Mit dir ist es was Besonderes- Kapitel 12

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Ich hatte noch zwei Doppelstunden, die ich mehr oder weniger souverän überstand, ohne viel nachzudenken. In Physik gelang mir das ganz gut, weil Herr Chung mir nicht viel Zeit zum Grübeln ließ. Normalerweise empfand ich dieses ganze Gerechne immer als nervig aber heute war es eine willkommene Ablenkung. In Musik viel es mir dann schon schwerer, mich auf andere Themen als meine Zimmergenossin zu konzentrieren. Als auch die letzte Stunde endlich vorüber war, machte ich mich auf den Weg zu den Fahrrädern. Komischerweise erhielt ich einige Blicke, besonders von einer Gruppe Jungs, die sich im Foyer versammelt hatten. Einer von ihnen pfiff mir sogar hinterher, als ich vorbeiging. Gerade als ich begann mich zu wundern tauchte Rike neben mir auf und begann wie immer in verboten schneller Art und Weise zu reden: „Wow kein Wunder, dass die nicht den Blick von dir abwenden können. Ist heute irgendein besonderer Tag oder warum hast du dich so herausgeputzt? Also nicht, dass du sonst weniger gut aussiehst aber heute ist es eben etwas anders. Das Kleid steht dir übrigens wunderbar." Jetzt war ihr wohl doch die Luft ausgegangen. Bevor sie erneut zu einem Monolog ansetzte konnte, sagte ich schnell: „ Dankeschön, mir war heute einfach so. Ich muss dann auch mal los, zum Training." Im Weggehen hörte ich sie noch rufen: „Oder geht es um eine bestimmte Person, die du beeindrucken willst? Bist du etwa verliebt? Naja okay, wir reden später nochmal." Hoffentlich nicht, dachte ich bloß. Was redete sie da bloß. Ich und verleibt sein, dass ich nicht lache. Trotzdem hatte diese Aussage mich dazu veranlasst, direkt dicht zu machen und wegzulaufen. So eilig hatte ich es nämlich gar nicht, da das Training erst in einer Stunde begann. Während ich mein Fahrradschloss aufschloss, dachte ich darüber nach, warum ich heute morgen diesen Impuls hatte, mich besonders zurechtzumachen. Allerdings kam ich schnell zu dem Schluss, dass es totaler Quatsch war, etwas hineininterpretieren zu wollen. Ich hatte eben einfach mal Lust darauf gehabt. Es gab keine übergeordnete Intention.

Im Internat angekommen, ging ich in die Küche, um mich vor dem Training noch etwas zu stärken. Dort stand Viktor an der Arbeitsplatte und schnippelte Obst. „Hey Cäcilia" begrüßte er mich, was ich erwiderte. „Du brauchst sicherlich einen Energieboost für das Staffeltraining gleich, oder?" Als ich nickte, füllte er noch etwas Obst in die Schüssel, die er schon vorher befüllt hatte und reichte mir diese anschließend. „Hier, das ist der beste Snack, den man als Sportler essen kann. Mein Spezial-Power-Müsli hat optimale Nährwerte und ist auch noch super lecker." erklärte er. „Danke, das ist voll nett von dir. Wirst du für den Slogan bezahlt oder warum klingt es wie jedes 0815 Product-Placement eines Influencers?" merkte ich mit sarkastischem Unterton an, während ich mir einen Löffel voll in den Mund schob. „Nein nein, ich stehe für mein Produkt. Allerdings muss ich zugeben, dass ich auf die gleiche Art und Weise eben gerade Leni eine Schüssel von meinem Müsli angedreht habe." Mir blieb das Müsli im Hals stecken. Ich begann wie wild zu husten und mir stiegen Tränen in die Augen. Es vergingen bestimmt zwei Minuten, bis ich wieder normal atmen konnte. Viktor hatte mir auf den Rücken klopfen wollen, aber ich hatte mich weggedreht. Deshalb sah er mich nur mit hochgezogenen Augenbrauen an und fragte verunsichert: „Alles okay? Schmeckt es so schlimm?". „Nein Quatsch, ich hab mich bloß verschluckt." 'weil schon Lenis Name ausreicht, um mich aus der Bahn zu werfen' fügte ich in Gedanken hinzu. Die Beiden schienen sich echt gut zu verstehen und viel Zeit miteinander zu verbringen. Ich redete mir immer wieder ein, dass dieses Gefühl, welches ich verspürte keine Eifersucht sein konnte. Gegenüber wem denn überhaupt. Aber schon wieder löste der Gedanke an Leni und Viktor zusammen eine Kette an negativen Gefühlen aus. „Gut, dann sehen wir uns im Stadion?" holte mich Viktor in die Realität zurück. „Ja klar, bis gleich." gab ich halbherzig zurück. Lief da etwas zwischen den Beiden? Vielleicht konnte ich ja während des Trainings etwas in Erfahrung bringen. So brennend interessierte es mich ja aber auch gar nicht. Oder hatte ich etwa Angst vor der Antwort?

Mit dir ist es was BesonderesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt