sind, mich beim Training entschuldigt, mich ausschlafen lassen und Frühstück zubereitet haben, das sie nicht ohne mich angerührt haben. „Sterbe ich?", schlussfolgere ich und reibe mir die Augen, doch sie stehen immer noch da.
„Irgendwann schon, ja.", bestätigt Mason mir und kassiert erneut eine Tracht Schläge. „Was ist nur los mit dir, Mann?", ruft Dean entsetzt und haut ihn erneut. Mason starrt ihn entgeistert an. „Was willst du denn? Ist doch die Wahrheit! Er ist schließlich nicht unsterblich, also stirbt er irgendwann.", entgegnet er und Nate kneift sich in die Nasenwurzel. Er dreht sich ebenfalls zu ihnen und sie beginnen lautstark darüber zu diskutieren, dass Mason kein Taktgefühl besitzt. Stumm beobachte ich sie dabei und mit einem Mal landet die Antwort auf all das hier auf meinem Schoß.
„Mir geht es gut."
Sie verstummen augenblicklich und sehen wieder zu mir herunter. Ich setze mich auf und mustere sie nacheinander. „Ihr braucht euch nicht um mich zu kümmern, als hätte ich eine unheilbare Krankheit.", erkläre ich und stehe auf um zu meinem Kleiderschrank zu gehen und frische Kleidung herauszuholen. Ihre Blicke bohren sich in meinen Rücken und ich drehe mich mit einem Printshirt in der Hand zu ihnen um.
„Ernsthaft. Ihr könnt eure Leben weiterleben, ich komme schon klar.", behaupte ich.
„Gestern Abend sah das aber ganz anders aus.", meint Mason und Dean wirbelt zu ihm herum, dass Mason schützend die Arme vor seinen Körper hält. „Ich schwöre bei Gott, dass ich dich aus dem Fenster werfe, wenn du noch ein Wort sagst.", droht er ihm wütend und Mason zieht einen Schmollmund.

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