Mit dir ist es was Besonderes- Kapitel 7

632 15 2
                                    

Ich lag gerade einmal 5 Minuten in meinem Bett als Leni ins Zimmer kam. Ohne mich eines Blickes zu würdigen, kletterte sie in ihr Bett. Es fühlte sich komisch an, ihr plötzlich wieder so fern und doch räumlich gesehen so nah zu sein. Vor ein paar Minuten, hatte ich ihr einen Blick in mein Innerstes gewährt. Das setzte mir irgendwie zu. Komischerweise hatte ich zwar keine Angst, dass sie es weitererzählen würde, so jemand war Leni einfach nicht. Dennoch fühlte es sich an, als hätte ich ihr einen Teil von mir gezeigt, den eigentlich niemand sehen sollte. Ich brauchte keinen seelischen Beistand, das würde mich nur zu abhängig von einer Person machen. Aber dieses Gefühl des Vertrauens, dass ich gegenüber Leni fühlte, war so neu und gleichzeitig so überfordernd. Sie war echt ein besonderer Mensch, mit ihrer positiven Ausstrahlung schaffte sie es sogar meine Stimmung aufzuhellen. Aber die Tatsache, dass auch ein so optimistischer Mensch wie sie manchmal eben nicht gut gelaunt und unbeschwert war, beruhigte mich in einer Art und Weise. Es zeigte mir, dass jeder Mensch zwangsläufig durch Höhen und Tiefen ging, auch wenn man das manchmal gar nicht erwartete. Schließlich kam ich in Gedanken wieder zu meinem peinlichen Abgang und kehrte wieder in die Realität zurück. Ich hatte den Moment, den wir geteilt hatten, vollkommen zerstört. Das wurde mir jetzt bewusst. Sollte ich so tun, als ob nichts gewesen wäre? Irgendwie hatte ich Angst, dass sie mich weiterhin ignorieren würde, wenn ich mich nicht entschuldigte. Aber Entschuldigungen vielen mir schwer, weshalb ich sie auch fast nie in die Tat umsetzte. Während ich hin und her überlegte, fiel mir ein, dass ich nach meinem Training noch gar nicht geduscht hatte. Ich entschloss mich also, dies jetzt nachzuholen. Unter dem warmen Wasserstrahl würde ich schon eine Idee haben, wie ich dieses Problem angehen würde. Ich sammelte also meine Sachen zusammen und verließ, ohne auf eine Antwort zu warten, mit den Worten: „Ich bin dann mal im Waschraum." das Zimmer.

Als ich frisch geduscht und mit einem etwas klarerem Kopf, sowie fest entschlossen mich für mein Verhalten zu entschuldigen, zurückkehrte, war nur Sibel in unserem Zimmer. „Weißt du wo Leni ist?" fragte ich. „Sie hat eine Nachricht bekommen und ist daraufhin sofort losgestürmt. Sie hat aber nicht gesagt, worum es ging." entgegnete sie. „Oh okay." nuschelte ich enttäuscht. „Wieso fragst du eigentlich?" führte sie mit verwirrtem Gesichtsausdruck an. „Ach nur so, hat mich bloß interessiert." gab ich schnell zurück. Sibel schien mir das abzukaufen und wechselte das Thema: „Mal eine ganz andere Sache, was läuft eigentlich zwischen dir und Viktor?". „Hä, was soll denn da laufen? Wir trainieren zusammen bei Hauser und sind in der Staffel, das weißt du doch." fuhr ich sie an. „Ja schon klar, aber das ist doch nicht alles. Ich hab doch die Blicke gesehen, die er dir zuwirft. Geflirtet hat er auch mit dir, das hab ich vorhin beim Essen gehört. Es geht mich ja nichts an, aber wenn du auch was für ihn empfindest, solltest du dich ranhalten, ich hab schon von einigen gehört, dass sie auf ihn stehen." redete sie auf mich ein. Das war vollkommen neu für mich. Wo hatte er denn bitte mit mir geflirtet und von welchen Blicken sprach sie? Sibel hatte sich das sicherlich nur eingebildet. Aber wenn ich so darüber nachdachte, Viktor war schon echt cool und zwischen uns war es auch immer entspannt. Wir hatten gemeinsame Interessen und deshalb auch immer Gesprächsthemen. Allerdings würde ich mich definitiv von einer Beziehung fern halten. Das war mir einfach zu riskant. „Hm, wenn du meinst." antwortete ich deshalb nur, während ich auf dem Weg ins Bett war. Da ich nicht einschlafen konnte, fingen meine Gedanken an zu kreisen. Wie ich das hasste! Wer wohl Leni geschrieben hatte, sodass sie schnurstracks losgegangen war? Und dann plötzlich kam mir die Idee: Was wenn es Viktor war? Was, wenn sie eine von jenen war, die etwas von Viktor wollten? In meiner Brust baute sich ein Druck auf. Empfand ich doch etwas für Viktor, oder warum setzte mir dieser Gedanke so zu?  

Mit dir ist es was BesonderesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt